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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Siegel, Alois: Das Markusblatt zu St. Peter auf dem Schwarzwald
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Reinhardt, Hans: Die Urkunden und Nachrichten über den Basler Münsterbau bis zum Jahre 1300
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0127

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Hans Reinhardt / Die Urkunden u. Nachrichten über den Basler Münsterbau bis zum Jahre 1300
sucht auszudeuten, wie hier alles Gegenständliche als Begriff empfunden wurde, der Rücken des Schreibenden
als Krümmung, die Falte als Erhöhung, der Schemel als Ort, die Füße aufzustellen. Folgerichtig müßte
dann alle Farbe lokal bleiben; denn für das abstrakte Denken ist ein grünes Kissen überall grün und
ein braunes Pult ganz braun. Es sind hier Überreste, Ausgleiche zweier verschiedenen gegensätzlichen
Empfindungen.
Eine Frage sei noch gestreift: Wie steht die Trierer Gruppe zur kräftigeren Hauptschule der Zeit
auf der Reichenau? Das Herrscherbild im Trierer Registrum und jenes im Evangelienbuch Ottos III. zu
München (Cod. lat. 4453)1, den Evangelisten Matthäus im Münchner God. lat. 44542 oder im Kölner Hillinus-
evangeliar3 und unseren Markus muß man nebeneinanderhalten und z. B. achten auf die Schattierung
der Schemel, die Sitze, auf Schreibpult und Tintenfaß, die Mundlinien und das Weiß des Auges. Ist das
durch die gemeinsame Abkunft zu erklären? Die Heimat des Egbertevangelistars hätte weniger behalten
als der Besitzer gelernt. Ist das zu erklären durch gemeinsame Malbücher und Vorlagen, durch Buch-
verleih oder durch persönliche Berührung der Künstler? Eines ergibt sich aus den Unterschieden und
Ähnlichkeiten: auch im Mittelalter bestand künstlerische Freiheit und konnten zwei Meister verschieden
sein in ihren Werken wie nur je zwei Moderne4.
Die Urkunden und Nachrichten über den Basler Münsterbau
bis zum Jahre 1300
Von Hans Reinhardt
Wie bei den meisten Münsterbauten des Mittelalters sind auch in Basel die Nachrichten über die
Entstehung der Kirche überaus spärlich. Bei näherem Studium der Quellen läßt sich zwar noch eine ganze
Reihe von Nachrichten zusammenstellen, die einen Widerschein von der regen Bautätigkeit am Münster
geben. Es ist freilich nicht allzuviel, was wir daraus erfahren, und wir wären übel daran, wenn wir
die Baugeschichte des Münsters allein in diesen wenig sicheren Angaben verankern müßten. Und doch wird
1 Abb. bei H. Swarzenski a. a. O. S. 29.
2 G. Leidinger. Miniaturen aus Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Bd. VI, S. 14.
Vgl. auch dort VI 13 mit dem Christus bei Lauer PI. LXXII.
3 Abb. bei H. Swarzenski a. a. O. S. 32.
4 Nachträglich weist mich Herr Prof. W. Neuß in Bonn auf die Zusammenhänge des Blattes mit einigen Werken
der Kölner Jahrtausendausstellung hin. (Aufnahmen: Rhein. Museum, Köln.) „Ganz nahe steht der Miniatur Cod. Theol.
fol. 283 der Berliner Staatsbibliothek. Eine gewisse Beziehung hat noch das aus Köln (St. Andreas) stammende Evangeliar
des Darmstädter Landesmuseums AE 679 (255 foll. 23 : 30,8 cm) und das auch aus Köln stammende Evangeliar 21 der
Stuttgarter Landesbibliothek (11. Jahrh.).“ Der nächstverwandte Codex kommt aus St. Maximin in Trier, so daß unsere
Zuweisung an die dortige Schule noch begründeter wird. Gehört die Arbeit dem 9. Jahrhundert an und ist sie in Trier
gefertigt, so zeigt das Markusblatt auch den Zusammenfluß der einheimischen Überlieferung mit den durch den Egbert-
kodex entstandenen neuen Strömungen. Die Frage nach der Einwirkung auf Köln sei hier unberührt. Aus allen Ver-
gleichen ergibt sich wieder die hohe künstlerische Überlegenheit der Miniatur in St. Peter.
Im zweiten Band des neuen Werkes: A. Goldschmidt, Die deutsche Buchmalerei, München (1928) ist den oben
berührten Fragen nähere Beachtung geschenkt (S. 6 u. a., Taf. 7—16)- Aus den Malereien, die „mutmaßlich“ in Trier vor
der Jahrtausendwende entstanden, muß für das Markusblatt noch das Evangeliar des Klosters Strahow in Prag genannt
werden. Cod. Theol. lat. fol. 283 in Berlin ist wohl richtiger dem XI. Jahrh. zugeteilt. Nach allem haben wir im Markus
von St. Peter eine bisher unbekannte Schöpfung des Trierer Gregoriusmeisters.
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