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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Buchbesprechungen
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[Rezension zu: Emma Alp, Die Kapitelle des 12. Jahrhunderts im Entstehungsgebiet der Gotik]
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Krautheimer, Richard: [Rezension zu: Adolf Mettler, Mittelalterliche Klosterkirchen und Klöster der Hirsauer und Zisterzienser in Württemberg]
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0205

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Buchbesprechungen

Emma Alp: DIE KAPITELLE DES 12. JAHRHUNDERTS
IM ENTSTEHUNGSGEBIET DER GOTIK. — Frei-
burger Dissertation 1926 — als Buch: Detmold 1927,
Verlag der Meyerschen Hofbuchhandlung (Max Staercke).
Diese Untersuchung wird hier angezeigt, weil sie, obschon
der Stoff außerhalb des eigentlichen Gebietes dieser Zeit-
schrift liegt, von einer gewissen grundsätzlichen Wichtigkeit
ist und eine wenigstens indirekte Bedeutung auch für den
engeren Kreis hat. — Die Arbeit geht in ihrem ersten Teil
darauf aus, die Typen der Kapitelle, das Verhältnis des
architektonischen Kernes zum Ornament und die grundlegenden
Ornamentformen als solche zu kennzeichnen. Das geschieht
(bei Verwendung der sich auch hier bewährenden Hamannschen
Wortprägungen für die Kapitelltypen) in einer klaren, ihrer
Begriffe sicheren Sprache, unter Einhaltung der Grenzen
zwischen notwendiger Verallgemeinerung und differenzierender
B eschreibung. Weniger gelungen in der begrifflichen wie sprach-
lichen Formulierung ist nur die Charakterisierung der (in
»byzantinisierende«, »naturalisierende« und »stilisierte« ge-
schiedenen) Akanthusarten. — Der zweite als der Hauptteil
bringt die entwicklungsgeschichtliche Betrachtung. Bestätigt
durch zeitlich fixierte Beispiele für die einzelnen Typen
ergibt sich eine im Sinne der Erfüllung des gotischen Stil-
willens kontinuierliche Entwicklung vom Trapez- und Kelch-
blockkapitell über das Blattkelch- zum Kalathos- und Knollen-
kapitell. Die Auffassung ist dabei die, daß im Akanthus
latent die Keime zum Knollenkapitell ruhen, die durch die
gotische Tendenz nach Sichtbarmachung der aufstrebenden
Kraft zur Entfaltung gebracht werden, ein Formungsprozeß,
für den es als grundlegend angesehen wird, daß das Akan-
thusblatt ebensowenig wie das nicht akanthisierte auf das
naturalistische Blatt zurückgeht, daß hier wie dort viel-
mehr ein abstraktes »Urblatt« den Rohstoff für die Formung
hergibt. Mit diesen beiden spezifischen Erkenntnissen tritt
die Arbeit in Gegensatz zu den Anschauungen Galls: ihm
erscheint das Knollenkapitell nicht als ein aus Vorgängern
heraus entwickeltes, sondern als ein spontan aus einer der
normannischen Architektur von 100 Jahren zuvor parallelen
Situation heraus erfundenes Architekturglied, und es ver-
bindet sich für ihn damit folgerichtig eine andere historische
Wertung der architektonischen Erscheinungen in den voran-
gehenden Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts. — In einem
dritten Teil bringt die Arbeit die Anwendung der gewonnenen
Einsichten auf einzelne Bauten des untersuchten Gebietes. —
Eine besondere Anerkennung verdienen die der Buchausgabe
beigegebenen 70 sehr brauchbaren, größtenteils nach den
eigenen Aufnahmen d. V. hergestellten Abbildungen.

Adolf Mettler: MITTELALTERLICHE KLOSTER-
KIRCHEN UND KLÖSTER DER HIRSAUER UND
ZISTERZIENSER IN WÜRTTEMBERG. —Veröffent-
lichungen des Württembergischen Landesamtes für
Denkmalpflege, Viertes Buch, Stuttgart 1927, 144 Seiten,
88 Abbildungen.
Das Württembergische Landesamt für Denkmalpflege
setzt mit diesem Buch Mettlers die Reihe seiner »Schriften zur
schwäbischen Heimat« fort. Schon dies scheint uns ein
glücklicher Gedanke, durch diese Art von Veröffentlichungen
die Arbeit der Denkmalpflege, die sonst nur dem engen
Kreis der Wissenschaft vertraut ist, dem größeren Kreis
eines interessierten Publikums zugänglich zu machen. Die
wissenschaftliche Arbeit kann heute weniger denn je ohne
die Unterstützung derjenigen existieren, die nicht un-
mittelbar an ihr beteiligt sind: diese Unterstützung aber kann
eben nicht nur in materieller Beihilfe bestehen, sondern in
der Bereitschaft, die Methode dieser Arbeit kennenzulernen
und mit ihren Ergebnissen sich vertraut zu machen. Aus
diesem Gedankengang heraus ist in Preußen die Reihe der
»Staatlichen Kunstbücher« entstanden, in Bayern die Bilder-
hefte der Denkmalpflege und in Württemberg eben die
»Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege«.
Es wäre dringend zu wünschen, daß andere deutsche und
fremde Staaten diesem Beispiel folgten; man könnte viel-
leicht auch daran denken, durch eine Veröffentlichung über
Methode und Ziel der Denkmalpflege das Prinzip der
denkmalpflegerischen Arbeit einem größeren Kreis näher-
zubringen.
Wird nun gar für eine Veröffentlichung im Rahmen der
Denkmalpflege ein Gelehrter vom Range Adolf Mettlers
gewonnen, so kann das Ergebnis nur gut sein. Mettler ist
seit zwei Jahrzehnten mit Arbeiten über die Architektur der
Hirsauer und Cisterzienser beschäftigt; hier findet man das
Wesentliche seiner Arbeiten zusammengestellt, — an einem
Ort, der allgemeiner zugänglich ist als die Württembergischen
Vierteljahrshefte, in denen die älteren Aufsätze zum größten
Teil veröffentlicht waren: St. Aurelius und St. Peter in Hirsau,
Alpirsbach, Groß- und Kleinkomburg, Lorch, Maulbronn
und Bebenhausen werden nacheinander behandelt, zusammen-
gebunden durch Abschnitte über die liturgischen und die
Baugewohnheiten der Hirsauer Kongregation und des Cister-
zienser Ordens.
Freilich folgt aus der Beschränkung auf die württem-
bergischen Denkmäler — sie war durch die Veröffent-
lichung im Rahmen der Schriften des Denkmalsamtes not-
wendig gefordert — eine gewisse Schwierigkeit. Mettler hat
 
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