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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Puschi, Alberto; Winter, Franz: Silbernes Trinkhorn aus Tarent in Triest
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0136

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I 2 6

Gjölbaschi beobachtet und dargelegt hat, 3) die ebenso in dem Bildwerke des
Nereidenmonuments vereinigt sind und die auch in den zuletzt bekannt gewor-
denen größeren Werken der ionischen Kunst, dem Satrapensarkophag und dem
lykischen Sarkophag von Sidon wirksam sind. An letzterem erscheinen die Dar-
stellungen auf den Schmalseiten und in den hohen Giebeln darüber gebundener
als die der Langseiten; der Satrapensarkophag, dem ersten Eindruck nach viel-
leicht alterthümlicher, zeigt in den stehenden Figuren das Standmotiv mit der
ausgebogenen Hüfte zu voller Freiheit entwickelt und kann schon aus diesem
Gruude, zu dem andere hinzukommen, nicht durch einen erheblichen Zeitraum
von den übrigen Werken getrennt sein. 4) Auch auf ihn führt das Rhyton zurück
in den Figuren der Mittelgruppe, an denen die Gewandung, weich und völlig,
in schwellenden Falten dem Körper anliegend gebildet ist, ähnlich wie an den
leider weniger gut erhaltenen Gestalten der Gelagescene des Sarkophags.

Die angestellten Vergleichungen lassen in dem Rhyton von Tarent ein
Werk der ionischen Kunst aus der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts ver-
muthen. Als solches gesellt es sich einer in zahlreichen südrussischen Funden
vertretenen Gruppe von Silber- und Goldarbeiten zu, deren ionischen Ursprung
Furtwängler erkannt hat, 5) und zwar tritt es, um es gleich zu sagen, als das
künstlerisch hervorragendste Stück an die Spitze dieser Gruppe. Wie sehr es dem
auch der äußeren Form nach ähnlichsten unter den südrussischen Stücken, dem
Taf. II abgebildeten Silberrhyton aus Kertsch, überlegen ist, hat bereits Puschi
(oben S. 122 f.) dargelegt.

Das Relief des Kertscher Gefäßes, kleiner im Maßstab, zeigt namentlich in
den heraneilenden und zugreifenden weiblichen Figuren eine Plumpheit und
Flüchtigkeit, die gegenüber der feinen uncl sorgfältig ins einzelne gehenden Aus-
führung des Bildes des Tarentiner Rhytons erheblich absticht. Aber die Ver-
schiedenheit besteht nur in der Güte, nicht im Stile der Arbeit. Auch hier finden
sich die heftigen Bewegungen, die ausgespreizten Hände, das gesträhnte Haar, und
zumal in den beiden genauer ausgeführten männlichen Figuren mit dem weit
aufgesträubten Haar ist der Zusammenhang mit dem Tarentiner Gefäß wie in
den flach und kantig umschriebenen Formen und in der Bewegung des Körpers
mit den Figuren vom Nerei'denmonument, mit dem Kaineus des lykischen Sarko-
phags, mit dem sogenannten Kapaneus des albanischen Reliefs 6) unverkennbar.

3) Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa 231 ff. 5) Der Goldfund von Yettersfelde 46; Arch.

4) Studniczka, Jahrbuch 1894 S. 210 setzt ihn Anz. 1892 S. 115. Vgl. Benndorf, Das Heroon von
in die Mitte des fünften Jahrhunderts. Dera stimmt Gjölbaschi-Trysa 248.

Robert, Marathonschlacht 77 bei. 6) Über dessen Zugehöriglceit zur ionischen
 
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