Münster zu Konstanz
Inventar 1555
Schatz des
18. Jahrhunderts
ladungen gingen damals an die Frankfurter Juden Jakob und Schlam, während das
Edelmetall in Konstanz eingeschmolzen wurde (Sauer, S. 487).
Die wertvollen Paramente, die Thomas Hopff, Domherr in York und englischer Ge-
sandter beim päpstlichen Stuhle, 1488 dem Münster vermacht hatte, ornamenta sacer-
dotalia satis pretiosa, und die vermutlich 1527 mit nach Meersburg genommen wurden,
sind nicht mehr vorhanden (Fred. Mone I, 1, S. 54).
Vor der Übersiedlung nach Meersburg hatte man einige Reliquien vergraben. Bei der
Rückkehr nach Konstanz erörterte man 1549 im Kapitel, „ob man das vergrabenen
haylthums processione erheben wolle“ (D. Prot. 7243 f., 128). Um welche Reliquiare
es sich handelt, wird nicht gesagt.
Ein Inventar vom 2. Oct. 1555 (GLA 5/179, bei Kraus S. 217 ff.), zeigt, was das
Kapitel vier Jahre nach seiner Rückkehr nach Konstanz besaß, wovon es wohl seiner-
zeit einen Teil mitgenommen hatte, zumal die Kelche, während anderes Schenkungen
waren oder neu beschafft wurden. Als Ganzes gegenüber dem früheren Reichtum sehr
bescheiden. An Geräten umfaßt es nur das Notwendigste, aber mehrere Bildteppiche,
u. a. auch eine silberne Büste der hl. Verena. Das wertvollste Stück war anscheinend
ein neues Kreuz, „der salvator sambt dem kästen von lauterm goldt . . . hatt vil schönes
edlen gstains . . . und würdt allso das ganntz creutz ob den tausent guldin wärdt
geachtet und unnd geschätzt“.
Auffallend ist die stattliche Zahl der Bildteppiche: ain deppich mit dem stammen
Yesse . . auch ain deppich mit den siiben todtsünden . . . ain deppich isst der palmtag
daran gebildt — ain deppich mit allerley bildtwerck der iunng . . . khinder — ain
deppich mit vier wappen, isst das ein darunter küngssckisch — ain deppich isst
gebildet, wie die Juden die arch umb Yericho getragen haben — ain deppich mit
frowenbilder und thierenn gemacht — ain deppich isst auch mit den süben todtsünden
gebildet, mit etwa geschrillt daby —- ain schön gross hunger tuch on nädt.
1673, 7. IX., mußten im französisch-deutschen Kriege der Kirchenschatz und das
Archiv geflüchtet und gesichert werden (D. Prot. 7266, 218), von Verlusten wird nichts
gemeldet.
Der Schatz Ende 18. Jh.
Mit der neuen Ausstattung der Kirche wuchs langsam auch wieder der Schatz zu größerer
Bedeutung. Wie früher haben auch jetzt wieder die Bischöfe selbst größeren Anteil
daran. Im 17. und 18. Jh. wetteiferten sie fast mit den Domherren in Schenkungen von
Kostbarkeiten jeder Art, allen voran in der Freigiebigkeit die Bischöfe Joh. Fr. Vogt
von Prasberg, Bischof Jakob Fugger und im 18. Jh. die beiden Kardinäle Franz Konrad
und Maximilian Christoph von Rodt. Ende des 18. Jh. konnte sich der Schatz in seiner
strahlenden Pracht und Fülle fast mit dem der mittelalterlichen Kirche am Vorabend
der Reformation messen. Die beste Vorstellung davon gibt ein sehr genaues Verzeichnis
des ganzen Bestandes vom J. 1790 im Konstanzer Stadtarchiv, das auch die gesamten
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Inventar 1555
Schatz des
18. Jahrhunderts
ladungen gingen damals an die Frankfurter Juden Jakob und Schlam, während das
Edelmetall in Konstanz eingeschmolzen wurde (Sauer, S. 487).
Die wertvollen Paramente, die Thomas Hopff, Domherr in York und englischer Ge-
sandter beim päpstlichen Stuhle, 1488 dem Münster vermacht hatte, ornamenta sacer-
dotalia satis pretiosa, und die vermutlich 1527 mit nach Meersburg genommen wurden,
sind nicht mehr vorhanden (Fred. Mone I, 1, S. 54).
Vor der Übersiedlung nach Meersburg hatte man einige Reliquien vergraben. Bei der
Rückkehr nach Konstanz erörterte man 1549 im Kapitel, „ob man das vergrabenen
haylthums processione erheben wolle“ (D. Prot. 7243 f., 128). Um welche Reliquiare
es sich handelt, wird nicht gesagt.
Ein Inventar vom 2. Oct. 1555 (GLA 5/179, bei Kraus S. 217 ff.), zeigt, was das
Kapitel vier Jahre nach seiner Rückkehr nach Konstanz besaß, wovon es wohl seiner-
zeit einen Teil mitgenommen hatte, zumal die Kelche, während anderes Schenkungen
waren oder neu beschafft wurden. Als Ganzes gegenüber dem früheren Reichtum sehr
bescheiden. An Geräten umfaßt es nur das Notwendigste, aber mehrere Bildteppiche,
u. a. auch eine silberne Büste der hl. Verena. Das wertvollste Stück war anscheinend
ein neues Kreuz, „der salvator sambt dem kästen von lauterm goldt . . . hatt vil schönes
edlen gstains . . . und würdt allso das ganntz creutz ob den tausent guldin wärdt
geachtet und unnd geschätzt“.
Auffallend ist die stattliche Zahl der Bildteppiche: ain deppich mit dem stammen
Yesse . . auch ain deppich mit den siiben todtsünden . . . ain deppich isst der palmtag
daran gebildt — ain deppich mit allerley bildtwerck der iunng . . . khinder — ain
deppich mit vier wappen, isst das ein darunter küngssckisch — ain deppich isst
gebildet, wie die Juden die arch umb Yericho getragen haben — ain deppich mit
frowenbilder und thierenn gemacht — ain deppich isst auch mit den süben todtsünden
gebildet, mit etwa geschrillt daby —- ain schön gross hunger tuch on nädt.
1673, 7. IX., mußten im französisch-deutschen Kriege der Kirchenschatz und das
Archiv geflüchtet und gesichert werden (D. Prot. 7266, 218), von Verlusten wird nichts
gemeldet.
Der Schatz Ende 18. Jh.
Mit der neuen Ausstattung der Kirche wuchs langsam auch wieder der Schatz zu größerer
Bedeutung. Wie früher haben auch jetzt wieder die Bischöfe selbst größeren Anteil
daran. Im 17. und 18. Jh. wetteiferten sie fast mit den Domherren in Schenkungen von
Kostbarkeiten jeder Art, allen voran in der Freigiebigkeit die Bischöfe Joh. Fr. Vogt
von Prasberg, Bischof Jakob Fugger und im 18. Jh. die beiden Kardinäle Franz Konrad
und Maximilian Christoph von Rodt. Ende des 18. Jh. konnte sich der Schatz in seiner
strahlenden Pracht und Fülle fast mit dem der mittelalterlichen Kirche am Vorabend
der Reformation messen. Die beste Vorstellung davon gibt ein sehr genaues Verzeichnis
des ganzen Bestandes vom J. 1790 im Konstanzer Stadtarchiv, das auch die gesamten
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