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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 1.1921

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Heft 1
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Christine
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0086

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Kompass fahrend, heimwärts zur Hacienda auf die Kaffeeplantage
am Rio Hondo. Infolge des unglücklichen Ausganges der Expedition
habe ich meinen künstlichen Schellfisch hoch oben am Amazonenstrom
nicht zu sehen bekommen. Hatte doch Europa von ihm die Er-
lösung aus seinen Nahrungsschwierigkeiten erhofft. Die wissen-
schaftliche Ausbeute war verloren. Es erlitten den Heldentod im
Dienste der Wissenschaft: Forstrat L., Rittmeister B. Ehre ihrem
Andenken! — Den Geruch werde ich nicht mehr los. Mein Freund M. C.
riecht immer noch.
C ollo fino
* *


CHRISTINE
Komm, kleine geweihte, ent-
zweite Seelenhascherin. Meine
Liebe zu dir ist gross. Du bist
das Ziel meiner Sinne, mein Leib
verlangt nach dir, komm, kleine
silbrige!
Wie der helle Mond über
dem dunklen Wald, so stehst
du über mir, und ich rufe nach
dir; aber du lässt mich einsam
und kommst nicht.
Meine Finger tasten über die
Gardine; ein lichtblauer Himmel
ist über dir; meine Liebe ist eine
Traumgirlande. Komm zu mir,

dass ich dich halten könnte, so halten wie mit Zangen — glühendes
Eisen auf Ambos. Meine Finger krallen in die Gardine.
O du! Laufe nicht so in die Nacht, kleines Pflichtfortbildungs-

schulmädchen mit deinen erhabenen Luftschlössern. Glückliche Reise,

du bunte Seifenblase! Du Pranger meiner Sehnsucht! Meine Liebe
ist stiller als die dunkle Nacht.
Aber du bist so ohne Ahnung. Nur lieb sein, das willst auch
du, und weisst nicht, wie’s gemacht wird. i

Otto Schoff

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