Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 1.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0088
DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:Dietrich, Rudolf Adrian: Wilhelm Morgner
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WILHELM MORGNER
Noch ring ich nach der Form, noch ungebunden
steh ich im Leben, eine wilde Welt,
und sinke tief in einsam-dunkle Stunden,
wenn mich das Wunderbare überfällt.
Ich möcht es fassen, möchte es umfangen,
inbrünstig halten; doch mir fehlt die Macht.
Weh, wer so schwach und so voll Kraftverlangen
am grauen Ufer seiner Seele wacht.
Noch ring ich mit den Formen Tag und Nacht,
mit Bildern und Gestalten, Mensch und Tier
und Pflanzen, Steinen, kämpf in glüh’nder Schlacht
rings zwischen meinem Horizont und mir.
Und zwischen mir und meinem Weltzenith
fass ich nach jedem Licht, des um mich kreist,
stürz ich durch jedes Nicht, das vor mir flieht,
den Weg zu wissen, der zur Schöpfung weist
Dietrich
Vision (Russland), Feder, 1915
50
Noch ring ich nach der Form, noch ungebunden
steh ich im Leben, eine wilde Welt,
und sinke tief in einsam-dunkle Stunden,
wenn mich das Wunderbare überfällt.
Ich möcht es fassen, möchte es umfangen,
inbrünstig halten; doch mir fehlt die Macht.
Weh, wer so schwach und so voll Kraftverlangen
am grauen Ufer seiner Seele wacht.
Noch ring ich mit den Formen Tag und Nacht,
mit Bildern und Gestalten, Mensch und Tier
und Pflanzen, Steinen, kämpf in glüh’nder Schlacht
rings zwischen meinem Horizont und mir.
Und zwischen mir und meinem Weltzenith
fass ich nach jedem Licht, des um mich kreist,
stürz ich durch jedes Nicht, das vor mir flieht,
den Weg zu wissen, der zur Schöpfung weist
Dietrich
Vision (Russland), Feder, 1915
50