Er beschränkte sich nicht auf das Zusammenwirken von
Werken der Architektur, Malerei und Plastik, sondern es darf ihm
hoch angerechnet werden, daß er auch das schöne Handwerk in das
Reich seiner Pflege einbezog. Durch die volle Auswertung hand-
werklicher Tüchtigkeit bekannte er sich auch ganz zu den kunst-
pädagogischen Grundsätzen, die unseren heutigen Erfahrungen gemäß
sind. Die Ergebnisse, die er verwirklichte, geben deutlich Zeugnis dafür,
daß es tatsächlich keinen Unterschied zwischen hoher und „Kleinkunst“
gibt, wenn alles sich zu einer Einheit zusammenfügt, die durch den
persönlichen Geschmack und die-Qualität des Objektes bedingt wird.
Und darüber noch hinaus wollte er das Leben selbst in den
Kreis der schönen Dinge einschließen, indem er der menschlichen
Gestalt durch Rhythmus und Farbe, nämlich durch Tanz und Mode
Veredelung geben ließ. So prägte er auch das Wort: „Wer die
Einheit sucht, wirkt am Teppich des Lebens“.
Auf seinem ganzen Lebenswege suchte er die Einheit, suchte
und fand Werte, die er verband. Und auch das gehört zu seinem
Bilde, daß eine Gattin als seltenes Beispiel treuer Mitwirkung in
gleichgeartetem Verständnis ihm helfend zur Seite stand.
Doch alles was er unternahm, alle Kunstliebe, alles Sammeln
und Bauen stand unter der Einstellung auf die lebende Kunst. Die
Jugend zu finden, die der kommenden Zeit Form gibt. Dieses war
sein Grundsatz von seinen eignen jungen Tagen bis zu seinem Ende.
Diese Neigung beherrschte ihn so sehr, daß er die Sorge nicht
los ward, es könnten junge Talente sich im Verborgenen mühen und
nicht hervortreten können, weil das Interesse zu sehr für die bereits
Erfolgreichen beansprucht sei. Und noch auf seinem Krankenlager
beschäftigte ihn dieser Gedanke, der ihn antrieb, mit einem Schreiben
dem Werkbund einen Künstler zu empfehlen, den er erkannt hatte
und für den er sorgte.
Wir, die wir die Zeit des Erwachens eines künstlerischen Ge-
wissens, die Anfänge eines morgendlichen Dämmerns zur Zeit der
Jahrhundertwende erlebten, erinnern uns gut und wissen- es darum,
was es bedeutet, dem Neuen und Werdenden beizustehen.
Wir haben nicht nur beim eigenen jungen Schaffen die Wohltat
einer Zustimmung erfahren, sondern sind gern bereit, auch für unsere
Zeit den Schluß daraus zu ziehen: Nur durch den jungen Geist kann
die Zukunft in Schönheit gestaltet werden.
Dieses will der deutsche Werkbund als das Vermächtnis des
dahingeschiedenen teuren Freundes heilig halten.
Die Leitung des Folkwang-Museums hat Dr. Karl With, seit langen Jahren
■Osthaus’ Freund und mit den Schätzen des Museums vertraut, übernommen.
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Werken der Architektur, Malerei und Plastik, sondern es darf ihm
hoch angerechnet werden, daß er auch das schöne Handwerk in das
Reich seiner Pflege einbezog. Durch die volle Auswertung hand-
werklicher Tüchtigkeit bekannte er sich auch ganz zu den kunst-
pädagogischen Grundsätzen, die unseren heutigen Erfahrungen gemäß
sind. Die Ergebnisse, die er verwirklichte, geben deutlich Zeugnis dafür,
daß es tatsächlich keinen Unterschied zwischen hoher und „Kleinkunst“
gibt, wenn alles sich zu einer Einheit zusammenfügt, die durch den
persönlichen Geschmack und die-Qualität des Objektes bedingt wird.
Und darüber noch hinaus wollte er das Leben selbst in den
Kreis der schönen Dinge einschließen, indem er der menschlichen
Gestalt durch Rhythmus und Farbe, nämlich durch Tanz und Mode
Veredelung geben ließ. So prägte er auch das Wort: „Wer die
Einheit sucht, wirkt am Teppich des Lebens“.
Auf seinem ganzen Lebenswege suchte er die Einheit, suchte
und fand Werte, die er verband. Und auch das gehört zu seinem
Bilde, daß eine Gattin als seltenes Beispiel treuer Mitwirkung in
gleichgeartetem Verständnis ihm helfend zur Seite stand.
Doch alles was er unternahm, alle Kunstliebe, alles Sammeln
und Bauen stand unter der Einstellung auf die lebende Kunst. Die
Jugend zu finden, die der kommenden Zeit Form gibt. Dieses war
sein Grundsatz von seinen eignen jungen Tagen bis zu seinem Ende.
Diese Neigung beherrschte ihn so sehr, daß er die Sorge nicht
los ward, es könnten junge Talente sich im Verborgenen mühen und
nicht hervortreten können, weil das Interesse zu sehr für die bereits
Erfolgreichen beansprucht sei. Und noch auf seinem Krankenlager
beschäftigte ihn dieser Gedanke, der ihn antrieb, mit einem Schreiben
dem Werkbund einen Künstler zu empfehlen, den er erkannt hatte
und für den er sorgte.
Wir, die wir die Zeit des Erwachens eines künstlerischen Ge-
wissens, die Anfänge eines morgendlichen Dämmerns zur Zeit der
Jahrhundertwende erlebten, erinnern uns gut und wissen- es darum,
was es bedeutet, dem Neuen und Werdenden beizustehen.
Wir haben nicht nur beim eigenen jungen Schaffen die Wohltat
einer Zustimmung erfahren, sondern sind gern bereit, auch für unsere
Zeit den Schluß daraus zu ziehen: Nur durch den jungen Geist kann
die Zukunft in Schönheit gestaltet werden.
Dieses will der deutsche Werkbund als das Vermächtnis des
dahingeschiedenen teuren Freundes heilig halten.
Die Leitung des Folkwang-Museums hat Dr. Karl With, seit langen Jahren
■Osthaus’ Freund und mit den Schätzen des Museums vertraut, übernommen.
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