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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 8.1905

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Heft 1
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Petersen, Eugen: Archaischer Zierat von Erzgefäßen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34901#0081

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E. Petersen, Archaischer Zierat von Erzgefäßen

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Fig\ 73 a b und 74 a b abg-ebildeten Stücke an eine Jonische Werkstatt' muß ich an-
fechten, nicht weil ich überhaupt anderer Meinung· geworden wäre und jetzt den
Italikern geben zu müssen glaubte, was ich früher ionischen Griechen gab, sondern
weil ich in diesem Fall italischer Nachbildung- das griechische Vorbild geg'en-
überstellen und damit viel schlagender als unter den Peruginer Bronzen1)
Griechisches und Italisches zu scheiden vermag. Pernice nennt 73 ab ,Gefäß-
beschläge', 74 ab ,Henkel·, ohne damit auf die zum Verständnis erforderlichen
Analogien hinzuweisen. Ihm sind diese gewiß bekannt; vielleicht aber nicht jedem
Leser, und die Bezeichnung ,Gefäßbeschlag' möchte leicht verführen, den Jüngling
mit den beiden Rossen je einer Seite des Gefäßkörpers aufgeheftet zu denken,2)
anstatt oben henkelartig mit der Fußleiste auf der Schulter, mit der Kopfleiste
auf der Lippe des Gefäßes aufsitzend. Daß es so gewesen, beweisen zwei an
weit auseinanderliegenden Orten gefundene Gefäße, an deren minder erhaltenem
der Sachverhalt gleichwohl richtig erkannt werden konnte, fast dreißig- Jahre ehe
das besser, ja völlig erhaltene bekannt wurde. Dies ist die in den Annali 1880
tav. d’ agg. W abgebildete und S. 237 ff. von Helbig besprochene Anfora der Raccolta
Curnana n. 1600, die, als in Cuma gefunden, ein Hauptarg-ument für Helbigs
bahnbrechenden Nachweis des griechischen Ursprungs so vieler auch in Ober-
italien gefundener Bronzen ist. Wie er das Cumaner Gefäß eine Anfora nennt,
so bezeichnet er die beiden Dreifigurenstücke: hier je einen bartlosen Jüngling
mit Panzer und Beinschienen, der die Hände seitwärts an zwei aufgerichtete
Löwen hält, als Henkel, um so mehr mit Recht, als dies Gefäß keine anderen
Henkel hat. Hydria dagegen nennt Helbig das treffend zum Vergleich heran-
gezogene Erzgefäß von Graechwyl,3) weil dieses außer einem solchen figurenreichen
Vertikalhenkel zwischen Lippe und Schulter, der bekannten Gruppe der »per-
sischen Artemis' noch zwei horizontale Henkel hatte, die sich nicht nur mittels
je zweier Palmetten an den Enden, sondern auch zweier Löwenvorderteile, die
nach oben und unten zwischen den Palmetten heraussprangen, dem Gefäßkörper
anschmiegten. Helbig zieht aber richtig noch Reste eines anderen Gefäßes heran,
die nun räumlich und, wie wir sehen werden, auch stilistisch dem von Pernice
besprochenen Beispiel viel näher kommen, und die, 1854 bei Tolentino4) gefunden,

1) Vgl. Rom. Mitth. 1894S.253, besondersS. 315.
2) Vgl. das am Schluß citierte Tongefäß von
Narce, das gewiß einem erzenen nachgeahmt ist.
3) Von den bei Helbig a. a. O. S. 238. 2 an-
geführten Abbildungen ist besonders die in Größe
des Originals gegebene der Rhein. Jahrbücher XVIII

Taf. III mit Originalbericht zu vergleichen. Reinach
Rep. de la stat. II 320, 2.
4) Nicht unerwähnt will ich lassen, daß ich da-
selbst ein Stück notierte, das genau dieselbe Form
hat wie der Griff irgendeines Gerätes in Olympia.
Bronzen 1267.
 
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