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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Cohn, Werner: Ein unbekanntes Frühwerk des Meisters des Breisacher Hochaltares
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Obser, Karl: Dannecker-Briefe
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0118

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Notizen: Dan necket - Briefe

Wie stellt sich nun unser Relief chronologisch in das Werk des Meisters? Auch diese Frage ist bald
entschieden. Ganz zweifellos haben wir es hier mit einem Frühwerk unseres Künstlers zu tun, das noch vor
die frühest datierte seiner Arbeiten, den 1515 entstandenen Annenaltar im Freiburger Münster zu setzen ist.
Die Gewandbehandlung ist noch relativ „zahm“. Die Komposition hat noch etwas Stockendes,
Gestopftes. Es fehlt die Beziehung zwischen den einzelnen Gruppen. Die Niederrotweiler Flügel, die man
als Reliefs am ehesten vergleichen kann, sind in der Gesamtanlage viel großartiger. In ihnen durch-
schwingt ein einheitlicher Rhythmus die ganze Komposition, dem jedes Einzelmotiv untergeordnet wird.
Zu einer genaueren zeitlichen Fixierung führt dann der Vergleich von Einzelheiten, etwa der
Vergleich des Kopfes der Katharina mit den Madonnenköpfen des Meisters.
Der Kopf der Katharina ist wenig differenziert, sein Umriß beschreibt ein geschlossenes Oval.
Die charakteristische hohe Stirn ist bereits vorhanden, aber die Augen liegen noch ziemlich flach im
Kopfe, und die kurze Nase, der kleine Mund und das rundliche Kinn sind noch recht zaghaft wiederge-
geben. Im ganzen macht der Kopf einen kindlich-harmlosen Eindruck, der sich ohne Schwierigkeiten aus
der Tradition des 15. Jahrhunderts herleiten läßt.
Ihm am nächsten steht zweifellos der Kopf der Madonna auf dem Annenaltar. Die Oberfläche
ist bewegter, die Modellierung schwellender, aber doch wirkt der Kopf noch bürgerlich-hausbacken. Die
Madonna des Breisacher Hochaltares zeigt bereits eine gewisse Umbildung ins Manieristische. Die Stirn
ist in ihrer kugelförmigen Wölbung übertrieben, doch ist im übrigen die Beziehung zur Madonna des
Annen-Altars noch durchaus deutlich.
Ist diese Entwicklung des Meisters, wie sie sich unter Einreihung des neuen Reliefs darstellt,
überzeugend, so ist eine Einordnung der Madonna des Niederrotweiler Altars innerhalb dieser Reihe un-
möglich. Und so erhält die Meinung Otto Schmitts1, der diesen Altar nach dem Breisacher, etwa um 1530,
ansetzt, eine erneute Bestätigung. Tatsächlich bringt der nervös-ekstatische, ins Visionäre gesteigerte Ausdruck
der Niederrotweiler Madonna ein ganz neues Moment in die Entwicklung des Meisters. Die Gedrängt-
heit der Figuren im Mittelschrein, die Gestrecktheit ihrer Proportionen können dies Urteil nur bestätigen.
Alle Vergleichsmomente führen uns also dazu, in diesem Relief ein Frühwerk des Meisters HL
zu sehen, ein Frühwerk, das deshalb so besonders interessant ist, weil wir hier im Kern bereits all die
Züge vorgebildet finden, die das Charakteristikum dieses Hauptrepräsentanten des spätgotischen Barock
ausmachen.
Dannecker-Briefe
Mitgeteilt von Karl Obser
Im Anhänge seiner Monographie über Joh. Heinrich Dannecker (Stuttgart 190g) hat Adolf Spemann
das briefliche Material zusammengestellt, auf dem er seine Darstellung mit aufbaute. Als Ergänzung dazu
mögen hier zwei Briefe des Meisters mitgeteilt werden, die bisher unbekannt waren und sich in einem
bayrischen Adelsarchive2 befanden. Sie sind gerichtet an den Grafen Christian Ernst von Bentzel-Sternau,
1 Otto Schmitt, Oberrheinische Plastik im ausgehenden Mittelalter, Freiburg i. Br. 1924.
' Im Familienarchiv des Herrn Grafen Moritz von Bentzel-Sternau auf Schloß Jägersberg, dem ich für gütige Er-
laubnis zur Einsichtnahme zu Dank verpflichtet bin.
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