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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Kubitschek, Wilhelm: Kalenderstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0101

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Kalenderstudien

91

Es bleibt mir also nichts übrig, als in der Gleichung vom 25. Dystros 414
eleuth. = 11. März 614 mit einem ersten Indictionsjahr (statt einem zweiten)
irgendeinen Fehler vorauszusetzen.

II. Der arabische Kalender in Eleutheropolis.
Eleutheropolis ist ein Binnenort Palästinas. Alle Zeugnisse, die wir von
seiner Stadtära besitzen, stammen aus Bersabee, einem Orte, der in der Luftlinie
über 41 Kilometer von ihm entfernt ist, auf dem einzigen praktikablen Wege,
den wir kennen,6) über Chebron ungefähr 65 Kilometer von Eleutheropolis lieg't.
Von Bersabee ist Gerara und damit Gaza leichter und vielleicht auch schneller
als Eleutheropolis zu erreichen. Gleichwohl zählten seine Einwohner κατά
Έλευθ-εροπολίτας und stellten ihren Kalender κατά Άραβας, deren Land damals
- nachdem Petra zur Palästina tertia geschlagen worden war — erheblich
entfernt lag, und sie nennen ihr Kalendervorbild, während von den zahl-
reichen Datierungen auf Inschriften in der Provinz Arabia meines Wissens keine
einzige κατ’ Άραβας erscheint; nur έτη κατά Βόστραν oder Βοστρηνούς oder ετη της
έπαρχείας (nämlich Αραβίας) werden dort g-ezählt.7)
Der Zusammenhang der Daten auf den Steinen von Berosaba mit Eleuthero-
polis und den Arabern wird aber einigermaßen aufgehellt, wenn wir unser Material
für Eleutheropolis durchsehen.
Bei dem vollständigen Mangel epigraphischer Zeugnisse für die Verwaltung
von Eleutheropolis während etwa der severianischen Zeit, in die nun also un-
zweifelhaft der Epochenbeginn von Eleutheropolis zu setzen ist, und auch für die
folgende Zeit, sind uns verstreute Bemerkung'en im Onomastikon des Eusebios
von Kaisareia hier von besonderer Wichtigkeit. Da Eleutheropolis selbstverständ-
lich in den Büchern der Heil. Schrift nicht genannt wird, kehrt es auch nicht als
Spitzmarke im Onomastikon wieder. Aber der Name der Stadt begegnet uns
ziemlich oft in verschiedenen Lemmata dieses Buches, entweder um die Ent-
fernung irgendeiner mehr oder minder nahen κώμη zu bestimmen oder (in einer

6) Nachtrag während des Druckes: Prof. Musil,
den ich über diese Verbindung befragte, antwortete,
er habe eine directe antike Straße zwischen Eleu-
theropolis und Berosaba nachgewiesen und zwei
römische Meilensteine an ihr constatiert; den einen
in Chirbet es Zak, n.-ö. von en Rimmon, und einen
zweiten bei Khenchir A.bu Mulassamah; auf dem
ersteren habe er von der Inschrift nur einige Buch-
staben bemerkt, die Inschrift des andern, der ihm

unzugänglich blieb, habe er gar nicht gesehen.
7) Solche Bezeichnungen der Kalenderart sind
im ganzen nur vereinzelt. Das entspricht auch der
(oft recht verdrießlichen) epigraphischen Regel, daß
der Ortsname innerhalb des Bereiches, für den er
gilt, gewöhnlich als selbstverständlich unterdrückt
wird. Im benachbarten Gaza wird ein einziges der
zahlreichen Daten κατά Γαζ(αίους) bestimmt, Rev.
biblique I 243.
 
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