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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0547

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Münsterschatz

item zwai grosze vergälte höupter, ains mit ainer cron u. ains mit ainer inflen . . .
Sunst ist by obbestimmten klainotern vil vergults kupfer gewesen . . . Item alle stain,
was stain sind gsin, hat man zusammen in ain säckli uff das gwölb gethon, wie wol
nichts guts darunter gewesen ist, aber vast vil glas in die Särch u. crutz gfaszt gsin“.
Und das Ergebnis dieses Raubes: „Summa des Golds aus dem Münster 8434 11 in Gold
und 86 ff. in Müntze . . . Aus dem Münster vom Silber 7836 fl. 3 b.“I
1535 nahm man dann noch den kleinen Rest der privaten Kelche, die man bisher
geschont hatte, im Werte von 197 fl. 13 b. Das Geld wurde zum Ankauf von Korn
verwendet, als Beitrag zu den Kosten des Türkenfeldzuges und zur Beschaffung von
Geschützen und Pulver. 1546 war alles ausgegeben und einer der reichsten und wert-
vollsten mittelalterlichen Kirchenschätze Deutschlands war unwiederbringlich dahin.
Auch die ungewöhnlich zahlreichen wertvollen Paramente fielen der Habgier zum Opfer.
Im Januar 1538 wurde auch davon ein genaues Verzeichnis aufgenommen (Ruppert
a. a. 0. S. 264ff.), darin u. a. drei goldene Chormäntel und drei ganz goldene Ornate
aufgeführt. Auffallend groß ist die Zahl der Bildteppiche, die eine Vorstellung gibt,
welche Bedeutung diese in mittelalterlichen Kirchen hatten. Aber im Verzeichnis sind
anscheinend die Teppiche des Münsters nicht von denen der anderen Konstanzer Kirchen
getrennt: Ain roter Teppich mit bilder — zwei rote teppich mit Dominicusbild — ein
grüner niederlendscher teppich — ein langer großer teppich mit den künigen des alten
testaments — ein großer teppich darauf! Christus inmitt am palmtag — ain groszer
teppich mit langen bildern und rymen daruff — ain großer teppich mit vil wilden
tieren — ain teppich daruff infantia Christi —- ain teppich mit bildern, gryfen und
andern grusamen tieren — ain großer langer teppich mit Kungsecker wappen.
Ferner in den Münsterrechnungen erwähnt: 1513 Exposui in curia quondam et ven.
dni de Randeg pro zway grosze haidisch werck tücher und ain kleins ex commissione
dominorum ... XV 1b. &. — Item von den haidischen tüchern zu futern und letsch daran
ze machen, sartori VI b &. — In fine huius anni exposui von den ringen und banden
an die zwo Stangen zu den tüchern im chor (D. Prot. 1513 nr. I 203. — Rott, Qu., S. 125).
Die Teppiche waren wohl größtenteils Konstanzer Erzeugnisse, worauf auch vielleicht
bei einem Teppich der Zusatz hinweist „niederlendsch“. Auch die im 15. und 16. Jh.
wiederholt genannten Teppichwirkerinnen deuten darauf hin, daß dieses Gewerbe in
Konstanz damals blühte (s. Rott, Qu. S. 123 f. — B. Kurth, Die deutschen Bildteppiche
des Mittelalters I, Wien 1926, S. 80, 284).
Auch die Paramente werden großenteils Konstanzer Arbeiten gewesen sein, da nach
den vielen überlieferten Meisternamen die Seidenstickerei im 15. und 16. Jh. in Kon-
stanz ebenfalls in großer Blüte war (Rott, Qu. S. 123). Eine besonders kostbare Seiden-
stickerei wurde vom Kapitel 1488 in Auftrag gegeben: Hond mine herren dem seiden-
stickern verdinget ain listen ze machen mit engeln cum armis Christi, mit erhaben werck
mit uncgold und sunst suberlich und gut, und wollend im geben für sin arbeit und um
allen züg, so er darzu bruchen wirt, fünf und drissig guldin (Rott, a. a. 0.).
Von den Paramenten wurde bei der großen Plünderung alles Gold und Silber abge-
trennt und eingeschmolzen, die Perlen und Edelsteine verkauft, ebenso die Kasein
und andere Paramente, die zu Kleidungsstücken verwertet wurden! Ganze Wagen-

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