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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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v. Schneider, A.: Der "Seneca" des Rubens in der Karlsruher Kunsthalle
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Braun-Troppen, E. W.: Paul Egells mutmaßliche Herkunft
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0182

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Notizen: Paul Egells mutmaßliche Herkunft

Bildnis gehörte der Familie Moretus noch im Jahre 1658, später kam es in den Besitz der Familie Verdussen
und wurde im Jahre 1777 von der Witwe Corneille Verdussen versteigert1. Seine Beschreibung im Verstei-
gerungskatalog „Le philosophe est nud jusque au dessous de l’estomac n’ayant qu’un drapeau blanc et tres
leger, qui lui couvre une partie du bras gauche. II est vu de face ... “ stimmt allerdings auffallend sowohl
mit der Senecazeichnung des British Museums als auch mit dem Karlsruher Gemälde überein, nicht aber
decken sich die im Katalog Verdussen verzeichneten Maße mit denen des letzteren, wie Oldenbourg irrtümlich
annimmt. Sie differieren in Höhe und Breite um je 4 cm2. Außerdem aber — und dies ist entscheidend —
finden wir das Karlsruher Gemälde im Inventar des Rastatter Schlosses vom Jahre 1772, also schon 5 Jahre
vor der Versteigerung Verdussen eingetragen3. Es kann also unmöglich mit dem für Moretus gemalten Exem-
plar identisch sein, wohl wird man es aber auf Grund der weitgehenden Übereinstimmung mit der Beschrei-
bung des Katalogs Verdussen und der Londoner Zeichnung als eine Replik aus der Werkstatt des Meisters nach
dem Moretusschen Exemplar bezeichnen dürfen, die für unsere Anschauung das verlorene Original rekonstru-
iert. In dieser, das Oeuvre des Künstlers nach der inhaltlichen Seite ergänzenden Funktion, nicht aber in
seiner künstlerischen Qualität liegt der Wert unseres Bildes beschlossen. Eine nähere Zuschreibung des Karls-
ruher Gemäldes an einen bestimmten Schüler des Künstlers wage ich nicht zu behaupten, da mir sein Stil
zu der Kunst keines der bekannten Nachfolger Rubens’, auch nicht zu Erasmus Quellinus, zu passen scheint.
Ganz sicher würde aber unsere Anschauung von der Malerei des Senecakopfes keine wesentliche Berei-
cherung erfahren, wenn durch einen Zufall das Exemplar der Versteigerung Verdussen wieder ans Tageslicht
käme. Wissen wir doch, daß Rubens bei Bestellung einer Serie von Bildern wohl als verantwortlicher Organi-
sator des ganzen Auftrags zeichnete, wie etwa bei der Dezius Mus-Folge in der Wiener Liechtenstein-Galerie,
um ein bekanntes Beispiel anzuführen, aber nur ganz vereinzelt bei der Ausführung selbst Hand anlegte. Des
weiteren erscheint der Preis von 144.— Florins für die ganze Serie im Vergleich zu der von Rubens für
eigenhändige Arbeiten regelmäßig geforderten Vergütung so gering, daß eine vollständige Fertigstellung eines
der Gemälde durch den Künstler selbst ausgeschlossen ist und bestenfalls nur die Möglichkeit eigener Retuschen
denkbar wäre4. Überdies lehrt der Augenschein der drei erhaltenen Gemälde unserer Folge im Musöe Plantin
Moretus, daß es sich bei diesen Teilstücken der Serie ebenfalls um Schülerarbeiten aus der Werkstatt Rubens’
handelt.
Paul Egells mutmaßliche Herkunft
Von E. W. Braun-Troppau
Im Jahre 17175 war Balthasar Permoser mit der Ausschmückung einiger Zimmer in der Dresdner
Residenz beschäftigt und holte sich in Salzburg, begleitet von seinem Gesellen Paulus Egell, den dazu be-
nötigten Marmor. Es ist der später bedeutende Bildhauer Paul Egell, der dann in Mannheim für den Kur-
1 Vgl. M. Rooses, L’oeuvre de Rubens. IV, S. 28.
2 Vgl. Oldenbourg, P. P. Rubens. S. 154. Die Maße des „Seneca“ der Versteigerung Verdussen betragen 68 x 46 cm.
3 Vgl. das Rastatter Inventar vom Jahre 1772, Großh. Haus- und Staatsarchiv. I. Personalien. Baden-Baden. 15.
Verlassenschaft 1772, S. 185.
4 So auch Emile Michel, Rubens, son oeuvre et son temps. Paris 1900. S. 182.— Daß Rubens Werkstattarbeiten,
die er selbst nur überging, im Preise bedeutend niedriger ansetzte, als völlig eigenhändige, spricht er in einem Briefe an
Sir Dudley Carleton vom 12. 5. 1618 aus. Vgl. die Briefe des Rubens, übersetzt und eingeleitet von Otto Zoff. Wien
1918, S. 84.
5 Hans Beschorner, Permoser-Studien. Dresden 1913. S. 71.
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