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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Presseschau
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Presseschau

Oktober bis Dezember 1987
,,Sokrates im Supermarkt". So der Titel der zweiten Sammlung von ,,Streiflichtern aus der
Antike" von Klaus Bartels (Großanzeige NZZ v. 17.11.87 f. d. 2. Aufl.; vgl. a. MDAV 3/87 die Be-
sprechung von Rainer Nickel). Angesichts der gegenwärtigen (erneuten) Krise der Alten Sprachen
- bedingt durch sinkende Schülerzahlen, abnehmendes Schülerinteresse (warum?) und fast aus-
sichtslose Einstellungschancen für Lehrer - sollte man sich ernsthaft fragen, ob wir denn mit unse-
rer ,,Ware" so unattraktiv geworden sind, ob wir nicht vielmehr erneut versuchen sollten, die ju-
gendfrischen Werte der Alten Welt und der lebensvollen ,,toten" Sprachen unters Volk zu brin-
gen. Die konsumorientierte Gesellschaft könnte durch die vielfältigen Gegenwartsbezüge wieder
zum ,,Kauf" gereizt werden. Wir Pädagogen sollten uns die frappierende Aktualität der antiken
,,Ware" noch mehr ins Bewußtsein rufen, um damit die Aufmerksamkeit unserer Schüler zu fesseln.
Wir sollten ferner die Wirkung dieser ,,Ware" nicht unterschätzen, bringt sie doch Befindlichkeiten
des gegenwärtigen Menschen ins Spiel (so Nickel a.a.O.). Keine Belehrung mit drohendem Finger,
noch mehr Augenmerk auf die Präsentation der ,,Ware" (aus der Werbebranche kann man man-
ches lernen). Wir werden feststellen, daß die angeblich alten Griechen u. Römer den Schülern gar
nicht so fremd, eher vertraut sind (vgl. Ff. Munding, Altphilologie und Öffentlichkeit in MDAV 3/87,
S. 82 f.; ferner Ft. Keulen, Das Angebot der alten Griechen an die neue Gesellschaft, in MDAV 4/87,
S. 97 ff. und schließlich der Titel des zur Bonner DAV-Tagung angekündigten Festvortrags von Chr.
Meier: Die vertrauten und die fremden Griechen). Fazit: Das Angebot steht: Greifen wir zu oder
besser: lassen wir zugreifen. Diese Presseschau soll dazu ein wenig beitragen.
Archifektur/8i/d/Kunst: Platon-Porträt. Die Münchener Glyptothek erwarb eine aus der Zeit der
röm. Kaiser stammende, bedeutende Kopie des Platon-Bildnisses von Silanion, entstanden nach
dem Tod des Philosophen 348 (35 cm, Marmor, beste Kopie der 20 erhaltenen Kopien der verlo-
renen Bronzefassung): ,,Ein herausragendes Ereignis i.d. Geschichte der Glyptothek" (FAZ 3.10.
m. Abb.). — Sammlerrarität der Reihe Ars mundi zum Kauf angeboten: die Liebesgöttin aus Neros
goldenem Palast (Aphrodite Kallipygos). Subskriptionspreis 1280 Mark! Aus dem Kommentar des
Hamburger Archäologen Niemeyer: ,,Diese erotische Botschaft kommt noch heute an" (FAZ
10.10. m. Abb.). — Ausstellung griechischer Münzen. Das Histor. Mus. Bern zeigt in einer Son-
derausstellung 3000 (!) griech. Münzen a.d. Zeit von 241 v. Chr. — 270 n. Chr. Themen u.a.: Por-
träts röm. Kaiser, religiöse Symbole, Wahrzeichen von Städten (NZZ 25./26.10.). — Der Klau am
Bau. Unter diesem griffigen Titel wird berichtet über Plagiat und Postmoderne, Architekten und
Urheberrecht. In diesem Zusammenhang die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Technik.
Die Architekturtheoretiker der Antike bis zur Renaissance waren in erster Linie Ingenieure und
technisch interessiert. Vitruv z.B. maß unter seinen drei Baukategorien Festigkeit, Nützlichkeit
und Schönheit letzterer nur eine Teilfunktion zu (FAZ 6.11.). — Restaurierung des Marc-Aurel-
Denkmals. Nach sechsjährigem Aufenthalt in der Intensivstation röm. Restauratoren sieht der
kranke Marc Aurel seiner Genesung entgegen (RhM 13.11. m. Abb.). — Vergangene Utopien.
Zur großen Le-Corbusier-Ausstellung im Centre Pompidou. Le-C. wird in dem Artikel als Zu-
kunftsträumer und Bewohner der Antike beschrieben. Er sagte 1933 in Athen vor dem 4. Intern.
Kongreß für mod. Architektur: ,,Die Akropolis hat aus mir einen Aufständischen gemacht" (FAZ
27.11. ). — Kölnische Subkultur: antike Villen. Kölns Archäologen kämpfen gegen die Vermark-
tung des Neumarkts. Hier wurden Zeugnisse eines luxuriösen Wohnquartiers gefunden (FAZ
10.12., vgl. d. angekündigten Vortrag von H. Mielsch auf der Bonner Tagung m.d. Thema: die
röm. Villa als Bildungslandschaft). — Erechtheion-Tempel- nach achtjähriger Renovierung zu-
gänglich (FAZ 23.12. vgl. auch hier den zur Bonner Tagung angekündigten Vortrag von E. Tou-
loupa über Bauarbeiten am Erechtheion in der Antike und heute). —

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