Notizen: Notizen zur Ausstellung von Kunstwerken aus Basler Privatbesitz
Notizen zur Ausstellung von Kunstwerken aus Basler Privatbesitz
Von Walter Hugelshofer
Diese dankenswerte Veranstaltung des rührigen Basler Kunstvereins bot eine genußreiche Übersicht
über einen großenTeil des gegenwärtigen Bestandes alter Kunst in baslerischem Privatbesitz. Die abwechslungs-
reiche Fülle mußte für jedermann eine freudige Überraschung sein. Wenn man schon immer annahm, daß der
Basler Kunstbesitz reicher sei als der anderer Schweizer Städte, so war man doch erstaunt, wie vielseitig
und von welch guter durchschnittlicher Qualität er ist. Es war durchaus eine »interessante« Ausstellung.
Überall spürte man, daß die Werke nicht des Meisternamens halber, sondern ihres inneren Wertes wegen
gesammelt wurden. Dieses heute selten gewordene selbständige Verständnis für künstlerische Qualität
zu erkennen, gehörte mit zum Erfreulichsten dieser Schau.
Ein Gebiet, auf dem sich die besondere Liebe des Baslers zu seiner Stadt und der vornehm
konservierende Basler Geist als besonders fruchtbar erweisen, ist die Pflege der sogenannten »Altdeutschen
Kunst«, die mangels genügender einheimischer Werke sich seit jeher auf das ganze Gebiet des Ober-
rheins und erfreulich oft auch darüber hinaus erstreckte. Auf diesem Teil der Ausstellung lag denn auch
besonderes Gewicht. Einige dieser Werke sind von höchstem Rang.
Im folgenden möchte versucht werden, die kunsthistorischen Ergebnisse der „altdeutschen“ Ab-
teilung, die für uns gerade an dieser Stelle von besonderer Bedeutung ist, etwas näher zu prüfen. Fast
jedes Werk unserer alten Malerei ist ja bei dem heutigen Stande der in vollem Fluß befindlichen Forschung
irgendwie von Bedeutung, stellt oder beantwortet Fragen.
Der sorgfältig gearbeitete, vorsichtig und gewissenhaft urteilende Katalog, auf den ich mich häufig
zu stützen habe, ist dem glücklichen Zusammenwirken der Herren Dr. Rudolf Riggenbach und Dr. Ernst
von Meyenburg sowie Dr. W. Räber für die Skulpturen zu danken. Die Ausstellung selbst und deren
schönes Gelingen ist das besondere Verdienst des Basler Kunstvereins und seines initiativen Aktuars
Dr. Rudolf Riggenbach. Der Dank aller Besucher gehört den vielen Besitzern, die in entgegenkommender
Weise für mehrere Wochen große Teile ihres Kunstbesitzes zugänglich machten.
Der Übersichtlichkeit halber folge ich den Nummern des Kataloges:
Nr. 2. Hans Baldung gen. Grien: Bildnis des Canonicus Conrad Fugger von Seligenstadt im Alter
von 62 Jahren. Die neue Bestimmung ist überzeugend. Trotz dem bedauerlich verwaschenen Zustand ist
noch immer die magistrale Faktur Baldungs zu erkennen. Die freie, machtvoll gereckte Haltung erinnert
etwa an das freilich frühere Löwenstein-Porträt in Berlin. Die delikate farbige Abtönung — soweit sie
noch zu erkennen ist — läßt auf die frühen dreißiger Jahre als Entstehungszeit schließen. Die Inschrift
auf der Rückseite sollte noch eine genauere Angabe ermöglichen. Wäre dieses, auch durch den Dargestellten
interessante Bild in gutem Zustand auf uns gekommen, so würde es als eines der besten deutschen Bildnisse
der Zeit zu bezeichnen sein.
Nr. 4/5. Basler Schule um 1420. Zwei Flügel eines Marien- und Stephanusaltars. Diese
interessanten Tafeln, die immer wieder als wichtigste Zeugen der vor-Witzschen Basler Malerei abgebildet
werden, sind, wie zuerst Ernst Buchner vermutete, zweifelsohne alpenländisch. Da sie, wie Prof. Daniel
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Notizen zur Ausstellung von Kunstwerken aus Basler Privatbesitz
Von Walter Hugelshofer
Diese dankenswerte Veranstaltung des rührigen Basler Kunstvereins bot eine genußreiche Übersicht
über einen großenTeil des gegenwärtigen Bestandes alter Kunst in baslerischem Privatbesitz. Die abwechslungs-
reiche Fülle mußte für jedermann eine freudige Überraschung sein. Wenn man schon immer annahm, daß der
Basler Kunstbesitz reicher sei als der anderer Schweizer Städte, so war man doch erstaunt, wie vielseitig
und von welch guter durchschnittlicher Qualität er ist. Es war durchaus eine »interessante« Ausstellung.
Überall spürte man, daß die Werke nicht des Meisternamens halber, sondern ihres inneren Wertes wegen
gesammelt wurden. Dieses heute selten gewordene selbständige Verständnis für künstlerische Qualität
zu erkennen, gehörte mit zum Erfreulichsten dieser Schau.
Ein Gebiet, auf dem sich die besondere Liebe des Baslers zu seiner Stadt und der vornehm
konservierende Basler Geist als besonders fruchtbar erweisen, ist die Pflege der sogenannten »Altdeutschen
Kunst«, die mangels genügender einheimischer Werke sich seit jeher auf das ganze Gebiet des Ober-
rheins und erfreulich oft auch darüber hinaus erstreckte. Auf diesem Teil der Ausstellung lag denn auch
besonderes Gewicht. Einige dieser Werke sind von höchstem Rang.
Im folgenden möchte versucht werden, die kunsthistorischen Ergebnisse der „altdeutschen“ Ab-
teilung, die für uns gerade an dieser Stelle von besonderer Bedeutung ist, etwas näher zu prüfen. Fast
jedes Werk unserer alten Malerei ist ja bei dem heutigen Stande der in vollem Fluß befindlichen Forschung
irgendwie von Bedeutung, stellt oder beantwortet Fragen.
Der sorgfältig gearbeitete, vorsichtig und gewissenhaft urteilende Katalog, auf den ich mich häufig
zu stützen habe, ist dem glücklichen Zusammenwirken der Herren Dr. Rudolf Riggenbach und Dr. Ernst
von Meyenburg sowie Dr. W. Räber für die Skulpturen zu danken. Die Ausstellung selbst und deren
schönes Gelingen ist das besondere Verdienst des Basler Kunstvereins und seines initiativen Aktuars
Dr. Rudolf Riggenbach. Der Dank aller Besucher gehört den vielen Besitzern, die in entgegenkommender
Weise für mehrere Wochen große Teile ihres Kunstbesitzes zugänglich machten.
Der Übersichtlichkeit halber folge ich den Nummern des Kataloges:
Nr. 2. Hans Baldung gen. Grien: Bildnis des Canonicus Conrad Fugger von Seligenstadt im Alter
von 62 Jahren. Die neue Bestimmung ist überzeugend. Trotz dem bedauerlich verwaschenen Zustand ist
noch immer die magistrale Faktur Baldungs zu erkennen. Die freie, machtvoll gereckte Haltung erinnert
etwa an das freilich frühere Löwenstein-Porträt in Berlin. Die delikate farbige Abtönung — soweit sie
noch zu erkennen ist — läßt auf die frühen dreißiger Jahre als Entstehungszeit schließen. Die Inschrift
auf der Rückseite sollte noch eine genauere Angabe ermöglichen. Wäre dieses, auch durch den Dargestellten
interessante Bild in gutem Zustand auf uns gekommen, so würde es als eines der besten deutschen Bildnisse
der Zeit zu bezeichnen sein.
Nr. 4/5. Basler Schule um 1420. Zwei Flügel eines Marien- und Stephanusaltars. Diese
interessanten Tafeln, die immer wieder als wichtigste Zeugen der vor-Witzschen Basler Malerei abgebildet
werden, sind, wie zuerst Ernst Buchner vermutete, zweifelsohne alpenländisch. Da sie, wie Prof. Daniel
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