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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Hauser, Friedrich: Polyklets Diadumenos
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Pernice, Erich: Untersuchung zur antiken Toreutik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0061

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Polyklets Diadumenos

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Polyklet mag also nur ein correcter Formalist gewesen sein oder aber war er
vielleicht auch recht tief. Könnte nicht er schon geahnt haben, was noch in unseren
Tagen nur g'anz leise ausgesprochen werden darf, daß in keinem Himmel und
keinem Olymp etwas Göttlicheres lebt als der Mensch — der Mensch solange er
jung und schön bleibt.
Rom. FRIEDRICH HAUSER

Untersuchungen zur antiken Toreutik.
III. Die Metalldrehbank im Altertum.
Die Metalldrehbank spielt in der Bronzeindustrie, soweit es sich um die
Herstellung von gegossenen, gleichmäßig gerundeten Gegenständen handelt, eine
Rolle, ebenso bedeutend, wie die Holzdrehbank für die Drechselei und die Töpfer-
scheibe für die Töpferei. Wie Blümner ausführlich dargelegt hat1), ist die Holz-
drehbank in primitiver Form schon in den homerischen Gedichten erwähnt. Wenn
also von Plinius VII, 198 Theodoros von Samos als Erfinder der Drehbank über-
haupt genannt wird, so kann die Nachricht in dieser Fassung nicht richtig sein
wie bekanntlich auch die andere vielfach überlieferte, daß Theodoros von Samos
zuerst erfunden habe, Bronze zu gießen, so nicht richtig ist.2) Sie wird so zu
verstehen sein, daß es Theodoros gewesen ist, der das Princip der Holzdrehbank
zuerst auf Metallarbeiten übertrug' oder, wenn sich feststellen läßt, daß schon vor
seiner Zeit Dreharbeiten in Metall gemacht worden sind, daß er in der jonischen
Kunst zu ausgiebigem Gebrauch der Metalldrehbank den Anstoß g-egeben hat.
Während nun die Holzdrehbank sehr wohl in einer Zeit denkbar ist, in der
man eiserne oder stählerne Werkzeuge nicht besaß — denn man konnte sich mit
bronzenen begnügen —, setzt die Metalldrehbank Werkzeuge aus gehärtetem Eisen
geradezu voraus. Bronzedreharbeiten mit bronzenen Instrumenten vorzunehmen,
ist an sich möglich3), jedoch nur für einfache, leichte Verzierungen. Sobald es
sich um tiefer eingeschnittene Verzierungen oder um das Abdrehen starkwandig
gegossener Gefäße zu dünnwandigen handelt, ist die Bearbeitung mit bronzenen
Technologie und Terminologie II 331. bronzenen Sticheln, die allerdings stärker mit Zinn
2) Darüber wird in einem späteren Abschnitt legiert sein müssen, als die zu bearbeitende Bronze,
gehandelt werden. Ich habe mich von dieser Möglichkeit durch prak-
3) Ebenso wie das Gravieren von Bronze mit tische Versuche überzeugt.

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