Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oberrheinische Kunst — 3.1928

DOI issue:
Berichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53860#0196

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Bei’ichte: Freiburg im Brsg. (Städtische Sammlungen)

Das Kupferstichkabinett hat im Laufe des verflossenen
Halbjahres folgende Sonderausstellungen veranstaltet: Zur
Osterzeit »Die Passion in der Graphik«. Im Anschluß an
den hier veranstalteten Sommer der Musik: »Darstellungen
aus dem Musikleben in der graphischen Kunst« und schließ-
lich die zur Zeit noch bestehende Rubens-Ausstellung:
Graphik nach seinen Werken, besonders die Arbeiten der
Rubensstecher Vorsterman, Pontius und der beiden Boiswert-
Die Anordnung ist eine möglichst chronologische. Bereichert
wurde die Ausstellung durch drei Originalzeichnungen aus
eigenem Besitz, die Leihgabe von drei Briefen des Künstlers
(wovon der eine uns von den Sammlungen auf der Veste
Koburg freundlichst überlassen wurde) und durch Auslage
der jüngsten Rubens-Literatur. Schrey
Die Einreihung der im letzten Bericht behandelten Neu-
erwerbungen in die Galerie führte zu weitgehenden Um-
hängungen, durch die vor allem der große Italienersaal und
der große Altdeutschensaal ganz neu gestaltet wurden.
Den üblichen Aufgabenkreis der Gemäldegalerie er-
weiterte das Institut durch Veranstaltung einer Ausstel-
lung mittelalterlicher Glasmalerei. Es gelang,
hierzu die sogenannten »Gappenberger Scheiben« für län-
gere Zeit als Leihgaben zu erhalten. Bekanntlich handelt
es sich dabei um die Scheiben, die der Freiherr- vom
Stein für sein Schloß Nassau sammelte. Später gelangten
sie nach Schloß Cappenberg in Westfalen, wo Oidtmann
sie »entdeckte«. Seit seiner Publikation (»Die rheinischen
Glasmalereien vom 12. bis 16. Jahrhundert«) ist ihre außer-
ordentliche historische und künstlerische Bedeutung der
Wissenschaft bekannt, sie selbst aber blieben verborgen.
Darum ist es besonders begrüßenswert, daß ihr jetziger Be-
sitzer, Graf Kanitz, sich entschlossen hat, diesen einzigartigen
Schatz mittelalterlicher deutscher Malerei der breiteren Öffent-
lichkeit zugänglich zu machen. Die frühesten, wertvollsten
und künstlerisch bedeutsamsten Scheiben sind die unter dem
Namen »Gerlachusscheiben« bekannten Glasgemälde des
12. Jahrhunderts. Zwei Scheiben (Petrus am Kreuz und Paulus)
gehören der Mitte des 15. Jahrhunderts an. Zwei besonders
schöne Scheiben (mit der Madonna und der hl. Gertrud)
entstammen dem Übergang des 13. zum 14. Jahrhundert.
Das 14. Jahrhundert selbst ist in einer ganzen Reihe pracht-
voller Scheiben vertreten.
Die Ausstellung, die, mit einer Lichtanlage versehen,
auch abends zugänglich gemacht werden kann, wurde am
6. Januar mit einem Vortrag von Professor Swarzenski er-
öffnet, der die Prinzipien mittelalterlichen Gestaltens klar-
legte, die Bedeutung der Glasmalerei für die Geschichte der
nordalpinen Malerei betonte und die Aufnahme der Scheiben
in die »Gemäldegalerie« rechtfertigte. — Ein Katalog, der
die wichtigsten Scheiben in Abbildungen wiedergeben wird,
ist in Vorbereitung.
Gleichzeitig veranstaltet das Kupferstichkabinett eine
Ausstellung des Gesamtwerkes des Matthias Grünewald
in den besten erreichbaren Reproduktionen. Die Ausstellung
hat es sich vor allem zur Aufgabe gestellt, das Verhältnis
6

der Zeichnungen zu den Gemälden zur Anschauung zu bringen
und zu klären. In aufschlußreicher Weise wird dieser Schau
eine Ausstellung Holbein scher Zeichnungen in Faksi-
miles konfrontiert. W.
Freiburg im Brg.: Städtische Sammlungen
NEUERWERBUNGEN JULI BIS DEZEMBER 1927:
Malerei. Enthauptung Johannis d. T., schwäbisch, um 1520,
Tempera auf Forlenholz; h. 145,5, br. 55,5 cm (M 27/10 Ge-
schenk). — Albert Graefle (1809—1890), Freiburg: Damen-
porträt, sign. u. dat. 1842; Öl auf Pappe, h. 59, br. 51,5 cm
(M 27/4). — Hendrik Köhler, Freiburg: Waldweg im Herbst;
Öl auf Pappe, h. 39,5, br. 50,5 cm (M 27/3). — Hans Dieter,
Meersburg: Seifenblasen, singn. u. dat. 1922; Öl auf Lein-
wand, h. 96, br. 81 cm (M 27/5). — Ders.: Vorfrühling am
Bodensee, sign. Öl auf Leinwand, h. 82, br. 72 cm (M 27/6).—
Erwin Heinrich, Donaueschingen: Stilleben, sign. u. dat. 1927;
Öl auf Leinwand, h. 94,5, br. 75 cm (M 27/7). — Adolf Strübe,
Berlin: Die rote Brücke (1925), sign. Öl auf Leinwand,
h. 57, br. 70 cm (M 27/8). — Hugo Troendle, München:
Fahrendes Volk, sign. u. dat. 1925; Öl auf Leinwand, h. 55,
br. 64,5 cm (27/9). Den Anlaß zur Erwerbung der letzt-
genannten Werke gaben die vom Freiburger Kunstverein zur
Feier seines 100jährigen Bestehens veranstalteten Ausstel-
lungen der »Badischen Sezession« und der »Freiburger Maler
und Bildhauer«.-Plastik: Marientod, Reliefgruppe;
Elsaß 1430—1440; Lindenholz, überstrichen mit weißer
Ölfarbe, darunter Reste alter Fassung in Blau, Gold und
Silber, h. 37,5, br. 66,5, t. 18,5 cm (S 27/7). — Bärtiger Heiliger,
Oberrhein (aus dem Glotterbad) 1430—1440; Eichenholz,
neu überstrichen, stark verwittert, h. 130 cm (S 27/9). —
Madonna mit Kind, halbrund; Oberrhein (aus Bauernhaus
in Buchenbach, angeblich aus St. Blasien) 1490—1500; Linden-
holz, abgelaugt, h. 137,5 cm (S 27/6). — Madonna mit Kind,
vollrund; Oberrhein um 1510; Lindenholz, alte Fassung,
h. 62,5 cm (S 27/8). — Christian Wenzinger: Immaculata,
Statuette, 1780er Jahre; Birnbaumholz, ungefaßt, h. 31,5
(S 27/10).-Kunstgewerbe: 2 Stücke violetten Seiden-
damastes, Italien? Anf. 18. Jahrhundert, 1. 217, br. 93 cm (K 27/3
u. 4). — Körbchen und Untersatzplatte mit durchbrochenen
Rändern und reicher Chinesenmalerei; Straßburger Fayence,
sign. (K 27/5 a, b). — 2 Rokokoleuchter mit Chinoiserien in
Grün; Durlacher Fayence (K 27/6 a, b). — Kleiner Henkel-
krug; Mosbacher Fayence, sign. E. 18 (K 27/9). — Ofen-
modell um 1710 ; Ton, schwarz bemalt, h. 30, br. 18, t. 9,5 cm
(K 27/7). — Henkelkrug aus Edelzinn mit Reliefs von Francois
Briot; Arbeit des Straßburger Zinngießers Isaak Faust, 1639;
h. 18,5, u. D. 12,3 cm (K 27/8). — Tiefer Teller, geriefelt, mit
Blumenmalerei; Straßburger Fayence, sign., D. 19,7 (K 27/10).
-Kulturhistorische Abteilung: Waffeleisen von
1580 mit Darstellung eines Seilers. — 2 zusammenlegbare
Altarleuchter, Messing, 17. Jahrhundert. — 2 Bronzeleuchter,
16. Jahrhundert; Aquamanile aus Bronze, 15. Jahrhundert;
angeblich auf Burg Staufen ausgegraben.
Völkerkundliche Sammlungen: nachgeholter Be-
richt für die Zeit vom März 1925 bis Dezember 1927. Außer
 
Annotationen