Hunderassen inr Altertum
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Schrecken zur Besinnung· kämen und zugleich einen wohlgemeinten Denkzettel
erhielten.
Die Schilderung erinnert stark an die modernen Hunde von S. Bernhard,
und es ist das wahrscheinlichste, daß sich ihre tatsächliche Kunst eben auf gleich-
artige barmherzige Hilfeleistung einerseits und daneben auf kräftige Abwehr
aller verdächtigen Elemente anderseits beschränkt hat. Was darüber hinaus erzählt
wurde, ist legendarisch.
Wo diese Dog'ge herstammt, kann nicht g'esag't werden, vielleicht aus athe-
nischer Zucht — es gab „Harmodier“ wie es kastorische und menelaische Hunde
gab. Die vielfachen Berührungen der Athener und Perser zur Zeit der Perser-
kriege und die große Hundeliebhaberei der vornehmen Athener (Glaukon, Al-
kibiades u. a.) macht es sehr glaublich, daß dort im vierten und fünften Jahr-
hundert persische Doggen eingeführt und zur Veredlungszucht benutzt wurden.
Nach dem Tyrannenmörder, der ja sehr volkstümlich war, können sie Harmodier
genannt worden sein. Cougny (a. a. O. S. 884) erklärt den Mamertiner Hund für
einen Kreter. Mir aber scheint es, daß wir mit mehr Recht jene Pseudomolosser-
statuen und den Mamertinerhund als Doggen, die Kreter aber als Windhunde
ansehen; eine Hauptstätte der Zucht für jene Dog'gen bildeten die Heiligtümer
des Adranos in Sicilien.
Prag. O. KELLER
Athlet oder Apollon?
Es ist nicht Befangenheit im Hergebrachten, was mich zu einigen Be-
merkungen gegen Hausers oben S. 42 ff. abgedruckte Darlegungen über den
polykletischen und in zweiter Linie auch den pheidiasischen Diadumenos ver-
anlaßt. Im Gegenteil: Hausers Auffassung, wonach die beiden von mir stets
besonders hochgehaltenen Schöpfungen aus der menschlichen in die göttliche
Sphäre zu erheben wären, führte, nach einem nur vorübergehenden Befremden,
in mir durch einige Zeit einen recht ernsthaften Kampf gegen eine langgehegte
andere, welche diesen Werken eine bedeutungsvolle Stelle in der Entwicklung
der Athletendarstellung zuweist. Und ich darf sagen, daß dieser letztere Umstand
mir fast einen stärkeren Anstoß zur Nachprüfung bot als die Verteidigung· einer
Zusammenstellung,1) die, als Pflichterfüllung gegenüber einem neugewonnenen
h Wiener Studien XXIV 1902 (Bormannheft) S. l66ff.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Kd. VIU.
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Schrecken zur Besinnung· kämen und zugleich einen wohlgemeinten Denkzettel
erhielten.
Die Schilderung erinnert stark an die modernen Hunde von S. Bernhard,
und es ist das wahrscheinlichste, daß sich ihre tatsächliche Kunst eben auf gleich-
artige barmherzige Hilfeleistung einerseits und daneben auf kräftige Abwehr
aller verdächtigen Elemente anderseits beschränkt hat. Was darüber hinaus erzählt
wurde, ist legendarisch.
Wo diese Dog'ge herstammt, kann nicht g'esag't werden, vielleicht aus athe-
nischer Zucht — es gab „Harmodier“ wie es kastorische und menelaische Hunde
gab. Die vielfachen Berührungen der Athener und Perser zur Zeit der Perser-
kriege und die große Hundeliebhaberei der vornehmen Athener (Glaukon, Al-
kibiades u. a.) macht es sehr glaublich, daß dort im vierten und fünften Jahr-
hundert persische Doggen eingeführt und zur Veredlungszucht benutzt wurden.
Nach dem Tyrannenmörder, der ja sehr volkstümlich war, können sie Harmodier
genannt worden sein. Cougny (a. a. O. S. 884) erklärt den Mamertiner Hund für
einen Kreter. Mir aber scheint es, daß wir mit mehr Recht jene Pseudomolosser-
statuen und den Mamertinerhund als Doggen, die Kreter aber als Windhunde
ansehen; eine Hauptstätte der Zucht für jene Dog'gen bildeten die Heiligtümer
des Adranos in Sicilien.
Prag. O. KELLER
Athlet oder Apollon?
Es ist nicht Befangenheit im Hergebrachten, was mich zu einigen Be-
merkungen gegen Hausers oben S. 42 ff. abgedruckte Darlegungen über den
polykletischen und in zweiter Linie auch den pheidiasischen Diadumenos ver-
anlaßt. Im Gegenteil: Hausers Auffassung, wonach die beiden von mir stets
besonders hochgehaltenen Schöpfungen aus der menschlichen in die göttliche
Sphäre zu erheben wären, führte, nach einem nur vorübergehenden Befremden,
in mir durch einige Zeit einen recht ernsthaften Kampf gegen eine langgehegte
andere, welche diesen Werken eine bedeutungsvolle Stelle in der Entwicklung
der Athletendarstellung zuweist. Und ich darf sagen, daß dieser letztere Umstand
mir fast einen stärkeren Anstoß zur Nachprüfung bot als die Verteidigung· einer
Zusammenstellung,1) die, als Pflichterfüllung gegenüber einem neugewonnenen
h Wiener Studien XXIV 1902 (Bormannheft) S. l66ff.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Kd. VIU.
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