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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

DOI issue:
Heft 4/5
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Aus dem Berliner Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0207

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bis zu den im Gefühl wie in der
Form gleich starken grossen Fi-
guren der letzten drei Jahre. Wer
diesen im Grunde eigentlich recht
einfachen Weg begreift, wird mit
Genugtuung und Freude in Fiori
einen der wenigen wirklich
schöpferischen unter den leben-
den Künstlern erkennen. Er
scheint berufen, seine Kunst, die
seit Rodin nur Maillol (und nur
nach einer beschränkten Richtung
hin) entwickelte, weiter und nicht
in eine Sackgasse zu führen,
vielmehr einem, wie seine neuen
Figuren in der „Freien Sezession“
aufs neue beweisen, schönen
Ziele entgegen.
Hans Siemsen

ERNESTO DE FIORI
Schreitender
(Freie Secession)


Über das Leben, das im Kronprinzenpalais, dank Justi, pulsiert,
darüber gibt am besten folgender Aufsatz Max Osborns in der
Vossischen Zeitung Auskunft.
,,Die moderne Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzen-
palais hat wieder eine Reihe von Sälen umgestaltet und neu ein-
gerichtet.
Haupt-, Mittel- und Schwerpunkt ist eine imposante van Gogh-
Ausstellung, zu der die Herren von der Leitung der Galerie mit
Spürsinn und Eifer das Beste zusammengebracht haben, was sich
von Werken des holländischen Meisters in Berliner Privatbesitz
auftreiben liess. Damit wird wenigstens durch Leihgaben, wenigstens
für einige Monate die van Gogh-Lücke gestopft, die im Stockwerk
der Expressionisten klafft. Man denkt wieder mit Ingrimm an die
verpasste Gelegenheit aus der Kaiserzeit zurück. Damals wurden
der Nationalgalerie ein halbes Dutzend ausgewählter van Goghs
zum Kauf angeboten. Sie waren für ein Butterbrot zu haben. Wurde
aber nichts daraus. Nicht etwa, weil es ein Ausländer war — für
ein halbes Dutzend Bouguereaus wäre die Zustimmung wahrschein-
lich erteilt worden —, sondern weil es ein „Moderner“ war. Mit
solchen Maximen der Kunstpolitik mussten wir uns herumschlagen!
Ein Skandal.

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