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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Reinhardt, Hans: Die Urkunden und Nachrichten über den Basler Münsterbau bis zum Jahre 1300
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0128

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Hans R einhardt

durch diese Berichte unsere Vorstellung der Vorgänge am und im Münster in erfreulicher Weise belebt,
erweitert und abgerundet. Aus mancher Notiz erfahren wir ordentlich wichtige Dinge, und auf mehrere
Ereignisse fällt ein erleuchtendes Streiflicht, so daß sich doch die Gesamtheit des Umrisses im allgemeinen
ziemlich deutlich abhebt. Für die späteren Bauperioden vom Jahre 1300 ab sind die schriftlichen Quellen
bereits in der vorbildlichen Baugeschichte des Baslers Münsters von Karl Stehlin1 verarbeitet worden.
Nicht dasselbe ist für die . romanische Zeit der Fall. Wir finden nur wenig zeitgenössische Kunde an-
gezogen. Deshalb dürfte es angebracht sein, einmal alle die Berichte über den Münsterbau im 12. und
13. Jahrhundert darzulegen und dieses wichtige Kapitel der bedeutendsten Bauperiode unseres Münsters zu
vervollständigen und in mancher Hinsicht zu ergänzen.2 Die Zusammenstellung der Münsterurkunden, die
hier und da zerstreut sind, dürfte ohnehin denen, die sich für die oberrheinische Kathedrale interessieren,
willkommen sein.
Im Jahre 917 ist Basel von den Ungarn verwüstet worden3 4 5. Mit diesem Ereignis ist von Stückel-
berg der Sarkophag eines Bischofs in Zusammenhang gebracht worden, der heute wieder im Münster steht*.
Er trägt die Inschrift: RVODOLFVS EP’(iscopu) S//A PAGANIS OCCISVS//XIII. K(a)L. AVGVSTI. Bei
dieser Vernichtung ist vermutlich auch das karolingische Münster zerstört worden. Der Bau ist damals
wohl nur notdürftig ausgebessert worden, und es scheint, als ob sich das Bistum nach diesem Sturm nicht
mehr recht habe erholen können. Deshalb hat Heinrich II., der deutsche Kaiser, als er die Stadt Basel
von König Rudolf II. von Burgund für das Reich erwarb, durch mehrfache Schenkungen das Bistum
wieder aufgerichtet und sich damit ein dankbares Andenken bei den Baslern gesichert durch all die Jahr-
hunderte bis auf den heutigen Tag. Man hat zwar in neuerer Zeit den Anteil Heinrichs des Heiligen an
der Wiedererrichtung der Basler Kirche bestreiten wollen, da uns der Weihebericht des Münsters von 101g
nur durch eine Redaktion des späten Mittelalters überliefert ist. Auch Stehlin hat in der Baugeschichte
des Basler Münsters die alte Tradition zu widerlegen gesucht, wonach Kaiser Heinrich in Basel ein Münster
gebaut habe0. Ob nun Heinrich II. persönlich den Bau veranlaßt hat und sich an der Ausführung be
teiligte, wissen wir freilich nicht. Zweifellos ist aber in jener Zeit, zu Beginn des neuen Jahrtausends,
am Münster gebaut worden. Der Chronist des 15. Jahrhunderts fällt in seiner trockenen Aufzählung bei
der Nachricht der Weihe plötzlich in einen ganz anderen Ton. Seinem Text muß stellenweise eine alte
Urkunde zugrunde liegen, die uns nicht überkommen ist6. Ihre Fassung stimmt so genau mit zeit-
1 Die Baugeschichte des Baslers Münsters, herausgegeben vom Basler Münsterbauverein, Basel 1895.
2 Mit Vergnügen erinnere ich mich an die Unterhaltungen mit Herrn Oberst K. Hieronimus im Basler Staats-
archiv, der ein großes Werk über die Altäre und Kaplaneien des Münsters vorbereitet. Für die mancherlei Belehrung
und Anregung zu dieser Arbeit sei ihm an dieser Stelle bestens gedankt.
3 Anno 917. Hungari pervasa, ut ceperant, Alemannia Basileam urbem destruunt, indeque Alsatia vastata Lothari
regnum multa mala facientes invadunt. Herimanni Augiensis Chronicon. Mon. Germ. SS. V, S. 112; Trouillat, Monuments
de l’histoire de l’ancien eveche de Bäle, Porrentruy 1852, tome I, Nr. 75, S. 129.
4 Anzeiger für Schweizergeschichte 1903, S. 173. — Vgl. auch August Bernoulli, Zum ältesten Verzeichnis der
Basler Bischöfe, Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde III, 1904, S. 62/63.
5 Baugeschichte, S. 4.
6 Anno viz. 1019. V. Tdus Octobris Indictione II. Ecclesia Bas (iliensis) per praescriptum S. Henricum restaurata
et pretiosis reliquiis et ornamentis dotata, per dictum Adelberum Episcopum est dedicata, ipso Imperatore astante, anno
regni sui XVIII, Imperii vero VI. in honore Sanctae Resurrectionis, JEsu Christi, S. Crucis, S. Dei Genetricis Mariae
S. Johannis Baptistae, Apostolorum Petri et Pauli, Andreae, Thomae et omnium Apostolorum et omnium Sanctorum : Ipsi
Episcopo et Imperatori astantibus et combenedicentibus Rev. Patr. et Dom. Popone, Archiepiscopo Trevirensi, Wernario,

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