Sauer, Nachruf Dr. Willy F. Stork
Zwecken oder zur Veranschaulichung des Lebenswerkes großer älterer wie noch lebender Meister bis ans Ende seiner
Kraft veranstaltet. So hat er mit durchschlagendem Erfolg die tote Museumskunst für alle Schichten der Bevölkerung
zu einer Quelle der Belehrung, der Anregung und wahren künstlerischen Genusses zu machen verstanden. Schaustellungen
wie die der Werke badischer Künstler, der mittelalterlichen Plastik, der schweizerischen Meister, die Hans-Thoma-
Ausstellung in Basel, Zürich und Bern, die Trübner-Ausstellung in Basel, die Veranstaltung altdeutscher Musik in den Räumen
der altdeutschen Kunst in Karlsruhe haben die Kunsterziehung und das Kunstverständnis nachhaltiger gefördert als viele lange
Lehrkurse oder Stöße von Büchern und Tafelwerken. Freilich der Organisator und Schöpfer dieser Taten verzehrte sich im Feuer
seines ruhelosen Eifers. Als hätte er gefühlt, daß seines Lebens Grenzen eng gesteckt gewesen, stürzte er sich mit einem wahren
Heißhunger in die vielen unbegrenzten Möglichkeiten und Aufgaben des Lebens, um in kurzem einzubringen, was sich bei ihm
nicht in längerer Dauer einholen ließ. Mit jugendlicher Beweglichkeit, Anregsamkeit ging er allem nach, was an geistiger
Kultur der Gegenwart in Entfaltung war; er stand den Musikern und Schriftstellern ebenso nahe, wie den Meistern der
lebenden Kunst, überall Eindrücke und Anregungen vermittelnd und entgegennehmend. Literarisch hat er neben dieser
vielseitigen, bewegten Tätigkeit einiges noch geschaffen, Aufsätze in Zeitschriften und Zeitungen, in denen er Grund-
sätzliches zu sagen oder Künstler zu würdigen hatte. In einem wertvollen Bande hat er Hans Thomas Handzeichnungen
vorgelegt.
Dieser riesenhaften Belastung war aber Storcks von Natur aus zarte und empfindliche Konstitution nicht
gewachsen. Vorzeitig brach sie zusammen, seit länger denn Jahresfrist war er vom Tode gezeichnet. Bis zum letzten
Verlöschen der nur noch schwachen Lebenskraft mühte sich aber der unverwüstliche Schaffensdrang mit neuen Plänen
und Aufgaben. Wehmutsvoll stehen wir vor diesem tragisch frühen Abschied einer Persönlichkeit, die in kurzer Frist so
Reiches zu vollenden und zu geben gewußt hat und deren Ausscheiden in das künstlerische und kulturelle Leben Badens
und Alemanniens eine schwer zu füllende Lücke gerissen hat.
*
112
Zwecken oder zur Veranschaulichung des Lebenswerkes großer älterer wie noch lebender Meister bis ans Ende seiner
Kraft veranstaltet. So hat er mit durchschlagendem Erfolg die tote Museumskunst für alle Schichten der Bevölkerung
zu einer Quelle der Belehrung, der Anregung und wahren künstlerischen Genusses zu machen verstanden. Schaustellungen
wie die der Werke badischer Künstler, der mittelalterlichen Plastik, der schweizerischen Meister, die Hans-Thoma-
Ausstellung in Basel, Zürich und Bern, die Trübner-Ausstellung in Basel, die Veranstaltung altdeutscher Musik in den Räumen
der altdeutschen Kunst in Karlsruhe haben die Kunsterziehung und das Kunstverständnis nachhaltiger gefördert als viele lange
Lehrkurse oder Stöße von Büchern und Tafelwerken. Freilich der Organisator und Schöpfer dieser Taten verzehrte sich im Feuer
seines ruhelosen Eifers. Als hätte er gefühlt, daß seines Lebens Grenzen eng gesteckt gewesen, stürzte er sich mit einem wahren
Heißhunger in die vielen unbegrenzten Möglichkeiten und Aufgaben des Lebens, um in kurzem einzubringen, was sich bei ihm
nicht in längerer Dauer einholen ließ. Mit jugendlicher Beweglichkeit, Anregsamkeit ging er allem nach, was an geistiger
Kultur der Gegenwart in Entfaltung war; er stand den Musikern und Schriftstellern ebenso nahe, wie den Meistern der
lebenden Kunst, überall Eindrücke und Anregungen vermittelnd und entgegennehmend. Literarisch hat er neben dieser
vielseitigen, bewegten Tätigkeit einiges noch geschaffen, Aufsätze in Zeitschriften und Zeitungen, in denen er Grund-
sätzliches zu sagen oder Künstler zu würdigen hatte. In einem wertvollen Bande hat er Hans Thomas Handzeichnungen
vorgelegt.
Dieser riesenhaften Belastung war aber Storcks von Natur aus zarte und empfindliche Konstitution nicht
gewachsen. Vorzeitig brach sie zusammen, seit länger denn Jahresfrist war er vom Tode gezeichnet. Bis zum letzten
Verlöschen der nur noch schwachen Lebenskraft mühte sich aber der unverwüstliche Schaffensdrang mit neuen Plänen
und Aufgaben. Wehmutsvoll stehen wir vor diesem tragisch frühen Abschied einer Persönlichkeit, die in kurzer Frist so
Reiches zu vollenden und zu geben gewußt hat und deren Ausscheiden in das künstlerische und kulturelle Leben Badens
und Alemanniens eine schwer zu füllende Lücke gerissen hat.
*
112