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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

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Heft 1
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Friedländer, Max J.: Über das Kunstsammeln
DOI issue:
Heft 2/3
DOI article:
Cohen, Walter: Erinnerung an Seehaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0118

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PAUL A. SEEHAUS

Elbbrücke (Radierung)

zählte, daß er diese Oelbilder - eins davon ist in der schönen
Sammlung von Dr. Hans Koch in Düsseldorf - nicht mit seinem
Namen, sondern nach dem englischen Fischerdörfchen, wo er seine
ersten Malerferien verbracht hatte, „Barnett“ signierte. Vater Seehaus
wollte vom Malerberufe des einzigen Kindes nichts wissen. Ihm zu
Liebe ward Seehaus der Sohn Student der Kunstgeschichte und wurde
„Barnett“, um nicht die Familie zu „kompromittieren“. Es lag ihm
nicht, auf den Tisch zu schlagen oder die Tür in’s Haus zu werfen.
Er war durch und durch Künstler und ganz und gar kein Kraftmensch.
Als Maler ein Autodidakt, war Seehaus es auch als Graphiker.
Die frühesten Blätter, drei radierte Landschaften, entstanden 1912.
Das nächste Jahr, 1913, war das allerfruchtbarste auf diesem Gebiete;
ich zähle 23 Radierungen, größtenteils wiederum Landschaften. Eine
erstaunlich große Anzahl für den, der des Künstlers peinliche Ge-
wissenhaftigkeit in allen Dingen der Kunst kannte und dem zugleich
bewußt ist, daß gerade damals, nach Mackes jähem Tode (Sept. 1914),
seine Malerei eine Krisis durchmachte. Regelmäßig kam er mit seinen
Kupfer-, später Zinkplatten nach Düsseldorf, wo die alte Firma Schulgen,
die einst für Josef von Keller und die andern Düsseldorfer Kupfer-
stecher gearbeitet hatte, den Druck besorgte. Als einige rheinische
Museen zu einem lächerlich niedrigen Preise einige Abdrücke erwarben -
zu einem Verleger hat er es bei Lebzeiten nicht gebracht - war das
für den allzu Bescheidenen eine große Befriedigung. Man möge mich
nicht mißverstehen: bescheiden wirkte dieser Künstler nach außen.
Er war andererseits von der Zukunft seiner Kunst felsenfest über-
zeugt und von der größten Empfindlichkeit gegen diejenigen erfüllt, die
sie verlachten. Wer ihr aber glaubte, dem bewahrte er eine Dankbarkeit,
die in ihren Ausdrücken off rührend, ja beschämend wirkte.

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