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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0518
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494

Brtsbeschreibung.

8 Schöpfbrunncn; das Wasser ist gut mit Ausncchme vou zwei am
Ort befindlichen Brunnen, die schwefelhaltiges Wasser sühren. Eine
2000' lange Wasserleitung in hölzernen Deicheln ist angelegt. Durch
den Ort sließt der Biberbach, der weiter unten Wettbach genannt
wird, und der Urschbach entspringt auf der Markung; über den erste-
ren führen eine steinerne Brücke und 8 Stege.

Die im allgemeinen kräftigen Einwohner, von denen gegenwär-
tig 8 über 80 Jahre zählen, sind betriebsam und ordnnngsliebend;
ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, während
die Gewerbe sich nnr auf die gewöhnlichsten Handwerker, von denen
die Maurer und Schuhmacher auch nach außen arbeiten, beschränken.
Als Nebenbeschäftigung wird die Stickerei von der weiblichen Jugend
(50—60 Personen) hauptsächlich den Winter über getrieben und
die Arbeiten in die Schweiz abgesetzt. Schildwirthschaften sind 3
und ebensoviele Kramläden vorhandcn. Die Vermögensverhältnisse
sind nnttelgut i die vermöglichste Klasse hat 35 Morgen, die mittel-
begüterte 15 Morgen und die minderbemittelte 3 Morgen Grund-
eigenthum i anf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbüger etwa
40 Morgen Güter. Die Markung ist, soweit sie für den Feldbau
benützt wird, ziemlich eben und hat einen mittelfruchtbaren Boden,
der theils ans Lehm, größtentheils aber aus Len Zersetzungspro-
dukten des Posidonienschiesers und der Opalinusthone besteht. Der
südliche, meist für den Waldbau benützte Theil dcr Markung ist
außerordentlich bergig und bildet einen Theil der aus braunem Jura
bestehenden, vielsältig von Thälchen und Rinnen durchsnrchten Aus-
läuser und Alb-Vorhügel, über die sich die Albberge, der. eigentliche
weiße Jura, äußerst steil, zum Theil unzugänglich erheben. Der
Boden besteht hier aus den thonigen und sandigen Zersetzungen des
braunen Jura, oder auch aus den kalkreichen des weißen Jura;
letzterer wird an einigen Stellen zu Straßenmaterial abgebaut. Das
Klima ist ziemlich mild und begünstigt die Obstzucht; Frühfröste
kommen auch hier zuweilen vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft, bei dcr neben dcm Brabanterpflug der
deutsche Wendepflug noch am hänfigsten in Gebrauch ist, wird fleißig
betrieben und außer den gewöhnlichen Cerealien kommen zum Anbau
Kartoffeln, viel dreiblättriger Klee und Hanf. Von den Getreide-
erzeugnissen können jährlich etwa 210 Scheff. Dinkel und 50 Scheff.
Haber auf den Schrannen in Rottwcil und Balingen abgesetzt wer-
den. Die ausgedehnten, durchgängig zweimähdigen Wiesen liefern
reichlich gutes Futter, vün dem etwa 70 Centner nach außen ver-
kanft werden. Wässerungseinrichtungen bestehcn keine. Die Obst-
zucht ist ziemlich beträchtlich und erlaubt in günstigen Jahrgängen
 
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