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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Hahn, Charlotte: Die Dollinger-Plastik in Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0029

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Lotte Hahn / Die Dollinger-Plastik in Regensburg
Die Dollinger-Plastik in Regensburg
Von Lotte Hahn
Die sogenannte Dollingerplastik in Regensburg galt schon früh als eine Sehenswürdigkeit und
Seltenheit. So erwähnen sie die städtischen Chroniken seit 1555 regelmäßig1. Merian veröffentlicht in
seiner Topographia Bavariae die ersten Abbildungen davon, und nach ihm viele andere2. In der Neuzeit
aber ist man an diesem einzigartigen Denkmal fast vorbeigegangen. Es gibt zwar Beschreibungen, dazu
einige ganz wenige und mangelhafte Abbildungen. Auch Datierungen finden sich und Hinweise auf
verwandte Darstellungen8. Eine stilkritische Untersuchung der Dollingerplastik aber fehlte seither. Deshalb
habe ich im nachstehenden versucht, die Figuren durch gute Aufnahmen und eine genaue Beschreibung
näher bekanntzumachen, und dann ihre Entstehungszeit sowie ihren Kunstkreis zu bestimmen4.
Mit dem Wort Dollingerplastik bezeichnet man den figürlichen Schmuck im Festsaal des Regens-
burgischen Patrizierhauses, das vormals dem alten und edlen Geschlecht der Dollinger gehörte. Die Plastik
umfaßt, wie wir sie heute kennen, eine annähernd vollrund gearbeitete, überlebensgroße Königsfigur (Taf. 15),
die als heiliger Oswald gedeutet wird5; einen auf einem Pferde dahersprengenden, jugendlichen Reiter in
lebensgroßem Hochrelief, König Heinrich Aucupis genannt (Taf. 17), und endlich die ebenfalls als Hoch-
relief behandelte, fast lebensgroße Wiedergabe eines Turniers (Taf. 16). Sie stellt den Kampf Hans
Dollingers mit dem Hunnen Craco dar, der 924 oder 930 hier stattgefunden haben soll. Es handelt
1 I. Stammbuch von Regensburg. 1555 von Dr. Wiguläus Hundt. Manuskript in Folio im Historischen Verein.
III. Teil, siehe unter: Tollinger.
II. Chronik der Stadt Regensburg. 1598 von Andreas Rasselius. Manuskript in Folio im Städtischen Archiv, be-
zeichnet mit I. Ae 25, S. 69—70.
III. Chronik der Stadt Regensburg. 1601. Manuskript in Heftformat im Städtischen Archiv, bezeichnet mit I. Ae«
32, siehe unter Anno 930.
IV. Chronik von Regensburg. 1615 von Grünewald. Manuskript in Folio im Historischen Verein, Teil I. S. 21
und Teil II. S. 131.
V. Karthäuser-Chronik. 1615 von Grünewald. Manuskript in Folio im Städtischen Archiv, bezeichnet mit I. Ae 9, S. 96.
2 Vgl. das vollständige Abbildungsverzeichnis bei Jacob Gratzmeier: Das Dollingerhaus zu Regensburg in Bau und
Geschichte. Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 43, Regensburg 1889, S. 267—268.
3 I. Jacob Gratzmeier: Das Dollingerhaus zu Regensburg in Bau und Geschichte. Verhandlungen des Historischen
Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 48, Regensburg 1889. Hier genaue Maße, S. 245—251, Beschreibung (Hinweis
auf Manesse-Handschrift S. 249), Datierung ca. 1290, dann ausführliches, sehr genaues und gutes Literaturverzeichnis auf
S. 267—268, auf das wir verweisen. Von Neueren zu erwähnen:
II. Hugo, Graf von Walderdorff: Regensburg in Gegenwart und Vergangenheit. Regensburg 1896, S. 225—229.
Beschreibung und Datierung in den Anfang des 15. Säkulums.
III. Alfred Seiler: Die mittelalterliche Plastik in Regensburg, München 1905, S. 77—82. Beschreibung, Datierung
in das ausgehende 13. Jahrhundert. Hinweis auf Siegel (allgemein) und Miniaturen (Manesse-Handschrift).
IV. Berthold Riehl: Bayerns Donautal, Leipzig 1912, S. n3. Datierung ins 14. Jahrhundert.
V. Theodor Pohlig: Die Patrizierburgen des Mittelalters in Regensburg. Verhandlungen des Historischen Vereins
für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 67, Regensburg 1917, S. 49—52. Beschreibung und Datierung in das späte 13. Jahrhundert.
VI. Johannes Schinnerer: Die gotische Plastik in Regensburg. Straßburg 1918, S. 28—30. Beschreibung, dazu
Datierung in das ausgehende 13. Jahrhundert, endlich Ableitung von der Westportalplastik in Amiens.
4 Nachstehender Aufsatz ist ein Teil der 1923 begonnenen Frankfurter Dissertation über die Dollingerplastik in
Regensburg, die mit Hilfe von Geh.-Rat Prof. Dr. Rudolph Kautzsch und von Prof. Dr. O. Schmitt 1926 vollendet wurde.
5 Über die Persönlichkeit St. Oswalds vergleiche Siegmar Schultze: Die Entwicklung der deutschen Oswald-
legende, Dessertation Halle 1888.
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