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Münter, Balthasar; Struensee, Johann Friedrich ¬von¬ [Bearb.]
Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen und Königlichen Dänischen Geheimen Cabinetsministers Johann Friederich Struensee — Frankfurt & Leipzig, 1772 [VD18 13497685]

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https://doi.org/10.11588/diglit.30905#0009

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len. Ich erzähle ihnen, was in jeder Unterredung,
die ich mit ihm gehalten habe, merkwürdiges und
zu unsrer Abficht gehöriges, vorgegangen ist. So,
glaube ich, wird der Gang, den feine Bekehrung
genommen hat, am deutlichsten und zuverlässigsten
beschrieben. Ich habe mich fast jedesmahl sorgfältig
auf dasjenige zubereitet , was ich ihm vortragen
wollte, weil ich nicht glaubte, daß es mir erlaubt
wäre, ihm das erste das beste zu sagen, was mir et-
wa einfallen wollte. Ich habe alles vorher durch-
gedacht und ausgeschrieben, und weiß also gewiß,
was ich gesagt habe. So bald ich von ihm zurück-
kam , habe ich in meinem Tagebuch seine Äußerun-
gen nachgetragen, und, wenn ich gleich manches
vergessen haben kann, so bin ich doch überzeugt, daß
er selbst redet, wo ich ihn reden lasse, und so viel es
möglich ist, mit seinen eigenen Worten.
Ich berichte zuweilen auch Kleinigkeiten. Aber
nachdenkende Leser finden ost durch die kleinsten Zü-
ge den Charaeter der Person , von der die Rede ist,
ins Licht gestellt, und dann find es keine Kleinigkei-
ten mehr. Zuweilen rede ich selbst mehr, als es
scheint, daß ich hätte reden sollen: aber ich muß ja
die Bahn genau bezeichnen, die ich mit ihm gegan-
gen bin, ich muß zeigen, welche Vorstellungarten der
Wahrheit am meisten auf ihn gewürkt haben. Ost
wird der Leser merkliche Lücken findet!, er wird nicht
begreifen, wie der Mann so schnell und ohne daß
die Ursachen davon genau angegeben find, zur Er-
kenntniß und Ueberzeugung von dieser oder.jener
Wahrheit gekommen ist. Man muß aber nicht ver-
gessen, daß er in meiner Abwesenheit beständig und
mit vielem Nachdenken gelesen hat, daß ich ihn
durch die Bücher, die ich ihm gab, und die auch in
der
 
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