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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

DOI issue:
Heft 6
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Hans Bolz
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0242

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geb. 1885 in Aachen, gest. 1918 in München


Das Werk dieses
rheinischen Malers ist
wie eine Spiegelung aller
auch der zartesten Strö-
mungen der Malerei un-
serer Tage. Voll aller
Verheissung, aller Ver-
nichtung. Nicht etwa,
weil er leichtgläubig
einer Mode vertrauend
diese für Stil nahm.
Sondern weil er mitten
in den Diskussionen
Montmartres sass, weil
er die neue Malerei
kreierte, weil er jenes

HANS BOLZ Der Balkon (Ölg.) Leben geistiger Intensi-
tät, aus der die grossen
Maler unserer Tage ihre Kraft und Überlegenheit sogen, mitbaute

hinaus in ein vages Land der Zukunft, das wir alle vor dem Weltbeben

auftauchen fühlten.

Wir haben in unserer Heimat wenig von ihm gewusst, und die
wenigsten ahnten, dass Bolz in Paris zu den Führern der Moderne
zählte — in einer Schar von Franzosen, wenig Spaniern der einzige
Deutsche.
Die Art seiner Farbe, Komposition und Formulierung erscheint
von Beginn ab wie Diktatur.
Er trug mit Prägnanz und Konzentration seine Bilder in die dünnste
Luft der Probleme. Forderte das Äusserste, zuerst an Farbigkeit (in
den Bildern der spanischen Reise) eine wilde Orgie, kühner Bau von
Flecken über kleine Leinwand.
Seine abstrakten Bilder wiederum gingen weiter, als selbst Picasso
oderDelaunay wagten. Die Franzosen behielten die klassische Tradi-
tion des Formates, der rosa und blauen Töne — Bolz aber verzichtete
auf all dieses und gab die Geometrie der endlosen Nächte geistiger Ver-
sunkenheit, der Zerstörung des Leibes, des Angriffes der schamlosen
Menge auf die empfindsame, nervöse Seele des schöpferischen Menschen.

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