DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Wie gewinnt der Boxsport das Allgemein-Interesse?
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0258
WIE GEWINNT DER BOXSPORT DAS
ALL GEMEIN-INTER ESSE?
CURT PRENZEL
gewinnt bie deutsche Meister-
schaft im Halbschwergewicht
Wer heute behaupten würde, das Boxen
sei in allen Schichten der Bevölkerung; des
Reiches populär, übersieht die Sachlage
nicht. Er lässt sich trügen, weil bei ein-
zelnen Veranstaltungen, z. B. speziell in Ber-
lin, für die man die Bezeichnung „Gross-
kampftag“ gefunden hat, ein Allgemein-
interesse, durch die augenblickliche scharfe
Reklame veranlasst, vorhanden zu sein
scheint. Richtig beobachtet, geht das Pu-
blikum mit mehr oder minder grosser Gleich-
gültigkeit an einem Boxmeeting vorüber.
Ein kleinerer Kreis von Sportfreunden natürlich ausgenommen. Eine
zeitbegrenzte Aufstachelung des Interesses schafft dann einem Box-
kampf wohl guten Kassenerfolg, das richtige und wirkliche Interesse,
das sich natürlich nicht nur auf einen Kampf beschränken darf, bleibt
trotzdem flach wie zuvor. Gewiss entwickelt der Boxsport allge-
mein für sich Interesse und Popularität, wenn ein paar Grössen in
den Ring treten, deren Namen hier und im Auslande guten Klang
haben. Diese Abzweigung des Interesses von den Boxmeistern
ersten Ranges auf den Boxsport an sich müsste weit mehr gezüchtet
werden. Ein, zwei, vielleicht auch acht oder vierzehn Tage vor,
während und nach Abhaltung des Kampfes werden alle Register der
Reklame gezogen. Nachdem versinkt wieder alles in tiefes Schweigen.
Die Reklame bleibt in den meisten Fällen klein wie jede Re-
klame, die ausschliesslich mit Plakaten und Zeitungsanzeigen arbeitet,
und von einem feineren Werbedienst nichts zu kennen scheint. Wir
würden die Grenzen unserer heutigen Besprechung mit einer näheren
Ausführung einer Propaganda für den Boxsport überschreiten.
Gewiss kann die Reklame für einen einzigen Kampftag auch im
weiteren Sinn verallgemeinert werden. Nicht nur diese eine Box-
schau muss Nutzen aus ihrer Reklame ziehen, nein, das gesamte
Boxen soll in dieser Reklame sachlich erläutert, in den Mund der
Leute und dem Verständnis für den Nichtsportmann näher gebracht
werden.
Der Leser der Tageszeitung geht mit ziemlicher Gleichgültig-
keit über die Ankündigung eines Boxkampfes hinweg. Er findet
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ALL GEMEIN-INTER ESSE?
CURT PRENZEL
gewinnt bie deutsche Meister-
schaft im Halbschwergewicht
Wer heute behaupten würde, das Boxen
sei in allen Schichten der Bevölkerung; des
Reiches populär, übersieht die Sachlage
nicht. Er lässt sich trügen, weil bei ein-
zelnen Veranstaltungen, z. B. speziell in Ber-
lin, für die man die Bezeichnung „Gross-
kampftag“ gefunden hat, ein Allgemein-
interesse, durch die augenblickliche scharfe
Reklame veranlasst, vorhanden zu sein
scheint. Richtig beobachtet, geht das Pu-
blikum mit mehr oder minder grosser Gleich-
gültigkeit an einem Boxmeeting vorüber.
Ein kleinerer Kreis von Sportfreunden natürlich ausgenommen. Eine
zeitbegrenzte Aufstachelung des Interesses schafft dann einem Box-
kampf wohl guten Kassenerfolg, das richtige und wirkliche Interesse,
das sich natürlich nicht nur auf einen Kampf beschränken darf, bleibt
trotzdem flach wie zuvor. Gewiss entwickelt der Boxsport allge-
mein für sich Interesse und Popularität, wenn ein paar Grössen in
den Ring treten, deren Namen hier und im Auslande guten Klang
haben. Diese Abzweigung des Interesses von den Boxmeistern
ersten Ranges auf den Boxsport an sich müsste weit mehr gezüchtet
werden. Ein, zwei, vielleicht auch acht oder vierzehn Tage vor,
während und nach Abhaltung des Kampfes werden alle Register der
Reklame gezogen. Nachdem versinkt wieder alles in tiefes Schweigen.
Die Reklame bleibt in den meisten Fällen klein wie jede Re-
klame, die ausschliesslich mit Plakaten und Zeitungsanzeigen arbeitet,
und von einem feineren Werbedienst nichts zu kennen scheint. Wir
würden die Grenzen unserer heutigen Besprechung mit einer näheren
Ausführung einer Propaganda für den Boxsport überschreiten.
Gewiss kann die Reklame für einen einzigen Kampftag auch im
weiteren Sinn verallgemeinert werden. Nicht nur diese eine Box-
schau muss Nutzen aus ihrer Reklame ziehen, nein, das gesamte
Boxen soll in dieser Reklame sachlich erläutert, in den Mund der
Leute und dem Verständnis für den Nichtsportmann näher gebracht
werden.
Der Leser der Tageszeitung geht mit ziemlicher Gleichgültig-
keit über die Ankündigung eines Boxkampfes hinweg. Er findet
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