Wir kennen in Deutschland Chaplin noch kaum. Wir wissen,
daß er 40 oder 400 oder 444 (es kommt ja heutzutage nicht so genau
drauf an; und dann bei den Valutaschwankungen!), also wir wissen,
ROBERT GENIN Charley Chaplin (Ölg.)
dass er ein paar Hun-
dert Millionen ver-
dient; dass er in Gali-
zien, Fontainebleau,
London und Amerika
geboren wurde; dass
er vor einiger Zeit in
Berlin war; dass er
hier, zum Staunen der
Reporter und Journa-
listen, nicht den Kur-
fürstendamm, nicht die
Autorennbahn, nicht
das grosse Schauspiel-
und auch nicht das
Zeughaus besichtigt
hat, sondern dass er
durch das nördliche
Berlin, durch die Ar-
beiterviertel gebum-
melt ist, dass er sich
in den Laubenkolo-
nien mit den einfach-
sten Leuten angebie-
dert und in einer Bier-
budike zu Abend gegessen hat; dass er, und das verstanden die
Journalisten nun gar nicht, dass er minutenlang ein paar Kindern
zusehen kann, die auf der Strasse spielen, oder einem Hund, der
gar nichts tut; und dass er also tatsächlich Berlin wieder verlassen
hat, ohne überhaupt den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße,
und was es sonst noch so gibt, gesehen zu haben.
Wir wissen, dass er der beliebteste Filmschauspieler jener Welt
ist, zu der Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr gehört. Und
wenn wir so glücklich waren, irgendwo in jener Welt (oder irgendwo
in Deutschland) ein paar seiner Filme zu sehen, so wissen wir ausser-
dem, dass er, dieser Clown mit dem wehmütigen Kindergesicht, dem
steifen Hut, den schlecht sitzenden Hosen und den viel zu grossen
Schuhen an der Grenze zwischen Ulk und Ernst hintorkelnd durch
alle beschämenden Abenteuer dieses unseres sonderbaren Lebens —
213
daß er 40 oder 400 oder 444 (es kommt ja heutzutage nicht so genau
drauf an; und dann bei den Valutaschwankungen!), also wir wissen,
ROBERT GENIN Charley Chaplin (Ölg.)
dass er ein paar Hun-
dert Millionen ver-
dient; dass er in Gali-
zien, Fontainebleau,
London und Amerika
geboren wurde; dass
er vor einiger Zeit in
Berlin war; dass er
hier, zum Staunen der
Reporter und Journa-
listen, nicht den Kur-
fürstendamm, nicht die
Autorennbahn, nicht
das grosse Schauspiel-
und auch nicht das
Zeughaus besichtigt
hat, sondern dass er
durch das nördliche
Berlin, durch die Ar-
beiterviertel gebum-
melt ist, dass er sich
in den Laubenkolo-
nien mit den einfach-
sten Leuten angebie-
dert und in einer Bier-
budike zu Abend gegessen hat; dass er, und das verstanden die
Journalisten nun gar nicht, dass er minutenlang ein paar Kindern
zusehen kann, die auf der Strasse spielen, oder einem Hund, der
gar nichts tut; und dass er also tatsächlich Berlin wieder verlassen
hat, ohne überhaupt den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße,
und was es sonst noch so gibt, gesehen zu haben.
Wir wissen, dass er der beliebteste Filmschauspieler jener Welt
ist, zu der Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr gehört. Und
wenn wir so glücklich waren, irgendwo in jener Welt (oder irgendwo
in Deutschland) ein paar seiner Filme zu sehen, so wissen wir ausser-
dem, dass er, dieser Clown mit dem wehmütigen Kindergesicht, dem
steifen Hut, den schlecht sitzenden Hosen und den viel zu grossen
Schuhen an der Grenze zwischen Ulk und Ernst hintorkelnd durch
alle beschämenden Abenteuer dieses unseres sonderbaren Lebens —
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