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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 5.1902

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Benndorf, Otto: Antike Baumodelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.31257#0187

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Triumphalgebrauch offenbar vererbt: in den Mosaiken des Palastes Kainurgios
in Constantinopel war der thronende Kaiser Basileios I. Makedon (867 — 886)
von huldigenden Unterfeldherren umgeben, die ihm „die unterworfenen Städte
wie Geschenke darbrachten.“ 7) Auch ist ja bekannt, mit welcher Vorliebe die
vielbewunderte Form gesäulter Heiligthümer für die mannigfaltigsten Zwecke
als Miniaturbau wiederholt wurde. 8 9) Bei der Eroberung Karthagos durch Agathokles
erfährt man,°) dass sich in den Heiligthümern der Stadt goldene Weihgeschenke
von Tempelform befanden, die sich also mit den für mittelalterliche Monstranzen,
Ostensorien und Kuppelreliquiare verwandten Kirchentypen 10) vergleichen lassen;
die Karthager sandten den Schatz dieser Wertanatheme als Buße nach Tyros,
um die vernachlässigte Gottheit der Mutterstadt zu versöhnen. Silberne Tempel
der Artemis, gewiss im Schema des berühmten Hauptheiligthumes, fertigte nach
der Apostelgeschichte die Werkstatt des Demetrios in Ephesos, 11) was an die
fabriksmäßig erzeugten Votive und Votivandenken unserer Wallfahrtsorte erinnert.
Mit transportablen Aediculen und Götterbildern zog-en die Metragyrten 12) durch
das Land, Aediculen aller Art hatten zahllose Privatculte. So zierten kleine
Tempelchen mit Bildwerken der Musen, des Hermes und Herakles das Innen-
gemach hellenischer Schulen und Palaistren, 13) Tempelschränke mit den Wachs-
masken Verstorbener die Atrien römischer Adelshäuser, und wie manche Beispiele
enthalten allein die Schriften des Heron von Alexandreia über den Automatenbau
und die Druckwerke. Indessen haben alle diese Zeugnisse selbstverständlich nur
den Wert formaler Analog'ien.

7) Theophanes continuatus V 89 p. 204 D ävcaS'SV
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§aXcoy.u£ag itöXstg. J. v. Schlosser a. a. O. 61 denkt
die Städte als Personificationen oder alsModelle; das
Letztere scheint nach der Wendung ebg Sffipa und dem
Sprachgebrauch von itpoaä'pscv cpöpov, sljcpopäs xxX.
allein glaubhaft. Strzygowski, Byzant. Zeitschrift VIII
262 veröffentlichte das noch ungedeutete Relief einer
Elfenbeinpyxis mit einer knienden Figur, die einem
Dreivereine von Kaisern auf der Hand ein Gebäude
(Stadt? Castrum?) darbringt.

8) Bötticher, Tektonilc der Hellenen II 2 531 ff.
mit einer Fülle von Belegen.

9) Diodor XX 14, 2 ötä 5§ xrjv aupcpopäv xaöxrjv

Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Rd. V.

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ävafl-rjpäxcov Ttspepfi'svxcov änl xrjv 5tapa£xrjatv.

,0) Prachtbeispiele bei W. A. Neumann, Der
Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Liine-
burg 178 ff.

u) Acta Apost. XIX 24 irjprjxptos "päp xtj övö-
paxt, äpfupoxÖTtos, rtotffiv vaoug äp'pupoü; ApxsptSo;,
itaps£xsxo xot; xsxv£xatg §p-paa£av oöy. öXöprjV.

12) E. Petersen, Arch.-epigr. Mitth. VI 55 ff.
Wiener Vorlegeblätter Serie C Taf. VIII; Foucart,
Associations religieuses 156 ff.

13) Schol. Aeschines I 5 S-öXst 5s sirtstv äxt
äfaXpdxta )jv, ffiaTtsp xat vatayäpta, £v xep övSoxspq)
o’trccp xffiv ötöaaxaXsteov xal xffiv rtaXataxpffiv, Mouaffiv
y.at 'Eppoü xal 'HpaxXsou;.

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