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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0584

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Münster zu Konstanz

zu geben versprach, aber es müßte sein Name, Titel und Wappen dafür auf der Glocke
angebracht werden. Da dieses aber nicht geschah, fand die Lieferung wohl nicht statt.
1513 Beschluß zur Erstellung des Glockenstuhls, der „in ewigkeit weren soll“, und wozu
man sich an Meister Pelay von Lindau wandte, der bis 18. Aug. 1513 den Stuhl
erstellt hatte, nachdem im Juni schon drei Glocken gegossen waren. Bis Mai 1515
waren auch die drei weiteren Glocken gegossen und der Stuhl des anderen Turmes
erstellt (Oberacker, S. 23). Schon vorher hatte anscheinend das Kapitel mit dem
Glockengießer Jörg Guntheim von Straßburg, nicht Georg Grundtheim in
Straubing (Gröber), verhandelt und schloß 1517 mit ihm einen Vertrag für den Guß
weiterer Glocken, die gegen Frühling 1518 gegossen werden sollten und anscheinend
bis März fertig waren. Gewitzigt durch den Mißerfolg mit Meister Jörg von Speyer,
ließ das Kapitel vor der Schlußzahlung die Glocken durch den Gießer von Biberach
begutachten.
Nach der Rückkehr nach Konstanz ließ das Kapitel 1555 durch den Meister Moritz
von Kaufbeuern die Glocken umhängen, da sie gar übel versorgt seien, damit sie
nicht herunterfallen und ließ das Tragwerk neu mit Eisen beschlagen. Als man 1556
feststellte, daß die „große“ Glocke am Kranz beschädigt war, ließ man sie durch
Meister Moritz neu fassen (Oberacker, S. 26).
Am Neujahrstag 1557 „Ist die grösst glog und die gar grosse zerspalten“, die Krone
hatte einen Sprung gehabt, doch war die eine noch brauchbar und wurde mit einem
leichteren Klöppel.anders aufgehängt (Schulthaiß, Collectaneen VIII, S. 38 v.).
1584 beschloß das Kapitel, am 19. April, die vier alten Glocken in drei neue umzugießen
und dabei die große Glocke ungefähr 6 Zoll zu erweitern (D. Prot. 7245, f. 18) und
schloß am gleichen Tage dazu einen Vertrag mit dem Glocken- und Büchsengießer J oh.
Christof Löffler von Innsbruck. Dieser goß mit seinem Sohne zuerst die vor-
gesehenen drei Glocken und nachträglich eine vierte. Im gleichen Jahre war der Guß
vollendet, Ende Februar des nächsten Jahres wurden die neuen Glocken aufgehängt.
Eingeschmolzen waren die größte, die Apostelglocke von Jörg von Straßburg
1517, die Wetterglocke und die Salveglocke von N. Oberacker 1512. Vor dem Ein-
schmelzen hatte anscheinend der Glockengießer selber die Aufschriften und den Bild-
schmuck der Glocken genau aufgenommen, dabei die Verse, Distichen, als solche
angegeben (GLA Akten Konstanz-Stadt 618) :
„Auf der gröszen glockhen steht zu aller oberst umb die khron: Die Wetter Glockh heisz
ich. Hagell und weindt vertreib ich. Niclausz oberacker zu Kostantz gosz mich. Weiters
off dem obern boden:
Disceclat praecibus Pauli Sociq Joannis:
Angelicoq, nutu julminis omne malum 1512.
Gegen dem Kreuzlinger Thor Ist ein Engell, der durch den Abakuk dem Danyely In
der Löwen Gruben zu essen bracht. — Gegen den Rhein oder see Ain bildtnusz halt
ich für sanct Konradten. — Gegen Petershauszen Ain Engell mit einem Reichsappffell
Und oben uff demselbigen Apffell ein Crucifix. — Gegen der Thumbpropstey Ain Bildt
mit einer Palm Rutten halt ich pro Pelagij Bildnusz.
Uff der andern groszen glockhen am obern Boden steht geschrieben:

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