Inschrift aus Hyettos
285
Wenn gelegentlich auch sonst, früher und später, bewaffnete Banden das Land
heimgesucht und durch Gewalttaten Schrecken und Schaden verbreitet haben
mögen, so paßt doch gerade zu diesen Zeiten, in der Begründung der beiden Ehren-
beschlüsse mit lebendiger Sprache bezeug-t, das Herrschen hervorragender Unsicher-
heit auf dem Lande infolge der Zusammenrottung verarmten Gesindels besonders
gut. Die völlige Zerrüttung der Rechtsverhältnisse in ganz Boiotien, die solche
Zustände begünstigen mußte, ist für den Anfang* des Jahrhunderts durch Polybios
XX 6, XXIII 2 bekannt; die Gewalttätigkeit und Gesetzlosigkeit der Thebaner,
auch die auf vielen griechischen Straßen herrschende Unsicherheit wird schon
in den nach E. Fabricius Darlegungen (Bonner Studien 60 ff.) auf ältere Zeit,
nämlich die Mitte des dritten Jahrhunderts, bezüglichen Schilderungen des Hera-
kleides (FHG II 258, 14 ff.) nachdrücklich hervorg*ehoben. Über den wirtschaftlichen
Niedergang der Zeit und seine Folgeerscheinungen spricht Eduard Meyer, Die
wirtschaftliche Entwicklung des Altertums 44.
Athen. A. WILHELM
Inschrift aus Hypata.
In den Ath. Mitt. IV 209 hat H. G. Lölling nach seiner und R. Weils
Abschrift eine auf Gebietsstreitigkeiten zwischen Llypata und Erythrai bezügliche
Urkunde aus Hypata veröffentlicht. Da die Lesung* vom Herausgeber selbst als
„an vielen Stellen schwierig“ bezeichnet wird und eine einleuchtende Herstellung
ihm nicht gelungen ist, habe ich mir im Jahre 1890 bei einem Besuche der Stadt
die erdenklichste Mühe gegeben den Stein aufzufinden. Leider war meine Suche
umsonst, und auch Otto Kerns spätere Nachforschungen sind, wie er mitteilt,
erfolgdos geblieben. Indessen glaube ich, so wünschenswert eine neue Abschrift
des Steines wäre, doch auch ohne sie in einem wesentlichen Punkte Löllings
Lesung und Auffassung berichtigen zu können. An zwei .Stellen der Inschrift hat
Lölling, an einer allerdings nur mit gewaltsamer Änderung der Abschrift, den Namen
der von Strabon X 448 und Stephanos von Byzantion έν Tpayjvc erwähnten Stadt
Oichalia ergänzt und das monimentum Euryti, welches die Urkunde CIL III 585,
Suppl. 12306 an der Grenze zwischen Lamia und Hypata nennt, in dem Gebiete
von Oichalia gesucht. Ich gehe auf die Lage dieser Ortschaft und des Eurytos-
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. VIII. 3ß
285
Wenn gelegentlich auch sonst, früher und später, bewaffnete Banden das Land
heimgesucht und durch Gewalttaten Schrecken und Schaden verbreitet haben
mögen, so paßt doch gerade zu diesen Zeiten, in der Begründung der beiden Ehren-
beschlüsse mit lebendiger Sprache bezeug-t, das Herrschen hervorragender Unsicher-
heit auf dem Lande infolge der Zusammenrottung verarmten Gesindels besonders
gut. Die völlige Zerrüttung der Rechtsverhältnisse in ganz Boiotien, die solche
Zustände begünstigen mußte, ist für den Anfang* des Jahrhunderts durch Polybios
XX 6, XXIII 2 bekannt; die Gewalttätigkeit und Gesetzlosigkeit der Thebaner,
auch die auf vielen griechischen Straßen herrschende Unsicherheit wird schon
in den nach E. Fabricius Darlegungen (Bonner Studien 60 ff.) auf ältere Zeit,
nämlich die Mitte des dritten Jahrhunderts, bezüglichen Schilderungen des Hera-
kleides (FHG II 258, 14 ff.) nachdrücklich hervorg*ehoben. Über den wirtschaftlichen
Niedergang der Zeit und seine Folgeerscheinungen spricht Eduard Meyer, Die
wirtschaftliche Entwicklung des Altertums 44.
Athen. A. WILHELM
Inschrift aus Hypata.
In den Ath. Mitt. IV 209 hat H. G. Lölling nach seiner und R. Weils
Abschrift eine auf Gebietsstreitigkeiten zwischen Llypata und Erythrai bezügliche
Urkunde aus Hypata veröffentlicht. Da die Lesung* vom Herausgeber selbst als
„an vielen Stellen schwierig“ bezeichnet wird und eine einleuchtende Herstellung
ihm nicht gelungen ist, habe ich mir im Jahre 1890 bei einem Besuche der Stadt
die erdenklichste Mühe gegeben den Stein aufzufinden. Leider war meine Suche
umsonst, und auch Otto Kerns spätere Nachforschungen sind, wie er mitteilt,
erfolgdos geblieben. Indessen glaube ich, so wünschenswert eine neue Abschrift
des Steines wäre, doch auch ohne sie in einem wesentlichen Punkte Löllings
Lesung und Auffassung berichtigen zu können. An zwei .Stellen der Inschrift hat
Lölling, an einer allerdings nur mit gewaltsamer Änderung der Abschrift, den Namen
der von Strabon X 448 und Stephanos von Byzantion έν Tpayjvc erwähnten Stadt
Oichalia ergänzt und das monimentum Euryti, welches die Urkunde CIL III 585,
Suppl. 12306 an der Grenze zwischen Lamia und Hypata nennt, in dem Gebiete
von Oichalia gesucht. Ich gehe auf die Lage dieser Ortschaft und des Eurytos-
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. VIII. 3ß