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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 31.1988

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Müller, Alexander: Zur Begleitgrammatik der Ianua Nova
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Ströhlein, Helga: [Rezension von: Sigrid Albert, Cottidie Latine loquamur - Textus de rebus cottidianis hodiernisque]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35869#0055

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!ch will zum Schluß nur noch etwas Grundsätzliches zur Sprache bringen, was nicht nur diese
Grammatik betrifft. Die Regeln und Erklärungen sollten alle die Grundstruktur ,,wenn die Be-
kannte a, dann x" haben, wobei x neu ist. Eine Regel, in der die Bedingung nicht die Bekannte
enthält, ist sinnlos. Dagegen wird aber immer wieder verstoßen. So heißt es in § 68 zu dem Satz
Gaius, quod dominus severus est, non amatur ,,Wenn das Subjekt in HS und GS gleich ist, lautet
der It. Satz regelmäßig: Subjekt / GS /... " Hier enthält der Bedingungssatz die Unbekannte, näm-
lich die Tatsache, daß Gaius zum HS und GS Subjekt ist. Dagegen ist die Satzposition von Gaius
bekannt. Man braucht den lat. Satz nur zu lesen. Sinnvoll ist diese Regel nur für die Übersetzung
aus dem Deutschen ins Lateinische.
Zu den unergiebigen Regeln rechne ich auch die, in denen die Elemente ,,können", ,,hier ist"
usw. Vorkommen. Ein Beispiel dafür scheint mir der § 22 zu sein. Dort wird der aci an folgenden
4 Sätzen erklärt: (1) Marcus equum cupft, (2) Marcus equftare cupit, (3) Marcus equum conscen-
dere cupft, (4) Marcus servum venire cupft. Dazu heißt es: „Statt eines Substantivs im Akkusativ
(1) kann auch ein Infinitiv (2) die Satzstelle Objekt füllen. Dieser Infinitiv kann seinerseits ein Ak-
kusativobjekt bei sich haben (3)". Nichts wird dem Schüler darüber gesagt, wie er erkennen
kann, daß equum Akkusativobjekt zu conscendere ist und nicht zu cupft wie in Satz (1). Mit dem
Erfragen von Satzteilen ist hier nicht viel anzufangen. Auf die Frage „Wen oder was möchte Mar-
cus?" heißt die Antwort natürlich „ein Pferd". Wie soll der Schüler wissen, daß equum die fal-
sche Antwort ist? Er hat sich doch genau an die erlernte Regel gehalten. Genauso ist es dann beim
aci servum venire. Niemand sagt ihm, warum servum nicht Objekt zu cupft ist. Und wenn er die
beiden Wortblöcke equum conscendere und servum venire vergleicht, sieht er, daß sie sich for-
mal überhaupt nicht unterscheiden. Ohne Kriterien für die Entscheidung, ob ein Akkusativ Sub-
jekt oder Objekt zu einem Infinitiv ist, kann der Schüler nur drauflos raten.
Ich meine, daß es zuviele Regeln dieses Types gibt und daß dies nicht der geringste der Gründe
ist, daß wir immer wieder über die Übersetzungsfähigkeiten unserer Schüler Klage führen und
hören.
OStR ALEXANDER MÜLLER, Im Gehäge 6, 3004 Isernhagen 2
Sigrid Afbert, Cottfdfe Latine /oquamur — Textus de rebus cottidianis hodiernisque —, Saraviponti
— Saarbrücken 7987
Der Band enthält 25 Kapitel von durchschnittlich 1 bis 1 1/2 DIN A-5-Seiten zusammenhängen-
dem Text. Ausführliche Angaben unter den Texten nennen einige Fundorte von Vokabeln in Le-
xika, lateinisch verfaßten Zeitschriften und bei lateinischen Schriftstellern; hierzu ist die Anschaf-
fung eines Wörterbuches zum Lateinischen in aktueller Verwendung sinnvoll, obwohl sich im
hinteren Teil des Bandes ein lat.-dt. und ein dt.-lat. Vokabelverzeichnis von immerhin 37 Seiten
befinden. Schade, daß die Text-Passagen Quantitäten nur bei voraussichtlich weniger bekannten
oder unbekannten Vokabeln angeben und das Vokabelverzeichnis ganz darauf verzichtet.
Die Verfasserin sieht als Zielgruppe Lateinsprecher mit einer gewissen Erfahrung, aber durchaus
auch Anfänger mit entsprechendem Interesse, inhaltlich beziehen sich die Texte auf das, was uns
heute und den ganzen Tag über begegnet: Morgendlicher Berufsverkehr, Arbeit im Büro, Mit-
tagsschlaf und Feierabend sind ebenso vertreten wie Aufenthalte im Lokal, im Hotel, Besuche bei
Arzt und Friseur, um einige Themen zu nennen. Auch die Rundfunkreportage von einem Fuß-
ballspiel fehlt nicht. Man erinnert sich gerne an das Kap. 20 im Bd. A 3 des Fundamentum Lati-
num (Päd. Vg. Schwann), in dem ein ,nuntius specialis' von einem Länderspiel Deutschland ge-
gen Italien berichtet. Und wenn man erlebt hat, wie dankbar Schüler derartigen Texten nachspü-
ren, freut man sich als Lehrer über eine ganze Sammlung moderner lateinischer Texte.
Spezielle moderne lateinische Vokabeln und Wendungen wird sich der Schüler weniger merken
können; aber im Moment des Lesens macht der lateinische Text Spaß. Darüber hinaus erlebt der
Schüler viele bekannte Wörter in ungewöhnlichem Kontext — und trainiert diese, ohne daß die-

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