CARL ERNST OSTHAUS
ist Ostersonntag, 47 jährig, in Meran verschieden. Hier die Rede, mit
der Peter Behrens diesen großen und seltenen Menschen bei der
Gedächtnisfeier im Folkwang-Museum am 10. April würdigte.
Verehrte Anwesende! Der deutsche Werkbund hat mich-
beauftragt, am heutigen feierlichen Tage und an dieser Stätte,
seinem Vorstandsmitglied, dem Weggenossen und Freunde einen
letzten Gruß nachzurufen.
Auch der Werkbund ist nur ein Verein von Männern und Frauen,
die durch einen Gedanken zusammengeführt und gehalten sind, und ein
Abgesandter trägt den Anschein, eine wohlerwogene Pflicht zu erfüllen.
Jedoch, wenn ich ohne Ueberlegung bereit war, Ueberbringer
zu sein, so kam mir nicht der Gedanke, im ehrenvollen Dienste zur
Vermittlung nur einer höflichen Botschaft zu stehen. Denn der
Werkbund ist auch eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die
erglüht sind von einer Idee und an ein Ziel glauben und es zu
erstreben suchen in rastloser Arbeit. Diese sind es, die durch die
Trauernachricht im Schmerze verstummt, mich sandten und ein Wort
zu vermitteln hießen.
Sie sind es, die sagen wollen, daß sie am Grabe eines Freundes
nicht nur trauerten, sondern untröstlich seien, weil ihnen der Mitkämpfer
gefallen, ein Bruder im Geiste genommen, ein Vorbild erloschen sei.
Das ist es, was die, die dem Werkbund zugehören, auf’s
Tiefste erschüttert und eigentlich ganz Deutschland in Trübnis
stoßen mußte: Der Mann, dessen Leben von der reiferen Jugend
an bis zum letzten Atemzuge Werkbundgedanke war, der ihn nicht
nur in aller Reinheit durchdachte, sondern im Handeln ihn zur Tat
werden ließ, dieser Verwirklicher ist nicht mehr.
Ich lernte Carl Ernst Osthaus zu meiner Darmstädter Zeit,
als wir, damals die Jüngsten in der Kunst, ein neues Leben herauf-
beschwören wollten, eines Abends in Berlin kennen. Eine durch den
ersten Blick gewinnende Persönlichkeit, die, wie ich merkte, zudem
mit reichen Kenntnissen von Kunst- und anderer Wissenschaft
versehen, mir zustimmte in allen meinen hochfliegenden Phantasien.
Uns jungen Künstlern ging es auch damals nicht um eine
kunstgewerbliche Bewegung: wir wollten etwas anderes, als es den
Anschein durch unsre Arbeiten und Ausstellungen zunächst bekam.
Viel Höheres und Umfassenderes. Weltanschauungsideen waren es
auch damals, die uns bewegten, für die wir symbolischen Ausdruck
auf allen Gebieten der Kunst, im kleinsten Gegenstand und im
monumentalen Wollen, bis zum großen Festspielhause suchten.
71.
ist Ostersonntag, 47 jährig, in Meran verschieden. Hier die Rede, mit
der Peter Behrens diesen großen und seltenen Menschen bei der
Gedächtnisfeier im Folkwang-Museum am 10. April würdigte.
Verehrte Anwesende! Der deutsche Werkbund hat mich-
beauftragt, am heutigen feierlichen Tage und an dieser Stätte,
seinem Vorstandsmitglied, dem Weggenossen und Freunde einen
letzten Gruß nachzurufen.
Auch der Werkbund ist nur ein Verein von Männern und Frauen,
die durch einen Gedanken zusammengeführt und gehalten sind, und ein
Abgesandter trägt den Anschein, eine wohlerwogene Pflicht zu erfüllen.
Jedoch, wenn ich ohne Ueberlegung bereit war, Ueberbringer
zu sein, so kam mir nicht der Gedanke, im ehrenvollen Dienste zur
Vermittlung nur einer höflichen Botschaft zu stehen. Denn der
Werkbund ist auch eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die
erglüht sind von einer Idee und an ein Ziel glauben und es zu
erstreben suchen in rastloser Arbeit. Diese sind es, die durch die
Trauernachricht im Schmerze verstummt, mich sandten und ein Wort
zu vermitteln hießen.
Sie sind es, die sagen wollen, daß sie am Grabe eines Freundes
nicht nur trauerten, sondern untröstlich seien, weil ihnen der Mitkämpfer
gefallen, ein Bruder im Geiste genommen, ein Vorbild erloschen sei.
Das ist es, was die, die dem Werkbund zugehören, auf’s
Tiefste erschüttert und eigentlich ganz Deutschland in Trübnis
stoßen mußte: Der Mann, dessen Leben von der reiferen Jugend
an bis zum letzten Atemzuge Werkbundgedanke war, der ihn nicht
nur in aller Reinheit durchdachte, sondern im Handeln ihn zur Tat
werden ließ, dieser Verwirklicher ist nicht mehr.
Ich lernte Carl Ernst Osthaus zu meiner Darmstädter Zeit,
als wir, damals die Jüngsten in der Kunst, ein neues Leben herauf-
beschwören wollten, eines Abends in Berlin kennen. Eine durch den
ersten Blick gewinnende Persönlichkeit, die, wie ich merkte, zudem
mit reichen Kenntnissen von Kunst- und anderer Wissenschaft
versehen, mir zustimmte in allen meinen hochfliegenden Phantasien.
Uns jungen Künstlern ging es auch damals nicht um eine
kunstgewerbliche Bewegung: wir wollten etwas anderes, als es den
Anschein durch unsre Arbeiten und Ausstellungen zunächst bekam.
Viel Höheres und Umfassenderes. Weltanschauungsideen waren es
auch damals, die uns bewegten, für die wir symbolischen Ausdruck
auf allen Gebieten der Kunst, im kleinsten Gegenstand und im
monumentalen Wollen, bis zum großen Festspielhause suchten.
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