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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Robert, Carl: Zu dem Epigramm von Lusoi
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0185

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C. Robert

Stephanos Byz. v. Άζανια; natürlich muß dann aber auch Vers 6 mit Hecker statt
des Aorist πημήνηι das Präsens πημαίνηι hergestellt werden, was Preger unterlassen
hat. Ob nun αύραι ohne den Zusatz εύώοεες, den es bei Nonnos hat, Duft oder Geruch
bedeuten kann, mag dahingestellt bleiben. Aber besagen die Worte, wie sie
dastehen, denn wirklich dasselbe oder wenigstens etwas ähnliches, wie das was
Phylarch erzählt? Besagen sie nicht vielmehr: „wer sich hier wäscht, dem schafft
der Geruch der süßen Trunkenheit Leid“, das heißt die μέθη bekommt ihm schlecht,
er verfällt der κραιπάλη, er verliert die Resistenzfähigkeit gegen den Weing'enuß,
den er also keineswegs verabscheuen würde? Man müßte sich denn zu der Be-
hauptung versteigen, daß μέθη hier mit singulärer Kühnheit von dem die μέθη
erzeugenden Wein gesagt sei. Weiter aber hätte man nicht übersehen dürfen,
daß, alle diese Unwahrscheinlichkeiten zugegeben, zwischen den Worten des Epi-
gramms und der Nachricht des Phylarch immer noch ein starker Widerspruch
bestehen bliebe. Denn nach jenem wäre der Abscheu vor dem Weingeruch eine
Folge der Waschung, nach diesem eine Folge des Wassergenusses, und ebenso
nach Eudoxos a. Ο. τούς γευσαμένους του υδατος. Durch den Zusatz εντός έόντα
wird die Sache noch complicierter; denn wenn man übersetzt: „während du darin
(also im Wasser) bist“, so tritt erstens eine g'anz neue Vorstellung hinzu, das Bad,
während vorher nur von Waschung die Rede war, und zweitens wird die Zauber-
kraft des Wassers auf die Dauer dieses Bades beschränkt und damit völlig' illu-
sorisch gemacht; denn der badende Ziegenhirt wird kaum in der Lage sein, Wein
zu genießen oder zu riechen. Letztere Schwierig'keit hat auch Preger erkannt;
aber was seine Änderung' εντός ιόντα helfen soll, vermag' ich nicht zu verstehen:
ιόντα kann doch unmöglich „cum excessisset“ bedeuten, wie es Preger para-
phrasiert, und εντός läßt sich weder mit ιόντα noch mit πημήνηι verbinden. Das
Wichtigste aber ist, daß in diesem Distichon noch g'ar nicht von der πηγή die
Rede ist, sondern von der κρήνη; diese würde, wenn die hier discutierte Ansicht
recht hat, die mystische Kraft ihrer πηγή wenigstens partiell beibehalten haben.
Zwar der Genuß ihres Wassers wäre unschädlich gewesen, hingegen ihre Be-
nutzung zu Bad oder Waschung' verhängnisvoll. Und die Folge dieses Bades
würde drastisch ausgemalt sein, während die Schädlichkeit der πηγή nur durch
das Beiwort μισάμπελος angedeutet wäre. Daß dies absurd ist, selbst für den
Aberglauben zu absurd, bedarf keines langen Beweises. Auf diesem Wege also
geht es nicht.
Versuchen wir daher τερπνής μέθης mit εντός έόντα zu verbinden. Das wollte
Jacobs, der paraphrasierte: „cave ne, cum vini calorem visceribus conceperis, hac
 
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