Galerie Flechtheim [Mitarb.]: Der Querschnitt (1.1921)

Beruf“. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler
und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des
Hand werkers. Gnade des Himmels lässt in seltenen Lichtmomenten,
die jenseits seines Wollens stehen, unbewusst Kunst aus dem Werk
seiner Hand erblühen, die Grundlage des Werkmässigen aber
ist unerlässlich für jeden Künstler. Dort ist der Urquell des
schöpferischen Gestaltens.
Bilden wir also eine neue Zunft der Handwerker ohne die
klassentrennende Anmassung, die eine hochmütige Mauer zwischen
Handwerkern und Künstlern errichten wollte! Wollen, erdenken, er-
schaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in
einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der
aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird
als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glauben-«'.
Walter Gropius
P.S. Lehrende Meister für die Formlehre sind Walter Gropius, Lyonei
Feininger, Johannes Itten, Paul Klee, Gerhard Mareks, Georg Muche und Oskar
Schlemmer.

HANS BREITENSTRÄTER

In Berlin angekommen, wohin man sich,
wenn rheinische Süssigkeit lästig wird, zum
Ausgleich begeben soll, geriet ich sofort in die
Mitte von Flechtheim und Grossmann, von de
Fiori und Siemsen, der Sintenis und der Sauer-
mann, die ein einziger Magnet anzog.
Flechtheim, nez en l’air, hinter der neuen
Mappe, durchdrang kurzgefasst und ungehemmt
den Wall mystischer Öffentlichkeit, der sich
schnell um Breitensträter gelegt hatte und
steuerte kurzer Hand im Auto auf eine obere
Etage im Wildwest der kleinen Riesenstadt.
Nachdem man sich unterwegs noch die Un-
durchdringlichkeit berlinischer Steinwüsten
versichert hatte, kam man vor die Tür der
oberen Etage, hinter der ein Hund mit greu-
lichen Tönen warnte: Wohnung des Managers
Herrn Buss. Dem Hunde beigesellt ein höchst
passives Dienstmädchen, das heftig aufgefordert
wird, den Hund freundlich zu stimmen. Unsere
Art ist beiden völlig fremd, sie reagieren nicht


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