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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0165

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Artistisch-Literarischer Theil.

Kgl. Hof- und National-Theater.

Donnerstag den 8. Mai. Der Pro phet, von Meyerbeer. Frau
Behrend-Brandt vom Stadttheater zu Frankfurt Fides als Gast-
— Eine schöne, noch jugendliche Gestalt, feurige Augen, zarte und natür-
liche Bewegungen — dieß Alles im Verein mit einem wahren, ungezwun-
genen Shiel konnte nicht verfehlen, gleich im ersten Augenblick einen gün-
stigen Eindruck hervorzurufcn. Fügen wir hinzu, daß das Organ des ge-
ehrten Gastes ein volltönendes und sehr umfangrciches ist, so glauben wir
jencn Eindruck im Sinne des kunstfreundlichen und kunstkenncrischen Pub-
likums bezeichnet zu haben. Weil uns diese Eigenschaften zu dem Wunsche
ierechtigen, es möchte, wie es das Bedürfniß unserer Oper erheischt, Frau
Behrend ständig für unsere Bühnc gewonncn, und dic Acquisttion einer
dramatischen Sängerin nicht abcrmals versäumt werden, so halten wir es
für Psticht, unsere unverholeneMcinung über den geehrtenGast ganz aus-
zusvrechen. Von ihrem hohen Talent und desscn Bildungsfahigkeit ILßt sich
erwarten, daß ste einige HLrten des VortrageS noch mit lcichter Mühe be-
seitigt. Wünschenswerth wäre nämlich einc mehr abgerundete Verbindung
der einzelnen Töne; sowohl dieß läßt stch durch nachzuholendeS Solfeggen-
studium verbeffern, als auch die eigenthümliche SchLrfe in der mittlern
Stimmlage zwischen x und «, besondcrs weun in der Wortsylbe gerade
ein e oder i licgt. Dagegen ist dic Aussprache sehr rein und deutlich,
und schon die Wärme des Organs verleiht den mit stteinheit gesungenen
Passagcn die beste Wirkung. Nachvem wir einige nahelicgcnde Beobach-
tungen crwähnt, können wir nicht umhin, unsern obigenWunsch nach end-
lichem Engagement ciner dramatischen SLngerin noch einmal auSzusvre-
chen; man entwöhnt sonst dem Publikum jede cntschiedeneZuneigung, weil
fich stets die Besorgniß darunter mischt, der Gegenstand derselben möchte
uns wohl wieder entrissen wer»en; auch gercicht eine kostspielige Oper mit
permanenten Gastspiclen der Kasse gewiß nicht zur Wohllhat. — Die Partie
der Fides ist zwar nicht geeignet, eme Sängerin in ihrem ganzen Wesen
kenncn zu lernen, aber wir sind der Zuversicht, daß das Nrtheil der Ken,
ner und der hcute schon laut gewordene Enthusiasmus dcs Publikums sich
erneuen wird, wenn wir Frau Behrend in gesangsgcläufigcren Partieen
zu hören bckommen, was baldmöglichst geschehcn möge. Die Ausführung
im Uebrigen war, einige kleinc Uebersehen der VlaSinstrumente abgercch-
net, von Seite deS OrchesterS gut, eben so von Seite bes ChoreS, weni-
 
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