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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Beiblatt
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Petersen, Eugen: Zu Helbigs "Die ίππεῖς und ihre Knappen" (S.185ff)
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Emil Szanto, Wilhelm Gurlitt, Alois Riegl
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0373

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E. Petersen, Nachtrag zu S. 185 ff.

Emil Szanto, Wilhelm Gurlitt, Alois Riegl

I 20

Zu Helbigs „Die ιππείς und ihre Knappen“ (S. 185 ff.)

Die streitigen Punkte scheinen mir hinlänglich
erörtert zu sein, um dem unparteiischen Leser das
Urteil überlassen zu können; so über die Schutz-
waffen der Knappen, Amazonen (die ich ,echte
Reiterinnen' natürlich im Sinne der späteren Ιππείς
nannte, nicht von Ursprung her), so über die Stelen-
reiter; so auch ob Kleophantos mehrere Pferde
gleichzeitig oder nacheinander brauchte; ob Kimons
ostensible Handlung (Plut. Kim. 5)> als es galt εν

ταΐς ναυσί τά όπλα ΙΙ-έσθ-αι, dahin zu verstehen,
daß er nur einen Zügel und keinen Schild besaß;
ob man sich über die thrakisch Gekleideten auf
attischen Vasen minder vorsichtig ausdrücken darf
als ich getan. Den ungriechischen Bart fand ich an
dem Manne oben rechts in Helbigs Fig. 30 b (natür-
lich auf Hartwigs Tafel). Daß mein Satz über die
Dioskuren (S. 80, 21) unrichtig gefaßt war, gebe
ich zu.
Berlin. E. PETERSEN

Emil Szanto, Wilhelm Gurlitt, Alois Riegl.

Binnen Jahresfrist wurden dem Institute drei
seiner hervorragendsten Mitglieder entrissen. Un-
vermutet nahm ein sanfter Tod Emil Szanto hinweg.
Längeres Siechtum bereitete bei Wilhelm Gurlitt,
schwere schmerzvolle Krankheit bei Alois Riegl
auf das Unvermeidliche vor. Keiner von ihnen er-
reichte ein hohes Alter. Gurlitt starb einundsechzig-
jährig. Das siebenundvierzigste Lebensjahr hatte
Szanto nur um wenige Wochen, Riegl um einige
Monate überschritten.
Wilhelm Gurlitt, geboren am 7. März 1844 zu
Rom, gestorben am 13. Februar 1905 zu Graz,
kam aus einem Künstlerhause, und diesen seinen
Ursprung verleugnete er nicht in seinem Wesen ur.d
Wirken. Für die Richtung seiner archäologischen
Studien war Sauppes strenge philologische Schulung
entscheidend, der er sich in Göttingen unterzog, und
Ernst Curtius’ Vorbild und Lehre führte ihn, fast
im Widerspruche zu seiner römischen Geburt, in
jungen Jahren nach Griechenland. In einer Schule
zu Athen wirkte er eine Zeitlang als Lehrer der
deutschen Sprache. Als die späte, aber reife Frucht
seines griechischen Aufenthalts stellt sich sein Buch
über Pausanias (1890), ein Muster besonnener Kritik,
dar. Mehr aber als in der gelehrten Forschung griff
er als Lehrer aus, und über seinen akademischen
Wirkungskreis hinaus war er seit seiner Berufung
nach Graz, durch die Anmut seiner Umgangsformen
hierin wesentlich unterstützt, unermüdlich und mit
Erfolg tätig, das künstlerische Leben der Stadt auf-
zufrischen und durch neue Impulse zu stärken.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. VIII Beiblatt.

Emil Szanto, geboren am 22. November 1857
zu Wien, gestorben am 14. Dezember 1904, ging
aus dem archäologisch-epigraphischen Seminare der
hiesigen Universität hervor. Er blieb diesem In-
stitute zeitlebens getreu, in seiner wahrhaft humanen
Persönlichkeit ein freundlicher Berater und bereit-
williger Helfer für Jung und Alt. Sein scharfer
klarer Geist fand in dem Studium der hellenischen
Rechtsverhältnisse die liebste Nahrung und wie zum
Abschlüsse seiner Lebensarbeit plante er wohl, trotz-
dem er sich des Schwierigen der Aufgabe voll be-
wußt war, eine umfassende systematische Darstellung
des griechischen Staatsreclites. Nur als Vorarbeiten
hiezu sollten seine Untersuchungen über das grie-
chische Bürgerrecht (1892) und über die Phylen
(1901) gelten. Unser Institut hat mit besonderem
Danke seiner1 Mitwirkung bei dem Corpus der klein-
asiatischen Inschriften zu gedenken, für das er mit
dem frühverstorbenen Eduard Hula gemeinsam Karien
bereiste. Seine Arbeiten hiezu liegen bei uns und
harren noch ihrer Verwertung.
Indem Alois Riegl (geb. am 14. Jänner 1858
in Linz, gestorben am 19. Juni 1905 in Wien) in
das Institut für österreichische Geschichtsforschung
trat, entschied er sich in jungen Jahren für das
Studium der mittelalterlichen und neueren Kunst.
Aber schon seine ersten selbständigen Arbeiten
führten ihn in das classische Altertum. Eine ernste,
tiefe Forschernatur, die unverdrossen den Ursprüngen
nachspürte, fand er im Wechsel der Erscheinungen
auf dem Grunde der Dinge allenthalben die die Weit

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