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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Hauser, Friedrich: Nausikaa: Pyxis im Fine-Arts-Museum zu Boston
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0028

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I

F. Hauser

Nausikaa.
Pyxis im Fine-Arts-Museum zu Boston.
(Tafel I.)
Die flache Pyxis, deren Form der bekannten, früher in der Sammlung· Saburoff,
jetzt im Berliner Museum befindlichen Büchse mit dem auftauchenden Helios1)
im wesentlichen entspricht, stammt aus Athen, und zwar, wie mir zuverlässig
versichert wurde, aus einem unmittelbar vor dem Acharnischen Tor geleg'enen
Grab, da sie bei dem Neubau eines Bankhauses in der heutigen Sophoklesstraße
zutage kam.
Unsere Tafel gibt den stilistischen Charakter der Zeichnung' hinlänglich treu
wieder, wenn es der Nachbildung' auch nicht gelang, die Sicherheit, Sauberkeit
und Frische der rasch hingeworfenen Linien des Originals zu erreichen. Schon
in der Abbildung wird man aus den gebrochenen, weißen Linien, welche die
echten Teile von den Ergänzungen abg'renzen, erkennen, daß der Deckel zwar
fragmentiert, aber recht glücklich fragmentiert ist, da kein Teil fehlt, der sich
nicht ohne weiteres ergänzen ließe. Sämtliche Figuren sind in ihren oberen Teilen
antik, die untere Hälfte der Beine dagegen meist ergänzt; indessen erhielten sich
die Füße von Odysseus, Athena und Kleopatra auf alten Fragmenten. Die Höhe
der Pyxis beträgt ΟΌ35 m, der Durchmesser 0Ί4 wi. Von den in Gold aufgetragenen
Teilen blieb im Original meist nur die in leichtem Relief aufgetragene Ton-
unterlage; das Gold hätte auch an den rot wiedergegebenen Punkten unmittel-
bar über der Bodenlinie und an den Beeren des Kranzes auf der senkrechten
Wand ergänzt werden können. Im Mittelpunkt des Deckels, welcher durchbohrt
ist, dürfen wir uns nach erhaltenen Analogien einen ringförmigen Bronzegriff
vorstellen.
Während auf gleichzeitigen attischen Gefäßen mythische Darstellungen immer
seltener werden, muß der runde Streifen dieser Pyxiden zur Wiedergabe inter-
essanter Scenen besonders eingeladen haben. Man erinnere sich außer der ge-
nannten Darstellung des Sonnenaufgangs an das Parisurteil mit den phantastisch
bespannten Wagen der Göttinnen2), an die ganz singuläre Darstellung des Perseus
mit den Graien3) und an die Hochzeit des Herakles und der Hebe (Forman Col-
lection n. 364). Eine nicht minder bedeutungsvolle Scene reiht sich hier nun mit
unserem Odysseusabenteuer an.
1) Furtwängler, "Vasensammlung Berlin n. 251g; propre 10 (schlecht); Rheinisches Museum XXIX
ders. Sammlung Saburoff I 63. 1874 zu Seite 309 (noch schlechter).
2) Dumont-Chaplain, Ceramiques de la Grece 3) Ath, Mitt. 1886 XI Taf. 10.
 
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