Künstler sind Träume Gottes: lichte und dunkle Träume. Sie
sind das zauberische Wehen und Verwehen des aus dem Jenseits
herüberspielenden Geistes, sie sind die stärkste, unfassbarste Offen-
barung überirdischen Leuchtens, und die letzten rhythmischen
Wunder des Daseins haben ihren Ursprung in ihrer Lust und
ihrer Qual.
Wer war der erste Künstler? War es der erste Mensch?
Vermutlich, denn ganz ohne Kunst vermag kein Mensch zu leben,
also wird es der erste Mensch gewesen sein, welcher die erste
Kunst zu schaffen sich bemühte, und es wird nicht die schlechteste
Kunst gewesen sein, weil sie dem lautersten Bedürfnis entsprang.
Künstler sind Bildner, und zwar der seltsamsten Art, denn es
ist im höchsten Sinne zwecklos, was sie bilden. Sie wissen es
auch selbst durchaus nicht immer zu deuten, es hängt im Letzten
nicht von ihrem Willen ab, was sie bilden, denn sie werden ge-
trieben, zuweilen auch gejagt, ein Muss treibt sie, ein höherer
Wille, die Eingebung, das Schicksal, der Himmel oder die Hölle.
Da schaffen sie denn, selig lachend oder fluchend: weil sie nicht
anders können. Sie schaffen kleine, vibrierende, seelenhafte Welten,
und das Material, aus dem sie ihre Welten formen, ist von der
edelsten Art: es ist der Geist.
Sie wandeln auf der Erde, doch nur mit den Füssen. Ihre
Augen durchschwärmen den Äther, ihr trunkener Atem saugt die
Witterung jenseitiger Ahnungen ein. Sie wandeln an Abgründen
hin, und viele von ihnen stürzen hinab: Wahnsinn, Elend, Martern
des Körpers und der Seele, ja Verbrechen lauern in den Gründen.
Verbrechen? Einer der grössten unter ihnen, Goethe, hat alternd
geäussert, dass er nicht selten in seinem Leben dem Verbrechen
erschreckend nahe gewesen sei.
Sie sind die Taumelnden, die Dionysischen, die Maasslosen.
Sie sind die paradiesisch Heiteren und gepeitscht durch alle Qualen
infernalischer Finsternis, die Seligen und die Verdammten. Sie
greifen mit den Händen nach den Sternen, um sie herabzuziehen
an ihr glühendes Herz. Sie starren in die Sonne, bis ihre Augen
erblinden. Sie wollen das Unmögliche, — und manchmal scheinen
sie es zu erreichen.
Der Atem Gottes weht aus ihnen und der betäubende Atem
der Sünde. Sie sind dem letzten Wissen nahe und der Einfalt
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sind das zauberische Wehen und Verwehen des aus dem Jenseits
herüberspielenden Geistes, sie sind die stärkste, unfassbarste Offen-
barung überirdischen Leuchtens, und die letzten rhythmischen
Wunder des Daseins haben ihren Ursprung in ihrer Lust und
ihrer Qual.
Wer war der erste Künstler? War es der erste Mensch?
Vermutlich, denn ganz ohne Kunst vermag kein Mensch zu leben,
also wird es der erste Mensch gewesen sein, welcher die erste
Kunst zu schaffen sich bemühte, und es wird nicht die schlechteste
Kunst gewesen sein, weil sie dem lautersten Bedürfnis entsprang.
Künstler sind Bildner, und zwar der seltsamsten Art, denn es
ist im höchsten Sinne zwecklos, was sie bilden. Sie wissen es
auch selbst durchaus nicht immer zu deuten, es hängt im Letzten
nicht von ihrem Willen ab, was sie bilden, denn sie werden ge-
trieben, zuweilen auch gejagt, ein Muss treibt sie, ein höherer
Wille, die Eingebung, das Schicksal, der Himmel oder die Hölle.
Da schaffen sie denn, selig lachend oder fluchend: weil sie nicht
anders können. Sie schaffen kleine, vibrierende, seelenhafte Welten,
und das Material, aus dem sie ihre Welten formen, ist von der
edelsten Art: es ist der Geist.
Sie wandeln auf der Erde, doch nur mit den Füssen. Ihre
Augen durchschwärmen den Äther, ihr trunkener Atem saugt die
Witterung jenseitiger Ahnungen ein. Sie wandeln an Abgründen
hin, und viele von ihnen stürzen hinab: Wahnsinn, Elend, Martern
des Körpers und der Seele, ja Verbrechen lauern in den Gründen.
Verbrechen? Einer der grössten unter ihnen, Goethe, hat alternd
geäussert, dass er nicht selten in seinem Leben dem Verbrechen
erschreckend nahe gewesen sei.
Sie sind die Taumelnden, die Dionysischen, die Maasslosen.
Sie sind die paradiesisch Heiteren und gepeitscht durch alle Qualen
infernalischer Finsternis, die Seligen und die Verdammten. Sie
greifen mit den Händen nach den Sternen, um sie herabzuziehen
an ihr glühendes Herz. Sie starren in die Sonne, bis ihre Augen
erblinden. Sie wollen das Unmögliche, — und manchmal scheinen
sie es zu erreichen.
Der Atem Gottes weht aus ihnen und der betäubende Atem
der Sünde. Sie sind dem letzten Wissen nahe und der Einfalt
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