Von Rudolf Levy gibt es so viele Geschichten und Anekdoten,
weise Sprüche und salomonische Urteile, er ist bei denen, die Be-
scheid wissen, so sehr bekannt als Dichter, Philosoph, weiser Spass-
RUD. LEVY Stilleben 1919 (Ölg.)
macher und guter Kame-
rad, dass man manchmal
darüber vergessen hat,
dass er eigentlich Maler
ist, oder wie man in
Deutschland sagt: Kunst-
maler.
Wenn von ihm die
Rede ist, so weiss jeder
in der Tafelrunde ein paar
reizende Geschichten zu
erzählen oder gar eins
seiner köstlichen Gedichte
aufzusagen. Und dann ist
es natürlich langweilig,
das bisher beliebte Ge-
spräch über die Prinzipien
der Malerei und den Kampf
Matisse—Picasso fortzu-
setzen, man wendet sich
heiteren und lieblicheren
Gefilden der Erinnerung
zu. Er selbst spricht selten von seinen Bildern. Er wäre ja nicht
der Vater des Domes, der in langjähriger unermüdlicher Arbeit die
jungen Leute des Montparnasse zu Skepsis und Bescheidenheit erzog,
wenn er sich mit seiner Arbeit, seinen Bildern dicke täte. Er wird
es auch nicht gerne sehen, dass man in aller Öffentlichkeit darüber
spricht. Über ernste Dinge schweigt man besser. Also schweigt
er über seine Bilder. Denn das sind ernste Dinge.
Seine Landschaften, Porträts und Stilleben werden in modernen
Ausstellungen niemals grosses Aufsehen erregen. Sie sind viel zu
bescheiden und einfach. Die neue deutsche Malerei, auch in ihren
besseren Vertretern vom sogenannten Expressionismus zu grossen
Anstrengungen, zu grossen Gebärden, zu grossem Getöse ange-
stachelt, schlägt und schreit in den grossen Ausstellungen ruhige
206
weise Sprüche und salomonische Urteile, er ist bei denen, die Be-
scheid wissen, so sehr bekannt als Dichter, Philosoph, weiser Spass-
RUD. LEVY Stilleben 1919 (Ölg.)
macher und guter Kame-
rad, dass man manchmal
darüber vergessen hat,
dass er eigentlich Maler
ist, oder wie man in
Deutschland sagt: Kunst-
maler.
Wenn von ihm die
Rede ist, so weiss jeder
in der Tafelrunde ein paar
reizende Geschichten zu
erzählen oder gar eins
seiner köstlichen Gedichte
aufzusagen. Und dann ist
es natürlich langweilig,
das bisher beliebte Ge-
spräch über die Prinzipien
der Malerei und den Kampf
Matisse—Picasso fortzu-
setzen, man wendet sich
heiteren und lieblicheren
Gefilden der Erinnerung
zu. Er selbst spricht selten von seinen Bildern. Er wäre ja nicht
der Vater des Domes, der in langjähriger unermüdlicher Arbeit die
jungen Leute des Montparnasse zu Skepsis und Bescheidenheit erzog,
wenn er sich mit seiner Arbeit, seinen Bildern dicke täte. Er wird
es auch nicht gerne sehen, dass man in aller Öffentlichkeit darüber
spricht. Über ernste Dinge schweigt man besser. Also schweigt
er über seine Bilder. Denn das sind ernste Dinge.
Seine Landschaften, Porträts und Stilleben werden in modernen
Ausstellungen niemals grosses Aufsehen erregen. Sie sind viel zu
bescheiden und einfach. Die neue deutsche Malerei, auch in ihren
besseren Vertretern vom sogenannten Expressionismus zu grossen
Anstrengungen, zu grossen Gebärden, zu grossem Getöse ange-
stachelt, schlägt und schreit in den grossen Ausstellungen ruhige
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