Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 3.1928

DOI Artikel:
Hugelshofer, Walter: Notizen zur Ausstellung von Kunstwerken aus Basler Privatbesitz
DOI Artikel:
Neugass, Fritz: Franz Xaver Winterhalter-Ausstellung in Paris (Frauenporträts des zweiten Kaiserreichs)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Notizen: Franz Xaver Winterhalter-Ausstellung in Paris (Frauenporträts des zweiten Kaiserreichs)
elsässischen Malerei wertvollen großen Altarflügel haben mit dem Ulmer sicherlich nichts zu tun. Die Be-
nennung »Kolmarer Schule um 1500« dürfte das Richtige treffen. Zusammen mit dem Wolfskehlener Meister
und dem eben genannten Berner Meister der Gregorsmesse bildet der Meister das Haupt der nachschongauer-
schen Kolmarer Malerei. Die Beziehung dieser beiden Maler zueinander und auf ein gemeinsames Vorbild ist
deutlich genug. Man vergleiche z. B. die charakteristischen Augenfalten und den Christustypus des Wolfs-
kehlener Altars im Darmstädter Museum, der bezeichnenderweise von der älteren Literatur ebenfalls mit Zeit-
blom in Verbindung gebracht wurde. Die ruhige, feierlich monumentale Haltung und die farbig großflächige
Wirkung erinnern in der Tat an Zeitblom, ohne daß daraus weitere Schlüsse gezogen werden dürften.
Der Basler Flügel ist unten und rechts zu ergänzen, unten zu ganzer Figur, rechts fehlt eine Gestalt,
vielleicht Maria. Man beachte die feinfühlige Komposition: die aufrecht stehenden Gestalten berühren
sich kaum, je eine frontale wechselt mit einer von der Seite gesehenen Figur. Die zarte, farbig reife
Gliederung kommt auf dem besser erhaltenen Straßburger Flügel zu wärmerer Geltung.
Von den vielen z. T. vortrefflichen Werken der anderen Schulen kann in diesem Rahmen nicht
die Rede sein, wiewohl sich manches darunter findet, das eine besondere Betrachtung forderte. In aller
Kürze wenigstens sei auf die in der Literatur anscheinend noch nicht bekannte reizvolle Ölskizze des aus
Langenargen am Bodensee gebürtigen Maulpertsch (Kat. Nr. 182, Himmelfahrt Mariä) hingewiesen, weil
diese letzte große Blüte der deutschen Malerei, deren bedeutendster Vertreter eben Maulpertsch ist, sich
bei uns noch immer nicht allerseits der gebührenden Schätzung erfreut.
Die Abteilung der Skulpturen zeigt, daß auch dieses Sammelgebiet in Basel die verdiente Beachtung
genießt. Gerade hier fanden sich einige der beglückendsten Werke der ganzen Ausstellung. Der Forschung
bleibt auf diesem Gebiet noch besonders viel zu tun, so daß eine besondere Abhandlung nötig wäre.
Mit dem Dank an alle Beteiligten und dem Wunsche, auch andernorts möge der Privatbesitz in
ähnlich umfassender und eindrucksvoller Weise bekannt gemacht werden, seien diese Notizen, die zu
weiteren Äußerungen anregen mögen, geschlossen.
Franz Xaver Winterhalter-Ausstellung in Paris
(Frauenporträts des zweiten Kaiserreichs)
Von Fritz Neugaß
Die Galerie »Jacques Seligmann et Fils« zeigte in dem alten Hötel de Sagan eine Reihe von
Frauenbildnissen des Badener Malers Winterhalter.
Der in seiner Heimat fast vergessene Künstler feierte in Frankreich dank seiner liebenswürdigen
schmeichelhaften Porträts1 die höchsten Triumphe. Er wurde der offizielle Hofmaler des Hauses Orleans’
Napoleons III. und vieler Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Europas. Die zeitgenössische Kritik verglich
ihn einem Van Dyck, und Theophile Gautier, der maßgebende Kunstkritiker um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts würdigt ihn einer eingehenden Besprechung anläßlich des »Salon« von 1855. Gautier hatte als
einer der wenigen Franzosen dieser Zeit den Mut, den bei allen europäischen Höfen beliebten und ge-
1 Vgl. Taf. 74 und 75.


177
 
Annotationen