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Oberrheinische Kunst — 3.1928

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Baier-Futterer, Ilse: Niklaus Gerhaert in Konstanz und Regensburg
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Dobroklonsky, M.: Zwei unbekannte Zeichnungen Hans Holbeins des Älteren aus der Eremitagesammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0169

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M. Dobroklonsky / Zwei unbekannte Zeichnungen Hans Holbeins d. Ä. aus d. Eremitagesamml.
konnte ruhig einige Zeit vor der definitiven Versetzung geschaffen werden. Die späte Versetzung erst in
den 1480 er Jahren mag sich — wenn anders dieser Zeitansatz wirklich verbindlich ist — unfreiwillig
im Verlauf der etwas schleppenden Bauführung ergeben haben. — Aber wenden wir uns dem Denkmal
selbst zu. Es ist ein lebensgroßer, von den Unbilden der Witterung stark mitgenommener Kopf aus hellem,
feinkörnigem Material. Das Lapidarium der Dombauhütte bewahrt ihn heute auf. Mit vollem, kurzem
Backenbart und starkem Haupthaar, in der Stirnmitte eine vereinzelte Tolle, folgt er dem für Petrus fest-
gestellten spätgotischen Typus; im übrigen aber ist dieser Kopf von stärkstem, individuellem Leben
erfüllt. Man kann ja leider der trümmerhaften Erhaltung wegen kaum mehr auf Einzelheiten hinweisen,
es sei denn auf den feinen schmallippigen Mund und die kühne Hakennase, die der Kanzleibüste (Taf. 64,
Abb. 1, 4) verglichen werden mögen, allein der G e s a m t eindruck vor dem Original ist von solcher Stärke,
die milde Trauer dieses Gesichts so menschlich ergreifend und zugleich in einer so bestimmten, persön-
lichen Fassung dargeboten, daß man, wo nicht auf Gerhaert selbst, doch mindestens auf einen Meister
großen Formates aus seiner Umgebung schließen muß.
Erwähntes Schrifttum
Demmler, Th. 1921 : Beiträge zur Kenntnis des Bildhauers N. v. L. Im Jb. d. pr. K’slgen, Bd. 42, Berlin.
Maier, A. R. 1910: N. G. v. Leyden. Straßburg, bei Heitz.
Schmitt, O. 1924: Oberrhein. Plastik im ausgehenden Mittelalter. Freiburg i. Br. Urbanverlag.
Sommer, CI. 1927: Ein Werk aus der Passauer Zeit des N. G. v. Leyden. In »Oberrhein. Kunst", 2. Jg., H. 1/2.
Freiburg, Urbanverlag.
Abbildungs-Nachweis
Taf. 64, Abb. 3, 6, Florian Manhardt, Regensburg.
Taf. 64, Abb. 1, 4 und Taf. 65, Abb. 5, aus Schmitt, Oberrhein. Plastik im ausgehenden Mittelalter, Freiburg i. Br. 1924.
Taf. 64, Abb. 2, 5 und Taf. 65, Abb. 1—4, 6, Aufnahmen der Verfasserin im Rosgartenmuseum zu Konstanz.
Zwei unbekannte Zeichnungen Hans Holbeins des Älteren
aus der Eremitagesammlung
Von M. Dobroklonsky
Die Zeichnungen der deutschen Schule bildeten in Rußland nicht den Gegenstand eines dringenden
Suchens und kommen in russischen Sammlungen eigentlich bloß ausnahmsweise vor. Auch in der Eremitage
findet man nicht viele davon. Es gehören nämlich die meisten zu der Gruppe, die im Jahre 1768 als Bestand-
teil der Sammlung des Grafen Kobenzl der Eremitage zugefallen ist.
Obgleich die letztgenannte Sammlung keine reichliche Auslese deutscher Zeichnungen darbieten
konnte, enthielt sie dennoch einige, wenn auch nur einzelne Blätter von hervorragendem Werte. Zu den besten
gehört eine Zeichnung (Inv. Nr. 4563), die bis jetzt wenig Aufmerksamkeit erregt hat und nie in der Literatur
erwähnt worden ist (Taf. 66, Abb. 2). Auch wurde sie niemals in unserem Kupferstichkabinett ausgestellt,
und eben diesem Umstande verdanken wir im gewissen Maße ihre ausgezeichnete Erhaltung. Die Zeichnung
(31 cm X 26 cm) ist mit der Feder ausgeführt und mit Aquarell, das bis auf heute seine kräftigen Töne be-
wahrt, laviert.

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