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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Hauser, Friedrich: Nausikaa: Pyxis im Fine-Arts-Museum zu Boston
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0051

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Nausikaa

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auf der Amphora mit dem Satyrspiel in Neapel vor, bei der schon von Prott (Schedae
philologae H. Usener oblatae 47) diesen Fall constatiert hat. Die Übereinstimmung
ihrer Mittelgruppe mit dem prächtigen Schauspielerrelief aus dem Peiraieus
(Studniczka in Melanges Perrot 307) sichert Protts Auffassung* vor Zweifeln.
Wenn der Pinax für die Nausikaa-Aufführung* von Polyg'not gemalt war,
dann steht auch beim Votiv des Sophokles für den Thamyras die Zuweisung der
Urheberschaft an den thasischen Meister nicht mehr so haltlos da, als uns zuerst
schien. Und eine wahre Freude ist es, wie ungezwungen sich diese nach 468 und
vor 456 gemalten Bilder, mindestens aber eines
derselben sich in die von Robert aufgestellte
Chronologie der Werke Polygnots einfügt. Ro-
berts Stemma (Marathonschlacht S. 69) lautet:

nach 478 Tempel der Athena Areia in Plataiai,
um 474 Theseion und vielleicht Anakeion,
460 Poikile,
nach 458 1
vor 447

Tesche.


Fig. ϊ0 Von einer Amphora
der Münchener Sammlung (s. S. 35).

Vor seinem Wegzug von Athen arbeitete
somit Polygnot für .Sophokles. Daß die Chrono-
logie Roberts wie ein tadelloses Uhrwerk weiter
functioniert, trotzdem ein von fremder Hand ge-
arbeitetes Rädchen eingesetzt wurde, das spricht
für die Solidität des Werkes und zeigt wohl
auch, daß jenes Rädchen accurat berechnet war.
Auf welch fruchtbaren Boden aber die Aussaat Polygnots in den Werkstätten der
Vasenmaler fiel, das ist durch unsere Untersuchung noch etwas klarer geworden.
Bis zum Schluß sparte ich mir die angenehme Pflicht auf, meinem Freunde
John Marshall dafür zu danken, daß er mir die für ihn von Herrn Hearing
gefertigte Zeichnung der Pyxis zur Publication überließ; nicht nur dies, sondern
mir auch Einsicht in eine Skizze seiner Ausarbeitung gestattete, aus der ich
eine Reihe von Gedanken hier verwertet habe. Besten Dank werden mit mir
auch die Leser dieser Zeitschrift Herrn Director Robinson wissen, daß er die
Erlaubnis, ein so anziehendes und so anregendes Vasenbild an dieser Stelle zu
publicieren, bereitwillig erteilte.
Rom. FRIEDRICH HAUSER

Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. VIII.

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