Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 3.1928

DOI Heft:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Homburger, Otto: [Rezension zu: Julius Baum, Romanische Baukunst und Skulptur om Frankreich, 2. vermehrte Auflage]
DOI Artikel:
[Rezension zu: J.Sauer (Hrsg.), Alt-Freiburg]
DOI Artikel:
Gruber, K.: [Rezension zu: Johannes Oberst, Die mittelalterliche Architektur der Dominikaner und Franziskaner in der Schweiz]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0220

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Buchbesprechungen

Julius Baum: ROMANISCHE BAUKUNST UND SKULPTUR
IN FRANKREICH. 2. vermehrte Auflage, 1928,
Julius Hoffmann-Stuttgart.
Seitdem 1910 dieses Werk zum ersten Male als 5. Band
der Hoffmannschen Bauformenbibliothek erschienen ist, hat
sich das Interesse von Kunstfreunden wie Forschern mit sich
steigernder Intensität der französischen Kunst des 12. Jahr-
hunderts zugewandt. Von Enlarts Architecture Religieuse im
Manuel d’Archeologie Francaise ist der 1. Band kürzlich
zum 3. Male aufgelegt worden, Lasteyries prächtiges Werk
(L’architecture Religieuse en France ä l’epoque Romane 1912)
wird demnächst in 2. Auflage erscheinen. Baums Publikation,
die, dem Charakter des Sammelwerks entsprechend, den Haupt-
wert auf die ganzseitigen Abbildungen legt, hat schon in der
1. Auflage dem deutschen Forscher eine willkommene Über-
sicht über das Wichtigste aus dem überreichen Gebiet geboten;
in der neuen Ausgabe sind nicht nur die Tafeln erheblich
vermehrt worden, vor allem hat das Buch an wissenschaftlichem
Wert gewonnen dadurch, daß die bisher äußerst knappen An-
merkungen eine orientierende Beschreibung des Baus geben
und sich mit den Ansichten der maßgebenden Gelehrten aus-
einandersetzen; das ausführliche Literaturverzeichnis, nach
den Hauptgegenden geordnet, erleichtert weiteres Eindringen.
Daß der Verfasser die kunstgeschichtlichen Probleme von
Grund aus durchgearbeitet hat — auch wenn es sich in erster
Linie nur um ein »Bauformenwerk« handelt — beweist die
völlig neugestaltete Einleitung. Wer den Stoff und die ihn
behandelnde Literatur kennt, weiß, wie verschieden die Wege
sind, auf denen vorgehend man versucht hat, das weitschichtige
Material zu gliedern. In gewisser Beziehung an Dehio (Kirch-
liche Baukunst) sich anlehnend, wählt Baum ein systematisches
Prinzip der Einteilung, indem er nach der Form der Bau-
körper und der Art ihrer Gruppierung einige Haupttypen
aufstellt. Die Besprechung der Zentralbauten im 1. Absatz
gibt Gelegenheit, auf das antike Erbe hinzuweisen; östliche
Einflüsse werden in dem Abschnitt über die Kuppelkirchen be-
rührt. Im folgenden behandelt Verfasser die »tonnengewölbten
Saalkirchen«, »die Hallenkirche« und, bisheriges zusammen-
fassend, den »Außenbau in Südfrankreich«. Es folgen Ab-
schnitte über die »Tonnenhallen mit Emporen« (die in der
Hauptsache auf die Auvergne beschränkt sind), über die
»Basilika bis zur Mitte des XI. Jahrhunderts«, die »hoch-
romanische Basilika« — mit Darstellung der burgundischen
und nordfranzösischen Schulen — und den Profanbau. Das
letzte Kapitel ist der Bildnerkunst gewidmet, ein Gebiet, das,

insbesondere soweit der Süden in Frage kommt, neuerdings
zum Tummelplatz französischer und amerikanischer Forscher
geworden ist (vgl. Beenkens ausgezeichnetes Referat im
Repertorium 1928, Heft 4). Mit beachtenswertem Geschick
charakterisiert der Verfasser auf knappem Raum die Eigenart
der einzelnen Schulen und ihre Wechselwirkung. (Daß die
Malschule von Winchester des X./XI. Jahrhunderts den Stil
burgundischer Skulptur beeinflußt habe, wie er sich in den
Portalen von Vezelay und Autun äußert, können wir einst-
weilen ihm so wenig glauben wie seinem Vorgänger und
Gewährsmann Kingsley Porter.) Die nach ausgezeichneten
Vorlagen hergestellten Tafeln folgen im wesentlichen dem
Text, zwischen die Abbildungen von Profanbauten und Skulp-
turen ist eine Gruppe eingeschoben, die Beispiele von Bau-
ornamentik, vor allem von Kapitellen verschiedener Gegenden
und Stufen umfaßt: Mit einem vielsagenden Hinweis ver-
zichtet der Verfasser am Schluß der Einleitung darauf, sich
über dieses »von der Forschung vernachlässigte Gebiet« zu ver-
breiten. Ein Blick in die einschlägigen Abschnitte der ungleich
viel ausführlicheren Werke von Enlart und de Lasteyrie zeigt,
wie berechtigt diese Zurückhaltung war; er vermag zugleich
auf die dringendsten Forderungen künftiger Spezialforschung
hinzuweisen.
Dem Verzeichnis der Berichtigungen von Irrtümern
(S. XXXII), deren Entstehen der Verfasser auf Seite V be-
gründet, sei angefügt: S. 209 links, St. Aignan, Kapitell im
Langhaus, nicht im Chor, S. 218 oben, Ornamentiertes Kämpfer-
stück vom Portal des Kapitelsaals der Daurade (Toulouse,
Museum, Nr. 453 a), nicht Kapitell vom Westportal von
St. Sernin. Der Wert des brauchbaren Buches wird dadurch
nicht beeinträchtigt. Homburger
Johannes Oberst: DIE MITTELALTERLICHE ARCHI-
TEKTUR DER DOMINIKANER UND FRANZISKA-
NER IN DER SCHWEIZ. Orell Fiißli, Verlag, Zürich
und Leipzig.
Diese Bearbeitung der Schweizer Bettelordenskirchen und
Klöster ist eine sehr erwünschte Ergänzung zu Krautheimers
Bearbeitung der Deutschen Bettelordenskirchen.
Das Buch muß alle Freunde der mittelalterlichen Bau-
kunst Süddeutschlands in hohem Maße interessieren, es bie-
tet einen Überblick über den vorhandenen Stoff, gibt zuerst
kurz die Geschichte jedes Klosters, eine Beschreibung des
Baues sowohl der Kirche wie des Konventgebäudes.

50
 
Annotationen