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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0190
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170

Drtsbrschreibung.

Ncich Vertreibung der Römer mag ein Theil der Sieger sich
in der verlassenen Römerstadt niedergelassen, die noch erhaltencn Ge-
bäude benützt, und neue dazu errichtet haben, wodurch die sog. Alt-
stadt mit der uralten Pelagiuskirche entstand. Aber dieser Punkt war
sür die im Mittelalter eingetretene Vertheidiguugs- und Befestigungs-
weise nicht mehr tauglich, es wurde ein anderer gesucht und hiezu
die eine Viertelstunde nordwestlich von der Altstadt gelegenen Stelle
der gegenwärtigen Stadt Rottweil aufs glücklichste gefunden, denn sie
hat nun auf der linken Seite des Neckarthales über dem steilen, fel-
figen Thalrande zwischen zwei schroff eingeschnittenen, in das Neckar-
thal einziehenden Schluchten eine reizende, von Natur auf drei Seiten
feste Lage. Auf der allein zugänglichen Westseite wurde die Stadt
künstlich befestigt und vertheidigt. Au ihrer Ostseite tritt ein schön
modellirter Hügel von dem Neckärthalabhange hinaus und wird von
dem Fluß in einem schönen haftensörmigen Bogen umspült, so daß er
nur mittelst eines schmalen Sattels mit dem übrigen Terrain zusammen
hängt. Dieser Hügel wurde ebenfalls befestigt und bildete ein starkes
Vorwerk der ohnehin sesten Stadt. Die Stadt selbst, legte man, wie man
noch jetzt sieht, nach einem sinnreichen Plane als ein beinahe regel-
mäßiges Viereck an, das durch zwei breite Straßen rechtwinklich

gekreuzt und in 4 ziemlick gleiche Theile getheilt wird. Gegen Osten,
Süden und Westen endigten 3 von diesen Straßen ursprünglich an
den 3 Thoren der Stadt, vor denen alsdann besestigte Borstädte er-
baut wurden.

Neben dieser für einen festen Platz so überaus günstigen Lags
cntfaltet die nächste nnd entferutere Umgegend der Stadt mannig-
saltige landschaftliche Reize. Gegen Osten schweift der Blick

über das freundliche Neckarthal hinweg an die nahe herantretende
Keuperterrasse, über der sich ein fruchtbares mit stattlichen Ortschaften
belebtes Flachland ausbreitet, in dessen Hintergrund sich die Alb (Heu-
berg) mit ihren kühnen Vorbergen majestätisch erhebt. Gcgen Süden
öffnet sich dem Auge das breite liebliche, aus bewaldeten Keuper-
bcrgen hervortretende Primthal, durch dessen üppigen Wiesengrund
das muntere Flüßchen dem Neckar zueilt. Den Hintcrgrund bildet

ebenfalls die Alb mit dem Dreifaltigkeitsberg. Etwas mehr gegen

Süden wird der einsiedlerische, frei sich erhebende Hohenkarpfen noch
sichtbar. Jm Rücken der Stadt, gegen Westen, dehnt sich ein ebenes,
sruchtbares, von Wiesengründen und kleinen Wäldern angenehm unter-
brochmes Ackerland aus, allmählig hügeliger und unfruchtbarer werdend,
bis es in den einen dunklen Hintergrund bildenden Schwarzwald
übergeht. Wendet man sich gegen Norden, so übersieht man ein weites
mit stattlichcn Ortschaften belebtes Flachland, durch das sich der
 
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