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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0583

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Glocken

In Verbindung mit den großen Bauplänen und Arbeiten Ende 15. Jh. die Herstellung
des großen Geläutes. 1495 verhandelt man mit dem Glockengießer von Speyer, Meister
Jörg und Hans dem glogkenhencker, wegen neuer Glocken und beschließt am
14. Juni folgenden Jahres mehrere Glocken gießen zu lassen, eine, „die gröszer ist als
die jetzige größte und danach noch andere (D. Prot. 7234). Die erste war am Michaels-
tag 1496 gegossen worden. Am 11. Okt. beschloß man durch zwei Beauftragte „mit
Johanns glokenhengker und Meister Martin“, vielleicht dem Organisten und Singlehrer,
die Glocken „der Concordantz halb probieren“ zu lassen und ein Gerüst für die neue
Glocke auf das nächste anzugeben. 1496 soll die alte große Glocke den Herrn zu
St. Steffan verkauft werden für 1000 oder 900 fl. Erst am 20. Juni 1497 wird der Guß
der großen Glocke endgültig beschlossen, wobei bemerkt wird, weil anscheinend nicht
alles wunschgemäß verlaufen war, „daz man fiirter in solhen Buwen und hendeln
fürträchtiger und witziger sin solle (D. Prot. 7234, f. 110 v.). Am 4. V. 1498 Beschluß,
„daz man die nüwen grossen glogken uff dem hoff zurichten solle zu Jüten und maister
Hansen Zimmermann von Basel wideruni beschriben solle, daz niiw glogken-Gestiil, so
da ligt uff em hoff uff zeschlahen; daz die gross nüw glokg so noch ze gieszen ist, sampt
andern glogken, so uff sölh gestiil gehören, darinn mit aller beraitschaft gehenkt, und ain
Zidt also geliit und probiert werden, emals sy uff den nuwen turn gezogen werden“. Im
Dezember war der Guß fertig. Am 20.12. soll der Hüttenknecht ein Kleid von der Fabrik
erhalten, weil er wegen der Glocken mehr Arbeit hatte und der Meister Nikolaus,
famulus des Glockengiessers Georg, Geld für ein Kleid, da er getreulich gedient
hat (D. Prot. 7234, f. 128). Der Guß der großen Glocke war aber mißlungen, das
Kapitel verweigerte die Annahme, „cpiia in parte capitali rupta esset“, und man forderte
Ersatz. Auf Wunsch des Meisters war man jedoch bereit, unter Vorbehalt die Glocke
aufzuhängen und auszuprobieren. Es handelte sich um die Bügel, das „gehengk“, das
nicht sicher schien. Deshalb am 5. Nov. 1501 Anordnung, daß die große Glocke nachts
überhaupt nicht und an hohen Festen nur kurze Zeit geläutet werden soll. 1503 Be-
sichtigung der „gebresten der grossen Glogken des gehengks“ und Änderung durch
Meister Gall. Außerdem soll der Schmied die große Glocke an ihren Schilden salben
und bewahren, daß kein Schaden daran entsteht.
Zehn Glocken hingen in den Türmen, fünf in jedem. Die Apostelglocke war schon 1499
in den Turm der Sturmglocke gehängt worden (D. Prot. 7234, f. 133). 1505 werden
den Glockenläutern durch den Dekan ihre Gelübde verlesen, die sie alle zu halten
geloben.
1511, am 21. Okt., fiel das ganze Geläute dem Turmbrand zum Opfer. Das Münster
war auch seiner Glocken wegen berühmt. „Siner zyt ist das Domstift Costantz
weit berümpt gewesen vier dingen halb, nämlich ains herrlicher Chorgestüls, köstlicher
Orgel, guter sengery und schöner Glocken. Aber im folgenden jar ward durch die
brunst hingenommen der halb rum, namentlich Orgel und glocken (Mangold-German
[1510], S. 129.) Ein halbes Jahr später schon schloß das Kapitel einen Vertrag mit
Meister Niko 1 aus Oberacker für den Guß von fünf neuen Glocken (D. Prot. 7234,
f. 350. — Schreiber, S. 32 — Marmor, Topographie, S. 301). Des Kupfers wegen
hatte man sich an Kaiser Maximilian gewandt, der 1512 für das folgende Jahr dieses

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