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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Dobroklonsky, M.: Zwei unbekannte Zeichnungen Hans Holbeins des Älteren aus der Eremitagesammlung
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Veh, Olga: Schaffhausener Scheibenrisse im Kupferstichkabinett der Eremitage
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0173

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Olga Veh / Schaffhausener Scheibenrisse im Kupferstichkabinett der Eremitage

Darstellung einer Stadt mit hohen Kirchenspitzen, einer Turmmauer und zahlreichen Gärten ein bedeutsames
Interesse dar, um so mehr, als wir, abgesehen von einzelnen Landschaftsgründen, sonst keine einzige derartige
Zeichnung Holbeins besitzen. Die Landschaft ist zweifellos nach der Natur gezeichnet. Das uns zur Verfügung
stehende topographische Material erlaubt leider nicht, den Ortsnamen festzustellen. Doch könnte es eine
Darstellung von Augsburg sein. Man vergleiche hierzu den Holzschnitt in der Schedelschen Weltchronik,
fol. XCII.
Eine genaue Antwort auf die gestellte Frage hätte natürlich noch zu dem Interesse der Zeichnung
beitragen können, doch würde kaum ihr Wert dadurch bedeutsam gesteigert, da sie neben dem Eremitage-
Marientode ohnehin zweifellos einen der angesehensten Plätze unter Holbeins Zeichnungen einnehmen wird.
Schaffhausener Scheibenrisse im Kupferstichkabinett der Eremitage
Von Olga Veh

I. Daniel Lindtmayer
Auf dem Gebiete der Schweizer Glasmalerei ist jetzt schon vieles klargelegt. Die Museen und
Privatsammlungen Deutschlands und der Schweiz bergen ganze Schätze von Glasgemälden und Scheiben-
rissen, die uns so manchen Meister und manche Schule vor Augen führen.
Im Kupferstichkabinett der Eremitage in Leningrad befindet sich eine große Anzahl von Scheiben-
rissen, die bisher noch nicht veröffentlicht worden sind; und nur Wenigen ist es bekannt, welch ein
reiches Material, was für herrliche Blätter es sein eigen nennt. Namhafte Künstler, wie Nicolaus Manuel
Deutsch, Tobias Stimmer, Hieronymus Lang d. Ä., Daniel Lindtmayer, Christoph Maurer, Hans Caspar
Lang und Hieronymus Vischer sind unter anderen da zu finden.
Ein Teil der Scheibenrisse stammt aus der Sammlung Kobenzl: sie wurde noch von der Kaiserin
Katharina II angekauft und im Jahre 1768 der Eremitage übergeben; andere Blätter befanden sich bisher
in der Bibliothek der Zentralzeichenschule des Baron Stiglitz; im Jahre 1923 wurden sie dem Kupfer-
stichkabinett der Eremitage einverleibt.
Daniel Lindtmayer, einer der markantesten Schweizer Glasmaler am Ende des XVI. Jahrhunderts,
ein wahrer Künstler und Meister der Zeichnung, ist mit drei erstklassigen Rissen vertreten. Sie sind
alle verschieden; jeder in seiner Art für ihn charakteristisch, zeigen sie uns den Meister in den verschiedenen
Stadien der Entwicklung seines künstlerischen Könnens.
Chronologisch die erste Arbeit Lindtmayers in unserer Sammlung ist die linke Hälfte eines Risses
(Taf. 67, Abb. 1). Ob die zweite Hälfte noch irgendwo vorhanden ist, und wo sie sich befindet, ist uns bisher
unbekannt. Der Inhalt der Darstellung ist der Heiligen Schrift entnommen. Im Zentrum sehen wir
Christus gefesselt (scheinbar vor Pilatus). Er steht in einem langen Gewände, den Blick auf den Beschauer
gerichtet; den Kopf umstrahlt eine Glorie, den Herrn umgeben eine Reihe bewaffneter Kriegsknechte.
Das Mittelfeld ist von einem reich-ornamentierten und verschnörkelten, ovalen Rollwerkrahmen umschlossen.
Im oberen Felde ist Isaaks Opferung dargestellt. Unten links ist das Blatt (s. u. S. 166) signiert, oben im Roll-
werk ist der Anfang einer Jahreszahl ,,15..“. Die Zeichnung ist 56 X 20,5 cm groß, auf Papier mit
Feder und Tuschlavierung ausgeführt. Der ganze Riss ist durch schmale Grenzlinien roter Deckfarbe in
12* 165
 
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