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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

DOI issue:
Heft 4/5
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Ausgaben der Galerie Flechtheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0232

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eigentlich annehme. Auf der Strasse, meinen sie, traben unaufhörlich
Unirdische umher. An so eine groteske Vorstellung muss man bei
Otto Gleichmann denken. Sind das noch Menschen? Nein. Ge-
spenster? Keinesfalls! Auch keine Karikaturen. Groteske Erschei-
nungen: das erschöpft auch nicht, was der Künstler darzustellen
vermag. Ausgeburten unseres höllisch gewordenen Daseins! Das
könnte vielleicht stimmen . . . .“
Uber die XI. Mappe Willi Borutta’s Lithographien „Aus
dem Bergmannsleben“ mit einem Vorwort des Hauers Heinrich
Bohnenkamp schreibt Otto Albert Schneider anlässlich einer Aus-
stellung der Blätter: „Wie im Graphischen Kabinett die religiöse
Sehnsucht der Zeit bildnerischen Ausdruck findet, wird bei
Flechtheim das andere, uns Menschen von heute bewegende
Problem, die soziale Frage, aufgerollt. Die vor kurzem in einer
von der Galerie Flechtheim herausgegebenen Folge von graphischen
Sammelwerken erschienene Elfte Mappe enthält acht Litho-
graphien aus dem Bergmannsleben, die Willi Borutta
(Bochum) geschaffen hat. Ein schlichter Bergmann, der Hauer
Heinrich Bohnenkamp auf Zeche Langenbrahm, leitet die Samm-
lung mit der Schilderung eines Arbeitstages ein, die in ihrer un-
mittelbar zupackenden, das besondere Wesen dieser Welt unter
Tage knapp und erschöpfend umschreibenden Sprache sehr lustig
zu lesen ist. Und doch — aus diesen Sätzen, die dem Laien so
amüsant erscheinen, kommt uns der schwere Rhythmus einer Arbeit
entgegen, die vielen Tausenden täglich eine Gefahr bedeutet, die
sie kennen und von der sie doch nicht sich schrecken lassen, weil
ihnen das Hauen im Blute sitzt. Borutta hat sich mit Glück be-
müht, die wesentlichen Bildeindrücke einer Tagesarbeit über eine
blosse Abschilderung der Wirklichkeit hinaus ins Typische zu
steigern und doch wieder jenem tendenzvollen sozialen Pathos aus
dem Wege zu gehen, das Mennier zu Gestaltung brachte. Ihr
steht gerade der Bergmann verständnislos gegenüber, der, wie der
Hauer Bohnenkamp, mit der Welt da unten lebt.“
Für die XII. Mappe schafft Johannes Molzahn in Soest
6 Radierungen „Zeit-Taster“, für die Wilhelm Uhde eine Einfüh-
rung schreibt. — Diesen Mappen folgen alsXIII. Rudolf Grossmann
„Boxer“, 8 Lithographien mit dem Chanson von Beranger aus 1814
und einem Vorwort von Hans Breitensträter, dem deutschen Meister

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