Notizen: Notizen zur Ausstellung von Kunstwerken aus Basler Privatbesitz
Nr. 37. Oberdeutscher Meister um 1490: Anbetung der Könige. Hier ist, wie ich glaube, ein
charakteristisches Werk der Straßburger Malerei zu erkennen, für welches diese bunte Farbigkeit und die
stark zeichnerisch behandelten Art der Darstellung charakteristisch sind. Den Hintergrund bilden das
graphische Werk Schongauers und die Holzschnitte der Grüningerschen Offizin.
■Nr. 38. Oberdeutscher (?) Meister um 1488: Brustbild eines Architekten. Auf die bisher ungenügend
beachtete Inschrift dieses viel umrätselten, sympathischen Bildnisses hingewiesen zu haben, ist ein besonderes
Verdienst des Kataloges. Der Maler ist identisch mit dem sogenannten »Meister der Habsburger«, der
bisher als ein Nordtiroler betrachtet wurde, gestützt auf stilistische Beobachtungen und die Inschrift nun
jedoch der Münchner Schule eingereiht werden muß. In diesem Sinn ist der Hinweis auf Jan Pollack,
der ganz anders geartet ist, richtig.
Nr. 40. Oberrheinischer Meister um 1460: Lesende Maria mit Kind. Vielleicht straßburgisch,
jedenfalls elsässisch. Eines jener intimen Bildchen im Geiste Schongauers, die man sich wohl schon als
»Zimmerschmuck« zu denken hat.
Nr. 41/42. Oberrheinischer Meister um 1480: Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen und Geißelung
eines Heiligen. Sehr interessante Arbeiten. Eine Lokalisierung ist nicht leicht. Vielleicht ist ein schwacher
Nachhall der Witzschen Kunst herauszuhören (Baumschlag!), so daß die beiden Flügel die erwünschte
Verbindung zwischen dem Lösel-Altar (verteilt auf die Museen von Mülhausen, Basel und Dijon) und
der späteren Basler Malerei bilden könnten (Taf. 70, Abb. 1 u. 2).
Nr. 47. Martin Schongauer: Madonna im Gemach in einem Buche blätternd. Die durchaus ernst
zu nehmende Benennung auf den großen Namen Schongauer gründet sich in erster Linie auf den ganz
unniederländisch hellen Farbeindruck, der dem der Kolmarer Madonna (besonders bei Berücksichtigung
der Größenunterschiede) nahe verwandt ist. Dazu kommen eine Reihe anderer Argumente. Das ungemein
qualitätvolle Werk muß in die Frühzeit des Meisters fallen. Nun macht Buchner neuerdings wahrscheinlich,
daß das Geburtsdatum erheblich früher als bisher anzusetzen ist, wodurch die Bestimmung erhärtet wird.
Gerade die von Stichen unabhängige Erfindung spricht für den Meister. Aus dieser unter dem mächtigen
Eindruck Rogiers stehenden Frühzeit Schongauers gibt es noch einige wenige andere, bisher unerkannte
Werke.
Nr. 48. Schweizerisch um 1490: Altar des Basler Bürgermeisters Peter Rot. Gestützt auf die
Wappen galt dieses für die schweizerische Kunstgeschichte wichtige Altarwerk bisher für baslerisch. Der
Hinweis des Kataloges auf Hans Fries weist sehr fein auf andere Elemente hin. Ich glaube, daß eine
andere Lösung näherliegt. Es dürfte sich nicht um ein Frühwerk des Fries aus der Zeit seines Basler
Aufenthaltes handeln (der mir überhaupt problematisch erscheint), sondern um das früheste zur Zeit nach-
weisbare Werk eines hauptsächlich in Bern tätigen, ursprünglich jedoch aus dem Schongauerkreis abzuleiten-
den Malers, den ich »Meister der Gregorsmesse« benannt habe. Hans Fries scheint sich, was bisher noch
nicht bemerkt wurde, in besonderem Maße an ihn angeschlossen zu haben, so daß beide Meister gelegentlich
schon verwechselt werden konnten. Die Herauslösung dieses Malers scheint den Knäuel der Berner Malerei
einigermaßen zu entwirren. Genauere Mitteilungen an anderer Stelle.
Nr. 55. Bartholomäus Zeitblom: Die Heiligen Bartholomäus, Paulus und Petrus (Taf. 71, Abb. 1).
Der Katalog übernimmt mit der wichtigen Herkunftsangabe und dem Hinweis auf das Gegenstück im Straß-
burger Museum (Taf. 71 Abb. 2) die traditionelle Bezeichnung »Zeitblom«. Die beiden für die Geschichte der
)
176
Nr. 37. Oberdeutscher Meister um 1490: Anbetung der Könige. Hier ist, wie ich glaube, ein
charakteristisches Werk der Straßburger Malerei zu erkennen, für welches diese bunte Farbigkeit und die
stark zeichnerisch behandelten Art der Darstellung charakteristisch sind. Den Hintergrund bilden das
graphische Werk Schongauers und die Holzschnitte der Grüningerschen Offizin.
■Nr. 38. Oberdeutscher (?) Meister um 1488: Brustbild eines Architekten. Auf die bisher ungenügend
beachtete Inschrift dieses viel umrätselten, sympathischen Bildnisses hingewiesen zu haben, ist ein besonderes
Verdienst des Kataloges. Der Maler ist identisch mit dem sogenannten »Meister der Habsburger«, der
bisher als ein Nordtiroler betrachtet wurde, gestützt auf stilistische Beobachtungen und die Inschrift nun
jedoch der Münchner Schule eingereiht werden muß. In diesem Sinn ist der Hinweis auf Jan Pollack,
der ganz anders geartet ist, richtig.
Nr. 40. Oberrheinischer Meister um 1460: Lesende Maria mit Kind. Vielleicht straßburgisch,
jedenfalls elsässisch. Eines jener intimen Bildchen im Geiste Schongauers, die man sich wohl schon als
»Zimmerschmuck« zu denken hat.
Nr. 41/42. Oberrheinischer Meister um 1480: Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen und Geißelung
eines Heiligen. Sehr interessante Arbeiten. Eine Lokalisierung ist nicht leicht. Vielleicht ist ein schwacher
Nachhall der Witzschen Kunst herauszuhören (Baumschlag!), so daß die beiden Flügel die erwünschte
Verbindung zwischen dem Lösel-Altar (verteilt auf die Museen von Mülhausen, Basel und Dijon) und
der späteren Basler Malerei bilden könnten (Taf. 70, Abb. 1 u. 2).
Nr. 47. Martin Schongauer: Madonna im Gemach in einem Buche blätternd. Die durchaus ernst
zu nehmende Benennung auf den großen Namen Schongauer gründet sich in erster Linie auf den ganz
unniederländisch hellen Farbeindruck, der dem der Kolmarer Madonna (besonders bei Berücksichtigung
der Größenunterschiede) nahe verwandt ist. Dazu kommen eine Reihe anderer Argumente. Das ungemein
qualitätvolle Werk muß in die Frühzeit des Meisters fallen. Nun macht Buchner neuerdings wahrscheinlich,
daß das Geburtsdatum erheblich früher als bisher anzusetzen ist, wodurch die Bestimmung erhärtet wird.
Gerade die von Stichen unabhängige Erfindung spricht für den Meister. Aus dieser unter dem mächtigen
Eindruck Rogiers stehenden Frühzeit Schongauers gibt es noch einige wenige andere, bisher unerkannte
Werke.
Nr. 48. Schweizerisch um 1490: Altar des Basler Bürgermeisters Peter Rot. Gestützt auf die
Wappen galt dieses für die schweizerische Kunstgeschichte wichtige Altarwerk bisher für baslerisch. Der
Hinweis des Kataloges auf Hans Fries weist sehr fein auf andere Elemente hin. Ich glaube, daß eine
andere Lösung näherliegt. Es dürfte sich nicht um ein Frühwerk des Fries aus der Zeit seines Basler
Aufenthaltes handeln (der mir überhaupt problematisch erscheint), sondern um das früheste zur Zeit nach-
weisbare Werk eines hauptsächlich in Bern tätigen, ursprünglich jedoch aus dem Schongauerkreis abzuleiten-
den Malers, den ich »Meister der Gregorsmesse« benannt habe. Hans Fries scheint sich, was bisher noch
nicht bemerkt wurde, in besonderem Maße an ihn angeschlossen zu haben, so daß beide Meister gelegentlich
schon verwechselt werden konnten. Die Herauslösung dieses Malers scheint den Knäuel der Berner Malerei
einigermaßen zu entwirren. Genauere Mitteilungen an anderer Stelle.
Nr. 55. Bartholomäus Zeitblom: Die Heiligen Bartholomäus, Paulus und Petrus (Taf. 71, Abb. 1).
Der Katalog übernimmt mit der wichtigen Herkunftsangabe und dem Hinweis auf das Gegenstück im Straß-
burger Museum (Taf. 71 Abb. 2) die traditionelle Bezeichnung »Zeitblom«. Die beiden für die Geschichte der
)
176