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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 1.1921

DOI issue:
Heft 6
DOI article:
Rudolf Levy
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https://doi.org/10.11588/diglit.62259#0247

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und friedlichere Nachbarn einfach tot. Wer es nicht versteht, durch
seine Bilder, durch irgendwas „Besonderes“, durch irgendeine
übertriebene Geste
aufzufallen —■ der
fällt eben nicht auf.
Rudolf Levy fällt
nicht auf. In seinen
Bildern gibt es
keinen Bluff, keine
Kniffe und Kunst-
stücke, nur Arbeit
— weiter nichts.
Auf seine ganz per-
sönliche Art und
Weise verarbeitet
er die grossenLeh-
ren der Tradition,
der französischen
Malerei und die des
Ateliers Matisse zu
niemals geschmack-
loser, immer anstän-
diger und manchmal
ausserordentlich
schöner Malerei.
Ich vermeide die
grossen Worte, die
heute, wie die grossen Gesten, üblich sind. Sie würden vor dieser
ehrlichen Arbeit lächerlich und deplaciert wirken.
Eines Tages werden die grossen Gesten und grossen Worte
verschwunden sein und in der Stille, nach verklungenem Lärm, wird
die unentwegte Kunstgemeinde ein paar heut noch überschriene
Namen hören. Der Rudolf Levys wird darunter sein. Und man
wird (wie so oft, ein wenig verspätet) bemerken, dass der Dichter
der „Sappho“, der Schöpfer der „Deutsch - französischen Lyrik“
und der Held so vieler weiser Anekdoten zu der leider nur geringen
Zahl von Malern zählt, deren Bilder die Gegenwart überdauern
werden.

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Hans Siemsen
 
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