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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0304

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Münster zu Konstanz

Pläne zur weiteren Bereicherung auch der ganzen Ausstattung mit plastischem und
malerischem Schmuck, als der verhängnisvolle Bildersturm ausbrach. Aber nicht von
sich aus hätten die Konstanzer sich zu solchem Vorgehen hinreißen lassen, die Verant-
wortlichen waren Zwingli und der Züricher Rat, die immer wieder zur völligen Ver-
nichtung des ihnen anstößigen Bilderschmucks und aller Altäre drängten und sie
geradezu forderten. Bei den Widerständen in der Stadt selber folgte der Rat nur
zögernd dem fremden Verlangen, und nur unter dem Druck Zürichs hatte er am
10. März 1528 beschlossen, „dasz die Mesz die Siebenzitt, die Altar und die Bildnisse
samt allen päpstlichen Ceremonien in den Clöstern und in aller Stadt abgestellt und
zernichtend werden söllint“. Es wurde zwar eine Kommission zur Durchführung des
Beschlusses bestellt, aber man blieb doch zögernd. Zürich war darob ungehalten und
enttäuscht zu hören, daß „die Götzen und altär in einigen Kilchen uffrächt syend und
stundint“, man forderte, daß „on lengern Verzug“ solche Mißstände beseitigt werden.
Trotzdem entschloß sich Konstanz noch nicht zur radikalen Vernichtung. Nur teilweise
ließ man, um scheinbar der Forderung Genüge zu tun, das Münster „uszromen“: „1527
item 14. August geben dem Wolf Weber 4 tag im münster geholfen uszromen und die
götzen hinweg ton VI ß“. Aber das genügte Zürich nicht, es wurde erneut vorstellig und
schrieb Anfang Januar, „voll Verwunderung habe man davon gehört, daß die Götzen
und altäre noch allenthalben in den Kirchen stehen und man müsse deshalb an dem
wahren Ernste des Rats und an seinem guten Willen, dem lautern Wort Gottes zur
Herrschaft zu helfen, zweifeln.“ Das wirkte. Daraufhin Ratssitzung am 21. 1. 1529
„der goetzen und alter halb, die noch hie allerhalben in den kirchen stend“. Sofort ließ
man durch 2 Beauftragte diese Ärgernisse entfernen, aber aus Rücksicht auf die Volks-
stimmung in aller Stille mit Vermeidung jeden Aufsehens, ein Beweis, wie wenig das
Volk hinter diesem Vorgehen stand. Laut Missivbuch berichtete der Rat am 13. Sept.
1529 nach Ulm, sie hätten die Altäre in allen gemeinen und Hauskirchen abgebrochen
und dafür andere in Tischweise aufgerichtet, „götzen und bilder die zu Verehrung
uffgestellt on pracht und groosz gschrai abbrochen u. bhalten und darnach usz en
Behälter genommen und nach und nach in der still gar hin thun, verbrennen oder ver-
muren lassen.“ „Uszgang jänners hatt ain ersame oberkait der statt Constantz alle bilder
usz iren kirchen gethun, die mäszaltär abbrochen, och in des bischoffs monaster, allda
sy 63 altär funden und zerstöret“ (Kesslers Sabbata ed. Egli, S. 305).
Neue Ausstattung Nach der Rückkehr des Kapitels begann man sofort wieder mit der neuen Ausstattung
der leeren Hallen, zumal der Errichtung der Altäre, „dise tag hat man die altar im
münster mit aller fürderung gemachet“, berichtet Schulthaiss zu Ende April 1551. Nach
Verordnung Kaiser Karls V. waren die Konstanzer verpflichtet, die zerstörten Altäre
auf ihre Kosten wieder aufzubauen, wie sie früher waren, aber aus Mangel an Mitteln
geschah das nicht, so daß das Kapitel damit belastet blieb. 1623 waren nach Murer
24 „schöne und wolgeziertter Altar“ im Münster. Es gab damals 24 Pfründe, „20 be-
sitzend die stifft . . . vier sind Expectantes oder Wartterer“. Seit Ende lö.Jahrh. zeigt
sich eine steigende Stiftungs- und Gebefreudigkeit, die, genährt durch die Jesuiten und
die Gegenreformation, das ganze 17. Jahrhundert hindurch sich fortsetzte und in den
neuen Altaraufsätzen und sonstigem Schmuck, vor allem der schönen Folge schmiede-

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